FIRN
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Im Akt des fotografischen Selbstportraits bin ich gleichzeitig Fotografin und Fotografierte. Ich stehe mir gegenüber. Ich bin räumlich von mir durch die Kamera getrennt. Mein Ich ist sowohl im Raum als auch in der Zeit verdoppelt- oder ist es gespalten? Diese Dualität im Moment des Auslösens nehme ich in der Komposition der Bilder auf. Mein Ich ist ein Wirbel aus Partikeln, dessen Zusammensetzung von Sekunde zu Sekunde differiert, zerfliegt, sich neu zusammenfindet. Von Sekunde zu Sekunde verändere ich mich, mein Ich lässt sich nicht greifen sondern wandelt sich, bevor ich es in seiner Gesamtheit hätte erfassen können. Der Wunsch ihnen zu begegnen führt mich zur Fotografie. Das Ich ist zu komplex, als dass es sich von der Fotografie erfassen ließe. Sie kann aber einige der abfallenden Ich-Partikel auflesen und sie auf ihrer Oberfläche für meinen zukünftigen Blick bewahren. Ich wähle das Selbstportrait, um den Splittern meines Ichs zu begegnen. Ich fotografiere mich immer am selben Ort. Dann trennt nur die Zeit mich und mich. Zwischen den Aufnahmen liegen Sekunden, Tage oder Wochen. Der Fluss der Zeit sichert ihren Abstand zueinander. Meine von der Zeit getrennten Versionen begegnen sich im Bildraum der Fotografie. Hier kann ich sie betrachten und den anfangs gewünschten Dialog der Ich Konstellationen in reduzierter, unvollständiger Form erleben.
Firn ist eine Art von Schnee, die mindestesten eine Ablationsperiode überdauert hat. Seine Dichte nimmt im Laufe der Zeit zu.
5 files, last one added on Jun 10, 2019 Album viewed 120 times
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Zur Lage der Region
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Die Tage des Braunkohlebergbaus in Deutschland sind gezählt. Der mit dem Kohleausstieg einhergehende Strukturwandel ist in der gesamten Lausitzer Region spürbar. Die im Tagebau bewegte Erde hat nicht nur neue Landschaften hervorgebracht; mit dem Ende der Braunkohleförderung sucht die Lausitz auch nach einer neuen Identität. Dieser Prozess findet im urbanen Raum der Städte, den renaturierten Seenlandschaften und der Umgebung des noch aktiven Tagebaus auf unterschiedliche Weise statt.
Die Fotoserie „Zur Lage der Region“ versammelt Ansichten von Orten, an denen tradierte und junge Strukturen koexistieren, altes verfällt und etwas Neues entsteht. Die Arbeit setzt sich einerseits mit Problemen und Konfliktthemen wie den Umweltfolgen des Tagebaus und dem Leerstand in den Städten auseinander und reflektiert gleichzeitig stereotype Darstellungen der Region. Sie beschreibt den schrittweisen Aufbruch der Region aus der Ära der Braunkohleindustrie, sowie die Entstehung Europas größter Seenlandschaft.
In Zusammenarbeit mit der Tageszeitung Lausitzer Rundschau möchte ich meine bisherige Auseinandersetzung mit dem Thema weiter vertiefen und die Ansichten der unterschiedlichen, vom Strukturwandel betroffenen, Orte durch eine typologische Sammlung von Innenräumen des gesellschaftlichen Lebens erweitern.
Besonders die gesellschaftlichen Spannungen der letzten Jahre, die sich unter anderem in einem Erstarken rechter Strukturen und populistischer Rhetorik in der Politik niederschlagen, motivieren mich zu einer genaueren Betrachtung des Strukturwandels, der gerade die Bevölkerung in der Region jenseits der Großstädte vor große Herausforderungen stellt. Die Serie „Zur Lage der Region“ setzt sich, jenseits von eindimensionalen negativen Darstellungen, bewusst sachlich mit der aktuellen Situation der Lausitz auseinander.
Rund um das Lausitzer Braunkohlerevier siedelten sich schon Ende des Neunzehnten Jahrhunderts zahlreiche Industriezweige an, die direkt oder indirekt vom Tagebau lebten. Während der Ausstieg aus der Braunkohle zugunsten eines Ausbaus erneuerbarer Energie ein wichtiger Schritt für den Umweltschutz ist, muss die Region sich neu erfinden, Betriebe müssen sich anpassen oder gehen.
Diese Veränderungen machen sich auch in Vereinshäusern, Gasthöfen, Gemeindesälen, Kegelbahnen und Festräumen bemerkbar. Auf solche und ähnliche Orte möchte ich mich in meiner weiteren Auseinandersetzung konzentrieren.
Bereits in früheren Arbeiten beschäftigte ich mich mit strukturellem Wandel und will diese Auseinandersetzung hier weiter vertiefen.
Mich interessieren sowohl Indikatoren gesellschaftlicher Veränderungen und Spannungen, als auch die Formen in denen tradierte Strukturen mit gegenwärtigen Entwicklungen koexistieren oder ihnen weichen (müssen).
5 files, last one added on Jun 25, 2019 Album viewed 139 times
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Gen Mekka - Deutsche Moscheelandschaften
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Gen Mekka - Deutsche Moscheelandschaften
Welche Transformation vom schlichten und funktionellen Raum hin zum „spirituellen“ Ort des Glaubens steht hinter den Moscheen Deutschlands? Existieren sich wiederholenden, innenarchitektonische Merkmale der Örtlichkeiten? Und lässt sich die ursprüngliche Nutzweise der Räume noch erkennen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die Serie „Gen Mekka“. Die erste Moschee Deutschlands entstand im Jahr 1914 im sogenannten Halbmondlager für Kriegsgefangene muslimischen Glaubens. Obwohl der Islam spätestens seitdem ein fester Teil Deutschlands wurde, gibt es in Deutschland nur wenige eigenständige Moscheebauten: Von circa 2.700 Gebetsräumen sind nur etwas über 200 eigens errichtete Gebäude. Die meisten anderen sind angemietete Räume, die zu Moscheen umgewandelt wurden. Fast alle dieser Moscheen sind zugänglich für die Öffentlichkeit, trotzdem haben die wenigsten Nicht-Muslime und Nicht-Musliminnen die nächstgelegene Moschee ihrer Nachbarschaft von innen gesehen. Viele dieser Orte sind daher eine Projektionsfläche für islamophobe Vorurteile. Die Serie „Gen Mekka“ widmet sich diesen Orten, auch um die deutsche oder europäische Besonderheit derselben visuell zu erforschen und zu erfragen, wie Räumlichkeiten, die eigentlich als Fabrikhallen, Wohnungen, Werkstätten oder Ähnliches gedacht waren, umfunktioniert wurden.
5 files, last one added on Jul 11, 2019 Album viewed 92 times
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