Für ihre Fotoreportage über indigene Frauen im Kampf um ihren Lebensraum in Kolumbien wird die italienische Dokumentarfotografin Chantal Pinzi mit dem Lagois-Fotopreis 2023 geehrt.
In Chantal Pinzis Fotoreihe “Extractivism” geht es um Frauen aus dem Stamm der Wayuu, die auf der Halbinsel La Guajira gegen die Ausbeutung und die gesundheitliche Belastung durch den Bergbau in ihrer Region Widerstand leisten. Im Urteil der Jury heißt es: „Chantal Pinzi schafft es, eine komplexe Realität zu zeigen, die den meisten von uns nicht bekannt ist. Sie macht die innere Perspektive der kämpferischen Wayuu-Frauen auf hoch beeindruckende Weise plastisch und erzählt ihre Geschichte mit einer Poesie, die nicht ins Kitschige rutscht.”
Der Lagois-Nachwuchspreis der Stiftung Evangelische Jugendarbeit in Bayern in Höhe von 1.500 Euro fördert fotografische Talente zwischen 14 und 27 Jahren. Er geht in diesem Jahr an Julian Hahne, Milena Schilling und die EJ Günzburg (v.li.n.re.).
Milena Schilling hat die Jury mit ihrer Bilderserie „Die Fichte und der Käfer“ überzeugt. So heißt es in der Begründung: „Mit Farb- und Lichteffekten lenkt sie fotografisch geschickt den Blick der Betrachtenden auf unsere sterbenden Wälder und die Ausbreitung des Borkenkäfers. Sie schafft so ein tiefes Bewusstsein für den Schutz des Waldes.”
Julian Hahne habe mit seiner Reportage über verantwortungsvollen Goldabbau im südamerikanischen Suriname das Thema Klimagerechtigkeit in einen globalen Zusammenhang gebracht, so die Jury: „Seine Fotos regen auf mehreren Ebenen zum Umdenken an. Er baut darin die Nähe zu den Arbeitern auf und stellt sie in den Vordergrund, ohne die Dimension der Auswirkungen auf die Natur und Umwelt aus dem Blickwinkel zu verlieren.”
Die Bilder der Evangelischen Jugend Günzburg aus einem Repair-Café zeigten hingegen, wie durch Reparaturen ein aktiver Beitrag zu Nachhaltigkeit und Umweltschutz sowie eine neue Liebe für Dinge entwickelt werden könne.
Bereits im Frühjahr war das Lagois-Stipendium mit einer Dotierung von 1.000 Euro an die Frankfurter Dokumentarfotografin Sandra Weller vergeben worden.
Zur Fertigstellung ihrer Fotoreportage “Solarkiosk” reiste Sandra Weller damit erneut nach Ghana – einem der am schnellsten wachsenden Solarenergie-Märkte in Afrika. Die Fotografin nimmt in ihrer Bilderserie einen Solarkiosk in dem Kakaobauern-Dorf Dauda in den Fokus, der Dorfbewohnern aus fünf Ortschaften dabei hilft, Zugang zu Licht und Strom zu bekommen. Zugleich problematisiert sie, wie gebrauchte Batterien und Solaranlagen die Umwelt vergiften. Die Ambivalenz des Umgangs mit Solarenergie in afrikanischen Ländern wird damit greifbar.
Im Anschluss an die Preisverleihung wurde die Ausstellung “Klimagerecht leben” eröffnet. Sie zeigt Werke von Fotografinnen und Fotografen aus aller Welt, die sich mit den Herausforderungen und Chancen des Klimawandels beschäftigt haben – kuratiert aus den über hundert Einsendungen im Lagois-Fotowettbewerb. “Die Schau verdeutlicht, dass der Klimawandel globale Auswirkungen hat”, erklärt Kuratorin Rieke C. Harmsen. “Die Bandbreite der Themen reicht von den Demonstrationen in Lützerath bis hin zu Porträts von VertreterInnen der Letzten Generation und zeigt Bilder von lokalen Initiativen ebenso wie groß angelegte Umweltprojekte, die Hoffnung machen”, so Harmsen.