Die Deutsche Börse Photography Foundation hat den HfG Fotoförderpreis 2023 an Madlen Strebel für ihr Projekt „Two Hours Per Hour“ verliehen.
Der Preis zeichnet jährlich Studierende an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main (HfG) aus, die sich mit dem Medium Fotografie auseinandersetzen. Im Rahmen ihres Engagements zur Förderung junger zeitgenössischer Künstle vergibt die Foundation den mit 3.000 Euro dotierten Preis jährlich seit 2010. Die Verleihung erfolgte im Rahmen des traditionellen HfG-Rundgangs am 14. Juli in Offenbach. Die diesjährigen Jurymitglieder waren Anne-Marie Beckmann, Direktorin der Deutsche Börse Photography Foundation, und der Frankfurter Galerist Peter Sillem.
In ihrer Begründung schreibt die Jury: „In dieser Arbeit thematisiert Madlen Strebel das Streben nach Schönheitsidealen und Selbstoptimierung mittels billiger und fragwürdiger Beauty-Korrektur-Produkte, die in Onlineshops gekauft werden können. Das Versprechen dahinter ist die vermeintlich schnelle Behebung selbstempfundener Defizite und die kurzfristige Befriedigung durch den Konsum von angeblichen Schnäppchen. Strebels farbige Porträts zeigen junge Menschen, die jeweils eines der Fast-Beauty-Produkte ausgewählt haben und testen. Der Schnelligkeit und Vergänglichkeit dieser Produkte und ihres Kaufs begegnet sie mit einem prozesshaften, langsamen fotografischen Verfahren: Sie nimmt ihre Protagonist*innen analog mit einer alten Hasselblad-Mittelformatkamera auf. Die überlebensgroßen, ungerahmten Prints erinnern in ihrer Direktheit und Unerbittlichkeit an Passfotos. Zugleich verweisen sie auf Referenzpunkte der Kunstgeschichte vom klassischen Herrscherporträt bis hin zu Positionen der jüngeren Fotografiegeschichte. Dadurch bekommt Madlen Strebels Arbeit eine zusätzliche historische Dimension, die auf das jahrtausendealte Streben nach jeweiligen Idealvorstellungen mit fragwürdigen und bisweilen skurrilen Methoden rekurriert.“
Madlen Strebel wurde 1996 in Mainz geboren und studiert im sechsten Semester im Fachbereich Kunst an der HfG.
Darüber hinaus hat die Jury eine lobende Erwähnung für die Arbeit „Haufen“ von Lea Kulens ausgesprochen. Aus der Perspektive eines Haufens von Verpackungsmaterial, das beim Aufbau einer Ausstellung übriggeblieben ist, fotografiert sie mittels mehrerer Lochkameras in den Ausstellungsraum hinein und hängt diese Bilder als riesige Fotostreifen in den Raum. So dreht Kulens die übliche Blickrichtung um: Das Randständige, scheinbar Wert- und Nutzlose blickt auf uns zurück. Daraus resultiert auch eine gesellschaftspolitische Lesart der Arbeit, die aus dem geschützten und geschlossenen Ausstellungskontext hinaus in den öffentlichen Raum wirkt. Lea Kulens wurde 1997 in Hanau geboren und studiert seit 2017 im Fachbereich Kunst an der HfG.
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