Bei einem Gala-Event in London gab die World Photography Organisation gestern Abend die Gesamtsieger der Sony World Photography Awards 2023 bekannt. Seinen Preis nicht annehmen wollte der deutsche Fotokünstler Boris Eldagsen, der mit einem KI-generierten Bild die Kategorie Creativ gewonnen hatte.
Die Auszeichnung für das KI-Bild von Boris Eldagsen hatte bereits im Vorfeld der Preisverleihung international die Diskussion angestoßen, ob synthetisch erzeugte Bilder bei einem Fotowettbewerb ausgezeichnet werden sollten.
Boris Eldagsen im Rahmen der Preis-Gala vor etwa 500 geladenen, internationalen Gästen: „Vielen Dank, dass Sie mein Bild ausgewählt haben und dies zu einem historischen Moment gemacht haben, da es das erste KI-generierte Bild ist, das in einem angesehenen internationalen FOTOGRAFIE-Wettbewerb gewonnen hat.
Wie viele von Ihnen wussten oder vermuteten, dass es von einer künstlichen Intelligenz erzeugt wurde? Irgendetwas daran fühlt sich nicht richtig an, stimmt’s?
KI-Bilder und Fotografie sollten bei einem Preis wie diesem nicht miteinander konkurrieren. Es handelt sich um unterschiedliche Dinge. KI ist keine Fotografie. Deshalb werde ich den Preis nicht annehmen.
Ich habe mich als Schelm beworben, um herauszufinden, ob die Wettbewerbe für KI-Bilder vorbereitet sind, um teilzunehmen. Das sind sie nicht.
Wir, die Fotowelt, brauchen eine offene Diskussion. Eine Diskussion darüber, was wir als Fotografie ansehen wollen und was nicht. Ist das Dach der Fotografie groß genug, um KI-Bilder zur Teilnahme einzuladen – oder wäre das ein Fehler?
Mit meiner Ablehnung des Preises hoffe ich, diese Debatte zu beschleunigen.
Da ich 30 Jahre lang fotografiert habe, bevor ich mich der künstlichen Intelligenz zuwandte, verstehe ich das Für und Wider dieser Debatte und werde mich gerne an der Diskussion beteiligen.
Wenn Sie nicht wissen, was Sie mit dem Preis machen sollen, spenden Sie ihn bitte an das Fotofestival in Odessa, Ukraine. Ich werde Ihnen gerne die Kontakte vermitteln“, so der Fotokünstler, dessen Siegerbild bereits von der Webseite des SWPA entfernt wurde.
Der Titel „Photographer of the Year“ geht unbeschadet dessen an den Fotografen Edgar Martins (Portugal) für seine Serie Our War (Unser Krieg), eine Hommage an seinen Freund, den Fotojournalisten Anton Hammerl, der 2011 im libyschen Bürgerkrieg getötet wurde. Martins erhält ein Preisgeld in Höhe von 25.000 US-Dollar und eine Fotoausrüstung von Sony. Darüber hinaus wird im Rahmen der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards im nächsten Jahr eine Einzelausstellung mit Arbeiten von Edgar Martins stattfinden. Diese Einzelausstellungen bieten den Preisträgern die Möglichkeit, Fortsetzungen ihres prämierten Projekts oder neue Werke zu präsentieren und so ihre Arbeit noch bekannter zu machen.
Edgar Martins wurde aus den zehn Kategoriegewinnern und -gewinnerinnen im professionellen Wettbewerb ausgewählt, die gemeinsam mit den Zweit- und Drittplatzierten in jeder Kategorie vorgestellt wurden. Darüber hinaus wurden auch die Gesamtsieger im offenen, Jugend- und Studentenwettbewerb bekannt gegeben.
Auch der Gewinner des Nachhaltigkeitspreises, Alessandro Cinque (Italien) wurde bekanntgegeben. Dieser neue, mit 5.000 US-Dollar dotierte Preis wurde in Zusammenarbeit mit der United Nations Foundation und der Picture This-Initiative von Sony Pictures entwickelt. Er wird für Fotoprojekte über Menschen und Organisationen vergeben, deren Engagement einem der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen dient.
Die Ausstellung zu den Sony World Photography Awards 2023 ist bis 1. Mai 2023 im Somerset House in London zu sehen.
https://www.worldphoto.org/sony-world-photography-awards-exhibition