Die beiden diesjährigen Gewinner des international renommierten und traditionsreichen Fotowettbewerbs Leica Oskar Barnack Award (LOBA), der 2022 bereits zum 42. Mal verliehen wird, stehen fest.
In der Hauptkategorie überzeugte die im Iran geborene und in Kanada aufgewachsene Fotografin Kiana Hayeri die fünfköpfige Jury mit ihrer Serie „Promises Written on the Ice, Left in The Sun“, die gleich von drei Nominatoren vorgeschlagen wurde. In der Kategorie „Leica Oskar Barnack Award Newcomer“ setzte sich der deutsche Fotograf Valentin Goppel mit seiner Serie „Between the Bears“ durch. Seine Serie wurde von der Hochschule Hannover eingereicht.
Die beiden Gewinner-Serien sowie zehn Fotoprojekte der weiterer Finalisten sind bis Januar 2023 im Ernst Leitz Museum im Leitz-Park Wetzlar zu sehen.
Kiana Hayeri: Promises Written on the Ice, Left in the Sun
Nach dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan im Sommer 2021 wurde schnell deutlich, wie die Taliban innerhalb von wenigen Tagen alle Errungenschaften in den Bereichen Meinungsfreiheit, Frauenrechte und Bildung zunichte machten und durch Angst und Unsicherheit ersetzten. Seit mehr als sieben Jahren lebt die im Iran geborene und in Kanada aufgewachsene Fotografin (*1988) in Afghanistan und stellt immer wieder insbesondere die Lebenssituation von Frauen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.
Kiana Hayeri: „Meine Arbeit konzentriert sich auf afghanische Frauen, dieselben Frauen, die kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner in Afghanistan in den Mittelpunkt der Kriegsanstrengungen zur Befreiung des Landes gestellt wurden. Heute haben viele dieser Frauen das Gefühl, dass sie im Stich und zurückgelassen wurden. Afghanistan ist ein Ort der Extreme, an dem das Beste und das Schlimmste der Menschheit Seite an Seite leben. Furcht und Mut, Verzweiflung und Hoffnung, Leben und Tod existieren nebeneinander.“
Kiana Hayeri wuchs in Teheran, Iran, auf und wanderte als Teenagerin nach Toronto aus. Angesichts der Herausforderungen, die die Anpassung an eine neue Umgebung mit sich bringt, begann sie mit der Fotografie, um die Kluft zwischen Sprache und Kultur zu überbrücken. In ihren Arbeiten setzt sie sich häufig mit komplexen Themen wie Migration, Adoleszenz, Identität und Sexualität in kriegsgeschüttelten Ländern auseinander. 2021 wurde sie mit der Robert Capa Gold Medal für ihre Fotoserie Where Prison Is Kind of a Freedom ausgezeichnet, die das Leben afghanischer Frauen im Gefängnis von Herat dokumentiert. Im Jahr 2020 erhielt sie den Tim Hetherington Visionary Award und wurde zum sechsten Empfänger des James Foley Award for Conflict Reporting ernannt. Die Fotografin ist Senior TED Fellow und schreibt regelmäßig für die New York Times und National Geographic. Derzeit lebt und arbeitet sie in Kabul, Afghanistan.
Valentin Goppel: Between the Years
Junge Erwachsene in Zeiten von Corona: Der deutsche Fotograf Valentin Goppel (*2000) spürt in seiner Serie den Auswirkungen der Pandemie auf seine Generation nach. Auch er erlebte das plötzliche Wegbrechen von Gewohnheiten und das Gefühl von Unsicherheit, das alle Pläne und die Zukunft bestimmen sollte. Corona erschien wie ein Katalysator für eine fortschreitende Desorientierung. Mit der Fotografie hatte er jedoch ein Werkzeug, seine Gedanken und Ängste besser zu verstehen und für die Verlorenheit Bilder zu finden.
Valentin Goppel: „Für uns alle war die Pandemie eine Ausnahmesituation. Wir kämpften plötzlich gegen die Dämonen, die wir durch tröstliche Ablenkung zurückgehalten hatten. Es ist erstaunlich, wie ähnlich es meinen Freunden und mir in den letzten Jahren ergangen ist – und doch fühlten wir uns alle so allein. Mein Schwebezustand zieht sich hin.“
Valentin Goppel begann schon als Jugendlicher, Porträts von Freunden zu fotografieren. Eine erste Ausstellung führte zu einem Praktikum bei einem Fotografen. Seit September 2019 studiert Goppel Dokumentarfotografie in Hannover. Erste Aufträge erhielt er u.a. vom Spiegel und der Zeit. Zurzeit arbeitet er an seinem ersten Fotobuch über das Gefühl der Jugend.
Zur Jury unter Leitung von Karin Rehn-Kaufmann, Art Director & Chief Representative Leica Galleries International, gehörten Alessia Glaviano, Leiterin von Global PhotoVogue und Direktorin des PhotoVogue Festivals; Natalia Jiménez-Stuard, Bildredakteurin The Washington Post, USA; Dominic Nahr, Fotograf, und Azu Nwagbogu, Gründer und Direktor der African Artists’ Foundation (AAF) und des LagosPhoto Festivals, Nigeria.
Der LOBA gehört zu den hoch dotierten und renommiertesten Auszeichnungen im Bereich der Fotografie: Der Gewinner erhält 40.000 Euro und eine Leica Kameraausrüstung im Wert von 10.000 Euro, der Gewinner des Newcomer Awards 10.000 Euro und eine Leica Q2.
www.leica-oskar-barnack-award.com