Der `Neue BFF-Förderpreis´ hat zum vierten Mal die besten jungen Nachwuchsfotografen gekürt. Der Berufsverband Freie Fotografen und Filmgestalter e. V. hatte den Förderpreis mit seinem Mentoring-Programm diesmal unter dem Motto „Und dann war alles blau“ ausgelobt.
Studierende der Fotografie und erstmals auch selbstständige Fotoassistenen hatten sich mit ihren Ideen um die Teilnahme am Neuen BFF-Förderpreis 2022 beworben. Eine Jury wählte die zwölf besten Konzepte für die Aufnahme in das Mentoring-Programm aus. Drei Monate lang hatten die Teilnehmer Gelegenheit, ihre Ideen unter professioneller Begleitung der BFF-Mentoren zu verwirklichen. Die Ergebnisse werden beim Umweltfotofestival Horizonte Zingst erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Die drei Preise für außerordentliche Leistungen gehen dieses Jahr an die Nachwuchsfotografen Lilli Emilia Nass, Marvin Dreblow und Anja Segermann. Begleitet wurden sie von den BFF-Mentoren Maximilian König, Jörg Rothhaar und Bernd Opitz.
„Das Motto `Und dann war alles blau´ ließ den Teilnehmern thematisch großen kreativen Freiraum und ermöglichte vielfältige Herangehensweisen. Jeder konnte selbst entscheiden, wie sich das Motto deuten lässt. Trotzdem haben alle Serien eine Gemeinsamkeit: Sie vermitteln inspirierende Sichtweisen und grundlegende Denkanstöße für den Blick auf unsere unmittelbare Umgebung“, so Alexandra Lechner, BFF-Vorstandssprecherin. „Die entstandenen Arbeiten sind ein exzellentes Spiegelbild gegenwärtiger fotografischer Strömungen. Sie dokumentieren und interpretieren, wie sich Gesellschaft und Kultur angesichts der Herausforderungen der Gegenwart verändern. Bedingt durch die Pandemie haben die Teilnehmer mehrheitlich Themen und Motive in ihrer Nähe gesucht – und gestatten teils sehr intime Einblicke.“
Den 1. Platz belegt Lilli Emila Nass mit der Serie `Cursare´. Mit einfühlsamen Aufnahmen begleitet die Fotografin ihren 2017 schon im Alter von 54 Jahren an Alzheimer erkrankten Vater. Neben Porträts zeigt sie immer wieder Gegenstände als Stills, die der Vater einsammelt, immer wieder betastet und an überraschenden Orten ablegt. Die Spuren dieses „Nestelns“, einer der typischen Handlungsweisen von Demenzkranken, werden so zum Symbol seiner Suche nach Halt und seiner Verletzlichkeit.
Marvin Dreblow belegt mit seiner Serie `Naturzustand´ den 2. Platz. Seine Naturstudien irritieren durch ihren surrealen Twist: In jeder Aufnahme der Serie scheinen Zweige, Stämme oder ganze Bäume den Naturgesetzen zu trotzen. Inspiriert von naturphilosophischen Überlegungen zur Wahrnehmung von Landschaft als subjektives Konstrukt lässt er sie schweben, in absurden Kurven und Winkeln in den Bildraum ragen oder trotz herausgesägter Teile weiter aufrecht stehen. So stellt er selbstverständliche Erwartungen an das Bild der Natur in Frage und weckt die Aufmerksamkeit des Betrachters für das – eben nicht! – Alltägliche.
Auf Platz 3 ist Anja Segermann mit ihrer Serie `Who Cares´. Ihre konzeptuell starke Serie besteht aus drei Werkgruppen à fünf Aufnahmen: Porträts von Berufstätigen im Gesundheitswesen, deren „Attribute“ als Objektfotografie sowie Aufnahmen von klinischen Innenräumen. In der Gesamtschau der Werkgruppen entsteht ein in sich ruhendes und zugleich spannungsvolles Bild von Berufen in der Pflege.
Der BFF leistet mit seinem langjährigen Engagement für junge Fotografen einen wichtigen Beitrag zur Förderung der angewandten Fotografie. Dabei geht es dem Berufsverband besonders darum, sie parallel zur Ausbildung zu unterstützen und auf die Berufswelt vorzubereiten. Beim Umweltfotofestival Horizonte Zingst ist die Ausstellung noch bis zum 29. Mai zu sehen, danach vom 23. September bis 8. Oktober im Haus der Wirtschaft, Stuttgart.