Sora Park (* 1991 in Gimpo, Südkorea) hat mit ihrer eingereichten Serie „Bei mir, bei Dir“, 2018–2021, die Jury überzeugt. Park studiert zurzeit an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Zuvor hat sie bereits an der Sunchon National University in Suncheon, Südkorea am Department of Photographic arts studiert.
Zum Entstehungskontext der prämierten Serie erläutert Sora Park: „Als ich im Jahr 2015 von Südkorea nach Deutschland gezogen bin, habe ich mich ganz bewusst bemüht, […] neue Menschen kennenzulernen. Als Fotografiestudentin schien es mir natürlich, dass ein Teil des Kennenlernens darin bestand, Fotos zu machen. Wenn ich jemanden neu kennenlernte, begann ich […] mit einem mehrstündigen Gespräch, bis die Person sich wohl fühlte oder entspannt war, und dann machte ich ein einziges Foto mit einer analogen Großformatkamera.“
Jede Person lichtet Sora Park entweder in deren oder in ihrer eigenen Wohnung ab, einige Personen sind an beiden Orten porträtiert. „Ich möchte vergleichen und gegenüberstellen, wie Menschen zu Hause oder an einem neuen Ort reagieren und sich verhalten“, so die Fotografin, „es geht mir aber auch darum, die Gemütsverfassung einer Person einzufangen und herauszufinden, was ihre Mimik, Gestik und Körpersprache im Verhältnis zu ihrer Umgebung über sie verrät.“
Die Jury mit Dr. Anja Bartenbach (Stifterfamilie), Gabriele Conrath-Scholl (Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur), Prof. Dr. Ursula Frohne (Westfälische Wilhelms-Universität Münster), Albrecht Fuchs (Künstler, Köln) und Dr. Roland Augustin (Moderne Galerie/Saarlandmuseum, Saarbrücken) hat das schlüssige Konzept der Serie sowie das fein ausgelotete und ausgewogene Zusammenspiel von Porträt- und Raumstudie überzeugt. Mit psychologischem Gespür und Respekt für ihr Gegenüber ist es Sora Park gelungen, sich der Person individuell zu nähern, diese in ihrer Eigenart und momentanen Verfasstheit festzuhalten. Unabhängig, ob in sich ruhend, fragend, neugierig, leicht distanziert oder abwartend – jeder erscheint in der fotografierten Situation sehr präsent und vom Raum umfangen. Der bewusste und souveräne Einsatz der analogen Großbildtechnik mit 4 x 5inch-Negativgröße (10,2 x 12,7cm) ist dabei ein wichtiges Mittel. Längere Vorbereitungen und ein hohes Maß an Konzentration sind erforderlich, um zu einem entsprechenden Bildergebnis zu kommen. Sora Park macht immer nur eine einzige Aufnahme, was die Intensität der Arbeit noch einmal verstärkt.
Der August-Sander-Preis wurde 2018 zum ersten Mal von der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur ausgelobt, gestiftet von Ulla Bartenbach und Prof. Dr. Kurt Bartenbach. Mit der Auslobung verbindet sich die Idee, junge zeitgenössische künstlerische Ansätze im Sinne der sachlich-konzeptuellen Photographie zu fördern, mit dem besonderen Schwerpunkt auf dem menschlichen Porträt. Auch auf die dritte Ausschreibung ist die Resonanz erfreulich groß gewesen, mehr als 100 Einsendungen aus dem In- und Ausland sind eingegangen.