Die World Press Photo Foundation hat die globalen Gewinner des 65. WPP Contest 2022 bekannt gegeben: Das World Press Photo des Jahres hat Amber Bracken, Kanada, für die New York Times aufgenommen. Die beste Fotostory kommt von Matthew Abbott, Australien. Weitere Preise gehen an Lalo de Almeida, Brasilien, und Isadora Romero, Ecuador.
Der World Press Photo Contest prämiert bekanntlich die besten Pressebilder und die beste Dokumentarfotografie des jeweils vergangenen Jahres. In diesem Jahr wurden die Gewinner aus 64.823 Fotos und Open-Format-Beiträgen ausgewählt, die von 4.066 Fotografen aus 130 Ländern eingereicht worden waren. Erstmals wurden in diesem Jahr für jede der vier WPP-Kategorien Einzelaufnahmen, Stories, Langzeitprojekte und ein offenes Format zunächst Gewinner aus sechs Regionen weltweit gewählt, aus denen dann die globalen Sieger bestimmt wurden.
Das World Press Photo des Jahres 2022 von Amber Bracken erinnert an Kinder, die in der Kamloops Indian Residential School, British Columbia, gestorben sind. In dieser Einrichtung zur Assimilierung indigener Kinder wurden 215 nicht gekennzeichnete Gräber entdeckt.
Die Vorsitzende der Global Jury, Rena Effendi, über das Foto des Jahres: „Es ist eine Art Bild, das sich ins Gedächtnis einbrennt. Ich konnte die Stille in diesem Foto fast hören, ein stiller Moment der globalen Abrechnung mit der Geschichte der Kolonisierung, nicht nur in Kanada, sondern auf der ganzen Welt.“
Die beste Fotostory des Jahres kommt von Matthew Abbott. Er hat dokumentiert, wie australische Ureinwohner Wälder durch planvolles Abbrennen des Unterholzes retten, bevor es größere Brände nähren kann. Rena Effendi: „Diese Reportage wurde so gut zusammengestellt, dass man die Bilder gar nicht getrennt voneinander betrachten kann. Man sieht sie als Ganzes, es ist eine nahtlose Erzählung.“
Als bestes Langzeitprojekt zeichnet World Press Photo die Arbeit von Lalo de Almeida, Brasilien, über den Amazonas-Regenwald aus. Bekanntlich ist dieser stark bedroht, da Abholzung, Bergbau, Infrastrukturentwicklung und die Ausbeutung anderer natürlicher Ressourcen unter Präsident Jair Bolsonaros umweltfeindlicher Politik an Fahrt gewinnen. Seit 2019 schreitet die Zerstörung des brasilianischen Amazonasgebiets so schnell voran wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. „Dieses Projekt porträtiert etwas, das nicht nur negative Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft hat, sondern auch auf globaler Ebene, da es eine Kette von Reaktionen auslöst“, so Rena Effendi.
In der neuen, offenen WPP Kategorie, überzeugte Isadora Romero, Ecuador, die Juy mit ihrem Projekt „Blut ist eine Saat“. Anhand persönlicher Geschichten hinterfragt die Fotojournalistin das Verschwinden von Saatgut, erzwungene Migration, Kolonialisierung und den daraus resultierenden Verlust des Wissens der Vorfahren. Das Video setzt sich aus digitalen und analogen Filmaufnahmen zusammen, von denen einige auf abgelaufenem 35-mm-Film entstanden. Auf einer Reise in das Dorf ihrer Vorfahren in Une, Kolumbien, erkundete Romero vergessene Erinnerungen an das Land und die Feldfrüchte und erzählt von ihrem Großvater und ihrer Urgroßmutter, die „Saatgutwächter“ waren und mehrere Kartoffelsorten anbauten, von denen heute nur noch zwei existieren.
Jeder regionale Gewinner des Wettbewerbs erhält einen Geldpreis in Höhe von 1.000 Euro, die globalen Siegerarbeiten sind zusätzlich mit 5.000 Euro und Sachpreisen dotiert. Die Jurierung des World Press Photo Contest 2022 fand von Mitte Januar bis Anfang März 2022 statt. Im Mai erscheint das neu gestaltete World Press Photo Jahrbuch 2022, das die preisgekrönten Bilder, Geschichten und Projekte des Wettbewerbs vorstellt. Die World Press Photo Ausstellung 2022 ist nach ihrer Premiere in De Nieuwe Kerk in Amsterdam, im Rahmen ihrer Welttournee zu sehen. Die Ausstellung 2021 wurde an 66 Orten in 29 Ländern gezeigt.
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