Die neun Finalisten in der Haupt- und die vier Finalisten in der Newcomer- Kategorie des international renommierten Fotowettbewerbs stehen fest.
Der Leica Oskar Barnack Award (LOBA) wird in diesem Jahr zum 41. Mal verliehen. Rund 100 hochrangige internationale Fotografie-Experten haben ihre Vorschläge eingereicht. Anhand dieser Auswahl hat die diesjährige Jury die LOBA Shortlist 2021 bestimmt. Am 4. November werden die Gewinner in der Haupt- und in der Newcomer-Kategorie bei der Preisverleihung, eingebettet in ein großes Fest der Fotografie, geehrt. In diesem Rahmen wird ebenfalls der Leica Hall of Fame Award verliehen und das Ernst Leitz Museum nach seiner Neuausrichtung international präsentiert.
Bis November werden alle Finalisten auf der LOBA-Website unter www.leica-oskar-barnack-award.com näher vorgestellt. Nach der Preisverleihung zeigt das Ernst Leitz Museum mit freundlicher Unterstützung von WhiteWall die diesjährigen LOBA-Shortlist-Serien in einer beeindruckenden Ausstellung. Nach der Präsentation im Ernst Leitz Museum werden die Serien in weiteren Leica Galerien sowie auf Fotofestivals weltweit zu sehen sein. Auch in diesem Jahr wird ein begleitender Katalog zum Leica Oskar Barnack Award erscheinen.
Der Gewinner oder die Gewinnerin des LOBA 2021 erhält 40.000 Euro und eine Leica Kamera-Ausrüstung im Wert von 10.000 Euro. Der Gewinner oder die Gewinnerin des Newcomer Awards darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro und eine Leica Q2 freuen.
Die Shortlist-Kandidaten des LOBA 2021 und ihre Serien im Überblick:
Hauptkategorie
Ana María Arévalo Gosen: Días Eternos (Eternal Days)
In ihrer Serie stellt die venezolanische Fotografin (*1988) die erschütternden Lebensbedingungen von inhaftierten Frauen in den Fokus. Die Bilder entstanden seit 2017 in Gefängnissen in Venezuela und El Salvador. Mit großer visueller Wirkung zeigt sie Ursachen und Folgen der Haft, nicht nur für die Frauen, sondern auch für deren Familien und die Gesellschaften Lateinamerikas.
Enri Canaj: Say Goodbye Before You Leave
Die Erde, die Natur, Bäume, das Wasser des Meeres: Dinge, auf die sich Menschen verlassen müssen, wenn sie alles verloren haben. Der in Albanien geborene, heute in Griechenland lebende Fotograf (*1980) hat in seinen Schwarzweißbildern die schwierigen Lebensbedingungen von Menschen in Niger, Griechenland und Italien dokumentiert, die auf ihren Fluchtwegen nach Europa ganz auf sich gestellt sind.
Gabriele Galimberti: The Ameriguns
Privater Schusswaffenbesitz ist in der US-amerikanischen Gesellschaft fest verankert. Die extremen und exzentrischen Auswirkungen des verfassungsmäßigen Rechts zeigt der italienische Fotograf (*1977): Für seine Serie porträtierte er Familien und Einzelpersonen in ihren Häusern und auf ihren Grundstücken inmitten riesiger und stolz präsentierter Waffenarsenale.
Graciela Magnoni: Nosotras (Us)
Momente der Freude und des einfachen Daseins: Die in Uruguay geborene Fotografin (*1961) präsentiert in ihrer intuitiven Serie den Alltag von Mädchen und Frauen in intensiven Bildern, die sie in dreizehn Ländern und siebzehn Städten aufgenommen hat. Titelgebend ist das „Wir“ im Spanischen; die Motive feiern die Vielfalt, die gemeinsame Menschlichkeit und das Geheimnis des weiblichen Spirits.
Santi Palacios: On the Edge
Die bildstarken, dramatischen Momente wurden aus nächster Nähe auf den drei wichtigsten Migrationsrouten aufgenommen, die Afrika und den Nahen Osten über das Mittelmeer mit Europa verbinden. Von 2013 bis 2020 begleitete der spanische Bildjournalist (*1985) Menschen, die sich über die verschiedenen Wege auf lebensgefährliche Reisen begeben und auf ein sicheres, neues Leben hoffen.
Nicolò Filippo Rosso: Forgotten in Dust
In den letzten fünf Jahren war der italienische Fotograf (*1985) mehrfach für Wochen und Monate auf La Guajira, einer kolumbianischen Halbinsel, auf der das indigene Volk der Wayúu lebt. Grenzstreitigkeiten, Wassermangel, Armut und ein Kohleabbaugebiet inmitten einer Wüste, die von Migranten und Schmugglern durchquert wird, lassen ein Leben nur unter schwierigsten Bedingungen zu.
Nichole Sobecki: Where Our Land Was
Nicht nur der anhaltende Bürgerkrieg, sondern vor allem der Klimawandel hat für Somalia katastrophale Auswirkungen. Die amerikanische Fotografin (*1986) zeigt in ihrem Langzeitprojekt die dramatischen Folgen der Dürre für die Bewohner des ostafrikanischen Landes. Dort ist die globale Klimakrise kein weit entfernter Mythos, Menschen und Gemeinschaften leben bereits am Rande des Abgrunds.
Nikita Teryoshin: Nothing Personal – The Back Office of War
Erhellende Blicke hinter die Kulissen des globalen Rüstungsgeschäfts: Der in Russland geborene und in Deutschland aufgewachsene Fotograf (*1986) zeigt das komplette Gegenteil von Schlachtfeldern. Krieg ist hier ein überdimensionaler Spielplatz für Erwachsene. Die Motive fand er zwischen 2016 und 2020 auf exklusiven Verteidigungsmessen in Europa, Afrika, Asien sowie in Nord- und Südamerika.
Kiliii Yuyan: Rumors of Arctic Belonging
Die Arktis verändert sich radikal. In seiner eindrücklichen Serie gibt der amerikanische Fotograf (*1979) Einblick in die faszinierenden Bildwelten des Nordens. Die Eisberge verschwinden ebenso wie ihre traditionellen Bewohner; in ein paar Jahrzehnten wird uns die Arktis nicht mehr eisig kalt und unveränderlich erwarten, sondern vital: sterbend und wiedergeboren.
Newcomer-Kategorie
Emile Ducke: Kolyma – Along the Road of Bones
Tausende Insassen der Gulags der Stalin-Ära starben beim Bau einer Schnellstraße durch die eisige, abgelegene Kolyma-Region in Sibirien. Der deutsche Dokumentarfotograf (*1994), der derzeit in Moskau lebt, suchte auf seiner Reise entlang der so genannten Straße der Knochen nicht nur nach Resten der ehemaligen Zwangsarbeiterlager, sondern hinterfragt auch, wie heute an sie erinnert wird.
Tom Hegen: Coal Mining Germany
Die Serie des deutschen Luftbildfotografen (*1991) widmet sich dem Kohleabbau in Deutschland. Seine Aufnahmen zeigen die Verwüstungen der Landschaft aus großer Höhe in überraschender Schönheit, leuchtenden Farben und spannender Symmetrie. Aus dieser Perspektive werden die Folgen für die Landschaft sowie das komplexe Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt umso eindrücklicher sichtbar.
Ingmar Björn Nolting: About the Days Ahead
Deutschland in Zeiten der Covid-Pandemie: Im letzten Jahr unternahm der deutsche Fotograf (*1995) unter strengen Sicherheitsvorkehrungen einen Roadtrip von 25.000 km quer durch das Land. Diese sehr persönliche Serie reflektiert eine sich verändernde Gesellschaft, die zwischen kollektiver Isolation, Angst, Verzweiflung und dem unbedingten Wunsch nach improvisierter Normalität oszilliert.
Ranita Roy: Standing on the Edge
Die Ostküste Indiens ist eines der am stärksten von Zyklonen betroffenen Gebiete weltweit. Die indische Fotografin (*1994) dokumentierte im letzten Jahr die Zerstörungen und Folgen der Wirbelstürme im Golf von Bengalen. Das Leben geht auch nach der Katastrophe weiter, doch durch den fortschreitenden Klimawandel werden zukünftig weitere, von Millionen bewohnte Gebiete enorm gefährdet sein.
Zur LOBA Jury 2021 gehören Sandra M. Stevenson, Assistant Editor, Photography, The New York Times (USA); Ralph Gibson, Fotograf (USA); Santiago Lyon, Fotograf und Head of Advocacy and Education, Adobe (Spanien); Dr. Michael Pritchard, Director Education and Public Affairs, Royal Photographic Society (Großbritannien) und Karin Rehn-Kaufmann, Artdirector und Generalbevollmächtigte der Leica Galerien International (Österreich).
Karin Rehn-Kaufmann über den LOBA 2021: „Die Zusammenarbeit mit den rund 100 Nominatoren und der hochkarätigen Jury war für mich auch in diesem Jahr eine große Freude und Bereicherung. Die Vielfalt und das hohe Niveau der Serien haben mich beeindruckt und berührt. Die globalen Auswirkungen der Pandemie haben auch in der Fotografie ihre Spuren hinterlassen – umso glücklicher sind wir, den LOBA in Zeiten, in denen das Verhältnis von Mensch und Umwelt eine umso wichtigere Rolle spielt, in gewohnter Weise zu verleihen.“
Ralph Gibson über den LOBA 2021: „Die Erfahrung der LOBA-Jurierung war intensiv. Aber auf eine sehr interessante Art und Weise, da die Qualität der Arbeiten sehr hoch war. Es ist bemerkenswert, an wie viele der Bilder ich mich noch Wochen später erinnere. Ein Beweis für die Qualität der Serien, die wir diskutiert und in Betracht gezogen haben. Meiner Meinung nach sind alle Fotografen Gewinner, die in die engere Wahl der Shortlist gekommen sind.“
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