Arina Essipowitsch, 1984 in Minsk geboren, wurde für ihr Projekt „Une Collecte“ mit dem New Talent Award 20/1 – powered by Canon – ausgezeichnet. Bereits beim NTA 18/1 gehörte sie mit ihrer Arbeit „Ulysses“ zu den Preisträgern. Die in Deutschland und Frankreich lebende Fotografin sucht in ihren Bildern die Auseinandersetzung mit dem Thema Identität.
Arina Essipowitsch: „Ich verstehe Identität als etwas, das nicht vereinheitlicht werden kann. Um genauer zu sein, erscheint der Begriff in meiner Arbeit oft als etwas Gespaltenes: multiple, plurale, fragmentierte Identitäten – das sind Begriffe und Vorstellungen, die meine Arbeit prägen.“
Die Künstlerin begann ihr Projekt aus einer autobiografischen Perspektive, indem sie ihre Vergangenheit und Gegenwart hinterfragte, um herauszufinden, wo sie hingehört. Heute ist Arina Essipowitsch französische Staatsbürgerin, wurde jedoch in Belarus geboren, wo sie ihre Kindheit verbrachte, bevor sie 2001 ihren Eltern nach Deutschland folgte. „Habe ich einen Teil meiner Identität verloren, als ich meine Heimatstadt verließ? Der Prozess der Entfremdung wurde gefördert, als ich Deutschland und meine Eltern für ein anderes Leben in Frankreich verließ. Daher habe ich bereits zweimal ein wenig von „mir selbst“ verloren, obwohl ich jetzt reicher und komplexer bin, aufgrund der Schichten und unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen, die mich ausmachen“, so die Fotografin, die sich fragt: „Kann man in meinem Fall wirklich von Entfremdung und Identitätsverlust sprechen? Kann man überhaupt von Identität sprechen? Diese Fragen sind denen vertraut, die viele Kulturen durchlebt haben, und so ist es ganz natürlich, dass sie reflektiert werden, dass sie als ein grundlegendes Merkmal meiner Arbeit erscheinen.“
„Gloria“ ist eine der letzten Arbeiten aus ihrem Projekt „Une Collecte“. Arina Essipowitsch:
„Das Ziel der Sequenz war, meine Beziehung zu meinem Herkunftsland Weißrussland auszudrücken. Meine Idee war urpsrünglich, Selbstporträts aufzunehmen. Dann traf ich Gloria, die mich inspirierte, das Projekt stattdessen mit ihr zu realisieren, denn sogar ihr Name passte perfekt. Gloria war zu dieser Zeit 17, lebte und arbeitete in Minsk für eine Modelagentur. In einem Gespräch eröffnete sie mir, dass sie aus Russland komme und deshalb keine besondere Verbindung zu Minsk und Weißrussland hätte. Ihr größter Traum sei jedoch, nach Amerika zu gehen.“
Alle Fotos in „Une Collecte“ sind mit einer Mittelformatkamera aufgenommen worden und sollen als Buch erscheinen. „Das Projekt ist eine Ansammlung vergangener Momente. Die Serie ist wie ein Archiv konzipiert und besteht aus mehr als 500 Bildern, die ähnlich einem Memory-Spiel funktionieren, wobei niemals identische Paare auftreten, aber die Sequenzen identische geographische Orte oder Personen zeigen“, so Arina Essipowitsch.
New Talent Award
Zweimal jährlich bietet der von Canon und ProfiFoto in Kooperation mit der Bildagentur Laif und Whitewall ausgeschriebene New Talent Award Fotografinnen und Fotografen die Chance, bei der Umsetzung ihrer „Bilder im Kopf“ Unterstützung zu finden. Das aus dem >Canon Profifoto Förderpreis< weiterentwickelte Konzept öffnet den Wettbewerb für die zahlreichen Quereinsteiger in die professionelle Fotografie. Teilnehmen können alle, die professionell in der Fotografie oder artverwandten Berufsgruppen tätig sind, gleich welchen Alters und egal ob haupt- oder nebenberuflich. Die mit 3.500 Euro jährlich dotierte Auszeichnung wird alle sechs Monate von einer renommierten Jury an fünf Bewerber vergeben, deren fotografische Handschrift überzeugt und die mit ihren Konzepten neugierig machen auf mehr. Unter den insgesamt zehn Siegerarbeiten der jährlich zwei Wettbewerbs-Abschnitte ermittelt die Jury die drei besten Arbeiten. Diese erhalten Geldpreise in Höhe von insgesamt 3.500 Euro (1. Platz 2.000, 2. Platz 1.000, 3. Platz 500 Euro). Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen:
https://www.profifoto.de/canon-profifoto-foerderpreis/