Die fünf Follow Up-Talente 2020 sind Manuela Braunmüller, Lukas Kreibig, Maximilian Mann, Sina Niemeyer und Arne Piepke.
Gesucht wurden in der Ausschreibung der Projektförderung für junge Fotografie Konzepte, die das Charakteristische der eigenen Fotografie zum Ausdruck bringen und eine Art Visitenkarte für den Berufseinstieg darstellen. Das Thema und die Fragestellung waren frei wählbar. Bewerben konnten sich Absolventen der Fotografie und ähnlicher Studiengänge deutschlandweit.
Aus über 90 Bewerbern wählte die Fachjury fünf Talente aus. Diese erhalten zur Realisierung ihrer Projekte eine finanzielle Starthilfe in Höhe von 2500 Euro und eine Talentförderung im Rahmen des FUTURES-Programms. FUTURES ist eine Initiative der European Photography Platform, die die Ressourcen und Talentprogramme führender Fotografie-Institutionen in ganz Europa bündelt, um die Kapazität, Mobilität und Sichtbarkeit der ausgewählten Fotografen zu erhöhen. Die Fotokonzepte werden in einer Publikation veröffentlicht. Ein Event mit einem Rahmenprogramm, in der die Fotografen ihre Projekte präsentieren können, ist ebenfalls geplant.
Alle fünf Preisträger haben laut Jury Themen mit hoher gesellschaftlicher Relevanz ausgewählt, wie den Klimawandel, das Artensterben und die Massentierhaltung, die Suche nach einer deutschen Identität und die Liebe in Zeiten der Globalisierung. “Ihre individuelle Ästhetik und konzeptuelle Vorgehensweise unterscheiden sich dabei auf spannende Weise und wurden von der Jury besonders gewürdigt”, so die offizielle Begründung.
Manuela Braunmüllers (*1993, Ostkreuzschule für Fotografie) Projekt „58 Milliarden Hühner“ beschäftigt mit der Massentierhaltung am Beispiel des Huhns. Sie präsentiert die Wertigkeit „Tier“ auf eine stille poetische Weise. In der heutigen Zeit, in der Tierreportagen entweder grausam direkt dokumentiert oder artifiziell überstilisiert werden, findet die Jury Braunmüllers Focus auf Details und Haptik bemerkenswert. Die jeweilige Struktur und Materialität jedes Teils des Tieres wird spürbar, fassbar und dennoch erahnen wir die „grausame“ Geschichte dahinter.
Auch Lukas Kreibig (*1987, Hochschule Hannover) beschäftigt sich mit einem Tier, dem Grönlandhund, der vom Aussterben bedroht ist und mit ihm auch die traditionelle Lebensweise der Inuit. Für sein Projekt „Die Letzten ihrer Art“ will er in Grönland den Zerfall dieser Lebensweise untersuchen und visualisieren. Die Jury würdigte besonders seine Suche nach neuen fotografischen Erzählweisen durch Teilhabe an der Gemeinschaft, die er in seinen Langzeitprojekten intensiv verfolgt. Seine Fotografie zeichnet sich durch ihre Poesie und sein Gefühl für den richtigen Moment aus.
Maximilian Mann (*1992, Fachhochschule Dortmund) beschreibt in seinem Projekt „Jurtenviertel“ die neue Situation an den Rändern von Ulaanbaatar, der größten Stadt der Mongolei, die durch die zunehmende Landflucht der nomadischen Bevölkerung entsteht. Mann gelingt es, das Besondere in der Fortführung nomadischer Traditionen bei gleichzeitiger Annäherung an das Stadtleben und der damit verbundenen Widersprüche dokumentarisch festzuhalten. In seiner Bildspracheentscheidet er sich stets für berührende emotionale Motive, die nachdenklich stimmen.
Mit ihren bisherigen Projekten ist es Sina Niemeyer (*1991, Hochschule Hannover) gelungen, hoch emotionale Themen und ihr ganz persönliches Betroffensein in künstlerische Konzepte zu integrieren, die die Tragweite dieser Themen spür- und erfahrbar werden lassen. Die Jury interessierte besonders, wie sie ihre multimediale Herangehensweise auf ihr neues Projekt „The many Wives of Mr. Lippka“, zu dem sie ein Gartenhausfund inspirierte, anwendet. Für dieses Projekt beschäftigt sich Sina Niemeyer mit der Internetsuche nach der ‚richtigen‘ Frau, die zunächst harmlos erscheint, heute aber zu einem profitablen Geschäft herangewachsen ist.
Arne Piepke (*1991, Fachhochschule Dortmund) plant für sein Projekt „Anekdoten aus einem fremden Land“ einen Roadtrip in die deutsche Provinz. Die Jury überzeugte vor allem Piepkes Bildsprache, die das vermeintlich Vertraute fern und fremd erscheinen lässt. Seine tragikkomischen Bilder verdichten Situationen und Ereignisse und geben so einen tiefen Einblick in Orte, an denen vielleicht die deutsche Identität sitzen könnte.
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