Der 26jährige Jan Düfelsiek ist Sieger der vierten Staffel von Master of Photography, einer
Fotografen-Castingshow auf Sky. Mit ProfiFoto sprach er über seine Erfahrungen.
ProfiFoto: Jan, kannst Du bitte kurz das Konzept von Master of Photography erklären?
Jan: Master of Photography ist eine Castingshow, die in Kooperation von Sky Italien,
Deutschland und Großbritannien produziert wird. Das Konzept ist sehr interessant: Es treffen
acht europäische Fotografen aufeinander, die vorher aus einer Vielzahl an Bewerbern
ausgewählt wurden. Diese Kandidaten müssen verschiedene fotografische
Aufgabenstellungen bewältigen und werden dabei von einer Jury bewertet, die aus Oliviero
Toscani, Elisabeth Biondi und dem Kurator Marc Sealy besteht. Die Aufgaben sind häufig mit
Reisen verbunden. Die Teilnehmer fotografieren vor Ort und editieren ihre Arbeiten
gemeinsam mit renommierten Gast-Fotografen wie Paolo Pellegrin, Martin Schoeller, Rankin
und anderen. Gedreht wurde die Show von Mitte Januar bis Ende März, die Ausstrahlung war
von Ende Mai bis Anfang Juli.
ProfiFoto: Kannst Du uns Beispiele für die zu bewältigenden Aufgaben nennen?
Jan: Die Aufgaben waren sehr unterschiedlich. Die erste zum Beispiel lautete „Archeological
Landscape“. Wir waren in einer antiken Hafenanlage in der Nähe von Rom und mussten dort
ein Bild produzieren. Wir hatten vier Stunden Zeit, uns ein Konzept zu überlegen und
umzusetzen. Anschließend erfolgte die Bildauswahl, das Editing und die Präsentation vor der
Jury. Die wählt den jeweils stärksten Teilnehmer und die zwei Schwächsten, von denen einer
pro Sendung die Show verlassen muss. Bis zum Finale reduziert sich das Teilnehmerfeld auf
drei Fotografen, von denen zwei übrig bleiben, unter denen dann die Entscheidung fällt. Basis
ist die individuelle Gesamtleistung über alle Sendungen hinweg.
ProfiFoto: Was war für Dich die schwierigste Aufgabe?
Jan: Die Erste, denn als Fotograf ist man ja nicht gewohnt, von einem Kamerateam bei der
Arbeit begleitet und während der Arbeit befragt zu werden. Das war eine extreme
Herausforderung, wobei mir als Porträtfotograf das Sujet auch nicht besonders lag. Daher war
ich mit meinem Start auch nicht zufrieden. Andere Aufgaben lagen mir mehr, zum Beispiel
ein Lookalike-Shooting von Modellen, die als Doppelgänger bekannter Persönlichkeiten
einmal unverkleidet, und einmal gestylt fotografiert werden sollten. Dafür hatten wir zweimal
15 Minuten. Ich hatte eine Doppelgängerin von Liz Taylor. Für mich als Porträtfotograf war
das natürlich super. Bei meiner Fotografie stehen Menschen immer im Vordergrund und ich
bin gewohnt, innerhalb weniger Minuten ein Porträt zu machen.
Schwieriger war für mich die Aufgabe „Home, sweet home“. Dabei ging es darum, an seinen
Wohnort zurückzukehren und einzufangen, was Heimat für jeden von uns bedeutet,
kombiniert mit einem Selbstporträt. Auch das hat super funktioniert. Was immer bleibt ist der
Druck, vor der Jury zu bestehen, denn die war unberechenbar. Vor allem bei Toscani wusste
man nie, in welcher emotionalen Stimmung er gerade war. Er ist sehr direkt in seiner Kritik
und achtet extrem auf Details. Elisabeth Biondi geht sehr aus der Perspektive der
Bildredakteurin an die Sache heran. Man muss jederzeit damit rechnen, derjenige zu sein, der
rausfliegt. Mit entscheidend ist das Zusammenspiel der Bilder untereinander. Dabei habe ich
viel gelernt. Aber wenn du vor die Jury trittst, weißt Du nie, was auf dich zukommt. Die
Beurteilung von Fotografie ist letztlich immer subjektiv.
ProfiFoto: Muss man sich das so vorstellen wie bei GNTP, wo der Zickenkrieg unter den
Teilnehmerinnen Teil des Entertainments ist?
Jan: Nein, dann hätte ich nicht mitgemacht. Die Sendung nimmt Fotografie wirklich ernst,
sonst wären die international renommierten Fotografen auch nicht bereit, daran mitzuwirken.
Es geht darum, wie eine fotografische Position erarbeitet wird. Dadurch entsteht die
Spannung.
ProfiFoto: Warst Du mal bei den Wackelkandidaten?
Jan: Gefühlt ja, tatsächlich war ich aber nie gefährdet, rauszufliegen. Durch mein Studium der
Fotografie kann ich flexibel mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen umgehen. Das hat mir
geholfen und Sicherheit gegeben.
ProfiFoto: Und würdest Du noch einmal mitmachen?
Jan: Als Gewinner der letzten Staffel ist es natürlich schwierig, das zu beantworten, weil es
für mich ja gut gelaufen ist, zwischendurch waren die Dreharbeiten aber echt hart. Sechs
Wochen haben wir in einer Location im Norden von Rom verbracht. Es war sicher interessant,
seine Komfortzone zu verlassen und viele verschiedene Leute kennenzulernen.
ProfiFoto: Hat es Dir schon Vorteile gebracht, gewonnen zu haben?
Jan: Absolut, alleine das Preisgeld von 100.000 Euro ist einfach fantastisch. Dadurch habe ich
jetzt die Möglichkeit, Projekte zu realisieren, die mich persönlich interessieren, ohne über die
Finanzierung nachdenken zu müssen.
ProfiFoto: Canon ist einer der Sponsoren der Sendung. Du fotografierst mit Canon. Spielte
das eine Rolle?
Jan: Bei den ersten drei Staffeln war Leica Sponsor, jetzt hat Canon das übernommen. Klar
war das ein Vorteil für mich, weil ich mit Canon Kameras vertraut bin und mich nicht
umstellen musste, denn alle Teilnehmer mussten mit Canon Equipment arbeiten. Aber es gab
eine ausführliche technische Einführung für alle. Damit die Bedingungen für die Teilnehmer
gleich ausfielen, haben wir alle mit der EOS R fotografiert, die auch für mich neu war. Dazu
gab es ein 24-105 mm, die neue 50 mm Festbrennweite, und für bestimmte Aufgaben das
70-200 mm.
ProfiFoto: Was war für Dich als DSLR Fotograf die größte Umstellung bei der Arbeit mit dem
spiegellosen EOS R System?
Jan: Erst hatte ich Vorurteile und habe die Kamera nicht wirklich ernst genommen. Viele
Features – wie der klappbare Monitor oder die Möglichkeit, den Fokuspunkt mit dem Daumen
auf dem Monitor verlegen zu können – haben mich zuerst nicht interessiert. Aber nach den sechs
Wochen Erfahrung mit dem System, bin ich davon überzeugt, vor allem wegen der Qualität
der RF Objektive. Die ist wirklich sagenhaft. Außerdem habe ich mich im Verlauf der
Dreharbeiten immer öfter dabei ertappt, den Schwenkmonitor zu nutzen, wenn die
Perspektive schwierig war. Auch mit dem Finger den Fokuspunkt zu bestimmen ist mir
schnell in Fleisch und Blut übergegangen. Von all dem habe ich während der Arbeit profitiert
und möchte diese Features nicht mehr missen. Auch nach der Show arbeite ich jetzt mit der
EOS R, meine DSLRs sind nur noch Zweitkameras. Die Bilddaten sind viel sauberer und die
Hauttöne und Farbwiedergabe viel besser, als ich es gewohnt war, ganz zu schweigen vom
Rauschverhalten. Viele Dinge die ich einfach nicht mehr missen möchte.
Zur Person
Jan Düfelsiek, der in Dortmund Fotografie studiert hat und derzeit seinen Master in Bielefeld
macht, fotografiert mit Schwerpunkt Porträt und arbeitete bereits für Martin Schoeller in New
York, den er – wie es der Zufall so will – als Gastjuror in der zweiten Episode der neuen
Staffel wiedertraf.
Zur Sendung:
In „Master of Photography“ müssen die Teilnehmer – Hobby- und Profifotografen zwischen
20 und 40 Jahren – Aufgaben aus unterschiedlichsten Disziplinen lösen, darunter Straßen- und
Landschaftsfotografie, Porträt und Fotoreportage. Im Gegensatz zu den vergangenen Staffeln
waren die Juroren bei den Tasks mit von der Partie, um zu beobachten, wie die Teilnehmer bei
der Lösung der Aufgaben vorgehen. Elisabeth Biondi, Oliviero Toscani und Mark Sealy fielen
ihr Urteil wie gewohnt mit professionellem Blick: Schonungslos ehrlich entschieden sie am
Ende jeder Runde, welche Kandidaten weiterkam und welche ausscheiden mussten.
In Deutschland und Österreich sehen Sky Kunden die einzige europäische TV-Talentshow
rund um Fotografie auf Abruf auf Sky Q und Sky Go oder mit dem Online-Streamingdienst
Sky Ticket.