Der amerikanische Fotograf Rory Doyle hat mit seiner Fotoserie „Delta Hill Riders“ den vierten Zeiss Photography Award gewonnen. Fotografen aus 150 Ländern hatten fast 58.000 Bilder für den diesjährigen Wettbewerb unter dem Motto „Seeing Beyond – The Unexpected“ eingereicht. Sechs weitere Fotoserien wurden auf die Shortlist des Wettbewerbs aufgenommen.
Seit 2017 begleitet Doyle afroamerikanische Cowboys und Cowgirls im Mississippi-Delta. Seine Aufnahmen gewähren einzigartige Einblicke in diese wenig beachtete Gemeinschaft. „Schätzungen zufolge waren nach der Zeit des Bürgerkriegs ein Viertel der Cowboys Afroamerikaner. Trotzdem beherrscht das Bild des weißen John Wayne noch immer die öffentliche Wahrnehmung dieser Kultur“, erklärt Doyle. Mit seinem Projekt möchte er diese Gemeinschaft ins öffentliche Bewusstsein holen.
Dabei verblüffen seine Fotos durch die unerwartete Neu-Einordnung des amerikanischen Cowboy-Mythos – und brechen mit den Stereotypen, die das öffentliche Bild der afroamerikanischen Kultur noch immer verzerren.
„Auf meinen Fotos kommt die pure Lebensfreude der Cowboys und Cowgirls zum Ausdruck. Man sieht die Liebe zu ihren Pferden und ihrer Gemeinschaft – und wie sie ihre Traditionen über Generationen hinweg weitergeben“, so Doyle. Gerade im aktuellen politischen Klima möchte er eine neue Facette des ländlichen Amerikas zeigen und eine Gegen-Erzählung zu der oft negativen Berichterstattung über die afroamerikanische Kultur schaffen.
Mit seiner einzigartigen Mischung aus gesellschaftlicher Brisanz, thematischer Neu-Einordnung und fotografischer Ästhetik hat Doyle auch die Jury des Zeiss Photography Awards überzeugt. Die britischen Fotografie-Experten Simon Frederick (Künstler, Fotograf, Filmemacher), Shoair Mavlian (Leiterin der Agentur Photoworks) sowie die deutsche Bildredakteurin Dagmar Seeland vom Magazin „Stern“ hatten in diesem Jahr die anspruchsvolle Aufgabe, aus den unzähligen Beiträgen einen Sieger zu küren. Dessen Fotos sollten nicht nur fachlichen und ästhetischen Ansprüchen genügen, sondern auch das Thema des Wettbewerbs „Seeing Beyond – The Unexpected“ auf den Punkt bringen.
„Die Qualität der Beiträge war in diesem Jahr extrem hoch und die Herangehensweisen an die Aufgabenstellung waren oft sehr überraschend und kreativ“, erklärt Dagmar Seeland. „Aus einer derartigen Fülle talentierter Mitbewerber einen Sieger auszuwählen ist niemals einfach, aber die ‚Delta Hill Riders‘ waren unser klarer Favorit.“ Rory Doyle spiele bewusst mit dem stereotypen Bild der amerikanischen Cowboy-Kultur, breche es in charmanter Weise und überzeuge darüber hinaus durch seine fotografische Expertise. „Jede seiner faszinierenden Bild-Kompositionen spiegelt die enge Bindung zu seinem Motiv wider. Er ist ein herausragender Geschichtenerzähler und hat den Preis mehr als verdient“, so Seeland.
Als Gewinner des Zeiss Photography Awards 2019 erhält Rory Doyle Zeiss Objektive im Wert von 12.000 Euro sowie 3.000 Euro, um die Reisekosten für anstehende Fotoprojekte zu decken. Er wird sowohl nach London als auch nach Oberkochen eingeladen, um seinen Preis entgegenzunehmen und sich mit den Experten von Zeiss auszutauschen.
Sechs weitere Fotoserien haben es mit ihren Beiträgen auf die Shortlist des Zeiss Photography Awards 2019 geschafft: Michela Carmazzi (Italien) I wish I were British; Ken Hermann (Dänemark) Mallakhamba; Benedicte Kurzen & Sanne De Wilde (Frankreich und Belgien) Land of Ibeji; Petra Leary (Neuseeland) Daily Geometry; Lara Wilde (Deutschland) Exposed Landscapes und Gangfeng Zhou (China) ‘Like’ and ‘Companionship’, there is no distinction.
Die Gewinner-Serie von Rory Doyle sowie eine Auswahl der Shortlist des diesjährigen Zeiss Photography Awards werden bis zum 6. Mai 2019 im Rahmen der Ausstellung der Sony World Photography Awards im Somerset House in London zu sehen sein.
Der Zeiss Photography Award wird von Zeiss und der World Photography Organisation gemeinsam ausgerichtet.