Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) vergibt ihren Bildungspreis 2019 an das interdisziplinäre Projekt „Momentography of a failure“ von Nafiseh Fathollahzadeh.
Das noch junge Projekt, gegründet wurde es 2017, ist als interaktive Plattform zu verstehen, auf der ein interdisziplinärer Austausch über Urbanisierung stattfindet. Bei der Recherche, Analyse und Dokumentation ausgesuchter Stadtteile wird das Medium der Fotografie auf verschiedenen Ebenen genutzt und zum vermittelnden Ausdrucksträger.
Seit 2018 werden zum Thema „Momentography of a failure“ Workshops in verschieden Städten organisiert. In ausgewählten Stadtvierteln geht es um den urbanen Kontext, der ganzheitlich mit einem Expertenteam aus Städteforschern, Geographen, Aktivisten, Fotografen und Anwohnern erschlossen werden soll. Es ist eine dichte Zusammenarbeit, die eine andere Perspektive auf unsere Umgebung ermöglichen möchte. Hierbei wird ebenfalls mit gefundenem Bildmaterial wie Familienalben oder Postkarten gearbeitet. Es ist der Außen- und Innenblick, der zum Thema wird. So werden Stadtstrukturen erforscht und gleichzeitig eine Kartographie unserer Welt erstellt, denn ergänzend zu den Workshops ist eine Android Smartphone App entwickelt worden, auf der Informationen zu den besuchten Regionen hochgeladen werden können. So können Foto-Essays auf der Weltkarte entstehen, die mit verschiedenen Kontexten wie Menschenrechte, Wirtschaft, Freiheit oder Rassismus hinterlegt werden. Abgerundet werden die Ergebnisse durch eine narrative Dokumentation jeweils im Format eines Fotobuches.
Unterstützt wird Nafiseh Fathollahzadeh bei ihrem Projekt durch Parham Mortazavian, Daniel Kötter, Maheder Haileselassie, Ole-Kristian Heyer und Dirk Schiller.
Die Jury des Bildungspreises ist der Ansicht, dass dieses Projekt beispielhaft belegt, was die Fotografie als Medium bewirken kann. Es ist ein sehr reflektierter, konzeptueller Umgang mit dem Medium, der Menschen aus verschiedenen Disziplinen zusammenbringt und das Bestreben hat, die Welt auf vielfältigen Ebenen zu erschließen.
Zwei weitere Bewerbungen werden lobend erwähnt: zum Ersten das von Elena Fiebig eingereichte Projekt „Fotobus Society“. Das kulturelle und soziale Angebot richtet sich an Studierende. Mit dem Fotobus wird es ihnen ermöglicht, zu den aktuellen Hotspots der Fotografie, wie beispielsweise der Rencontres de Arles, zu reisen. In Begleitung des renommierten Fotojournalisten Christoph Bangert (DGPh) entsteht über ein gemeinsames Erleben ein ganzheitlicher und intensiver Austausch über das Medium. Zum Zweiten hat die Jury Jana Kießers Fotoarbeit „Das bleibt unter uns“ tief beeindruckt. In dem konzeptuellen Zusammenspiel aus Fotos ihres Familienalbums, eigenen Aufnahmen und Texten wird sexueller Missbrauch bewegend thematisiert.
Foto: Screenshots Momentography of a failure, © Nafiseh Fathollahzadeh