Im 15. Jahr des Wettbewerbs Gute Aussichten wählte die Jury neun Arbeiten aus, die allesamt frischen Wind in ein Feld hineintragen, dessen bildgestalterische Möglichkeiten aller Kassandrarufe zum Trotz offensichtlich bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind.
Insgesamt 98 gültige Einreichungen aus 40 Institutionen erreichten die Jury des Wettbewerbs Gute Aussichten für junge deutsche Fotografie in diesem Jahr.
Die neun Preisträger:
Lorraine Hellwig, Hochschule München, zelebriert in ihrer Arbeit Y A MANIFESTO das Verloren-Sein in einer Zeit, in der alles möglich scheint – die Suche nach dem Sinn, das Zuviel-Wollen und Gar-Nichts-Mehr-Brauchen und das eigene Gefängnis im rasenden Stillstand unserer Zeit.
Die fotografierende „Unsterblichkeitsforscherin“ Laila Kaletta, Lette-Verein Berlin, reist nach Japan und trifft für A Dead Flower Will Never Bloom die ewig lebende Qualle Turritopsis dohrnii und ihren Hüter, den Wissenschaftler „Mr. Immortal Jellyfish“.
Patrick Knuchel, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle umkreist mit seiner Arbeit ganz konkret abstrakt die Fragen: Was ist ein Bild und wie kann ich das fotografische Bild erweitern? So sind seine Werke nicht Abbilder sondern wunderbare Konstruktionen einer abstrakten Idee, die der Betrachter nicht übersetzen aber doch vervollständigen kann.
Für Benjamin Kummer, Neue Schule für Fotografie Berlin, untersucht im Schwarzweiß-Labor die Räumlichkeit des fotografischen Bildes und entlockt seinen Anordnungen unikate Lichtbilder aus fantastischen Formationen.
Steve Luxembourg, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, behandelt in seinem Film Der Schatten die Symbolik des Rosenkranzes, der katholischen Gebetskette, und inszeniert in ruhigen, beinahe meditativen Aufnahmen, untermalt mit aus der Natur stammenden Tönen und Geräuschen, Grundängste unseres Daseins: Verlust und Verfolgtwerden.
Sina Niemeyer, Hochschule Hannover, erzählt in ihrem Projekt „Für mich – A Way of Reconciliation“ von dem sexuellen Missbrauch, den sie in ihrer Kindheit erleben musste. Metaphorische Film-, Bild- und Textebenen führen durch die komplexe und diffizile Gefühlswelt eines solchen Traumas und rücken ein marginalisiertes, aber weit verbreitetes Thema in unseren Fokus.
Malte Sänger, Hochschule für Gestaltung in Offenbach/Main, verwandelt die auf Social Media Kanälen geposteten Handyfotos von Migranten mithilfe der dazugehörigen Metadaten in reale Orte auf Satellitenbildern. Denen gegenüber stellt er die geposteten Fotos der Flüchtenden, versehen mit den echten Metadaten und fiktiven Geschichten.
Robert ter Horst, Fachhochschule Bielefeld, untersucht in Playtime Film- und Bildmaterial mit speziellen, digitalen Programmen, die auf der kleinsten Ebene des Mediums, dem Pixel, arbeiten. Derart entstehen Zeitraffer-Bilder aus Filmen und im Umkehrschritt ein Video aus den Tonwerten einer Fotografie.
Anna Tiessen, Ostkreuzschule Berlin, erzählt in ihrer Serie Kommando Korn die Geschichte einer Dorfclique aus angehenden Jungbauern und Schraubern in Schleswig-Holstein. Ihre Bilder sprechen von ungestümer Freiheit und Jungsein, von Freundschaft und Rausch, von harter Arbeit, steifen Brisen und dem Verlangen nach Zugehörigkeit.
Summa summarum präsentiert Gute Aussichten damit 229 Motive mit einer großen inhaltlichen, ästhetischen und medialen Bandbreite, wie sie die jungen Fotografen in Deutschland hervorbringen und somit den aktuellen Status Quo der jungen Fotografie widerspiegeln.
Die Auftakt-Ausstellung von Gute Aussichten eröffnet am Freitag, den 7. Dezember 2018 um 19 Uhr in den Technischen Sammlungen Dresden (Junghansstr. 1-3, www.tsd.de). Die Ausstellung ist bis Sonntag, 17. März 2019 dort zu Gast und wandert anschließend nach Koblenz, Hamburg, Mexico City und weitere Orte.
Das Magazin zu Gute Aussichten 2018/2019 wird ProfiFoto Ausgabe 1-2/19 beiliegen, die am 20. Dezember erscheint.