Mit der Serie „Red Ink“ überzeugte der Belgier Max Pinckers in diesem Jahr die Jury des Leica Oskar Barnack Awards. Der Newcomer Award 2018 geht an die Fotografin Mary Gelman mit der Serie „Svetlana“.
Die diesjährigen Gewinner des international renommierten und traditionsreichen Fotowettbewerbs Leica Oskar Barnack Award (LOBA) stehen fest. In der Hauptkategorie überzeugte der Belgier Max Pinckers die fünfköpfige Jury mit seiner Serie „Red Ink“. In der Kategorie Newcomer für Nachwuchsfotografen unter 25 Jahren setzte sich die Russin Mary Gelman mit ihrer Serie „Svetlana“ durch.
Die Bilder der Serie „Red Ink“ von Max Pinckers sind unter strenger Aufsicht entstanden. Er war im Auftrag des Wochenmagazins „The New Yorker“ in Nordkorea, wo er auf dem Höhepunkt des Propagandastreits mit den USA im August 2017 den Journalisten Evan Osnos auf einer viertägigen Reise begleitete. Der diesjährige LOBA Gewinner spielt bei seiner Serie „Red Ink“ geradezu mit der Wahrnehmung des Betrachters. Nordkorea zählt nach wie vor zu den abgeschottetsten Ländern der Welt. Auch wenn man den Eindruck haben könnte, dass das Regime in letzter Zeit mehr Fotografen in das Land lässt, ist unabhängiges Fotografieren nach wie vor so gut wie unmöglich. Pinckers hatte sich von vornherein keinerlei Illusionen darüber gemacht, dass er mit seinen Aufnahmen einen Blick hinter die vom Regime aufgerichteten Kulissen werfen könnte. Stattdessen setzte er seinen Blitz wie bei einem Werbe- oder eben Propaganda-Shooting ein, um das Inszenierte der jeweiligen Situation zu verdeutlichen.
Die Gewinnerin des Nachwuchspreises, Mary Gelman, hat im Rahmen ihres sehr persönlichen Projekts „Svetlana“ fast über zwei Jahre hinweg immer wieder das circa 150 Kilometer östlich von St. Petersburg liegende Svetlana, eine Einrichtung der anthroposophischen Camphill-Bewegung, besucht. Hierbei handelt es sich um eine heilpädagogische Initiative, in der behinderte Menschen selbstständig und fern von Vorurteilen oder Diskriminierung leben und arbeiten. Gelman berichtet, dass die dort lebenden Menschen zu Beginn sehr aufgedreht auf sie und ihre Kamera reagiert haben. Als sie nach einiger Zeit zu einer Art Dauergast wurde, gewöhnten sich die Bewohner an sie und sie wurde kaum noch wahrgenommen. Ab diesem Moment begann für die junge Fotografin eine besondere Zeit. Gelman betont, dass es essentiell ist zu lernen, die Grenzen des anderen wahrzunehmen, sie zu respektieren und offen und ehrlich zu sein. Das Allerwichtigste beim Fotografieren ist für sie persönlich, sich Zeit zu lassen.
„Max Pinckers und Mary Gelman ist mit ihren Bildserien eindrucksvoll der humanistische Blick auf die Gesellschaft mit dem Mensch im Mittelpunkt gelungen. Die Vielfalt sowie die herausragende Qualität der rund 2.500 Einreichungen aus 110 Ländern hat die gesamte Jury sehr beeindruckt. Die Einreichungen verdeutlichen, dass das Wettbewerbsthema‚ ‚die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt‘, welches bereits seit 1979 zur ersten Ausschreibung des LOBA besteht, damals wie heute aktuell und von hoher Bedeutung ist“, so Karin Rehn-Kaufmann, Art Director & Chief Representative Leica Galleries International.
Die Gewinner und Finalisten des LOBA werden am 10. Oktober in Berlin ausgezeichnet. Die Bildserien aller zwölf Finalisten sind anschließend vom 10. bis zum 31. Oktober in einer Ausstellung in der „Neuen Schule für Fotografie“ (Brunnenstraße 188-190, 10119 Berlin) zu sehen. Begleitend zur Ausstellung erscheint der LOBA Katalog 2018, der die Gewinner und Finalisten mit umfangreichen Bilderstrecken und Interviews detailliert vorstellt.
Ein Portfolio mit allen nominierten Arbeiten ist in der aktuellen ProfiFoto 9/18 erschienen.
https://www.leica-oskar-barnack-award.com
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Foto ganz oben und Bilder unten: Mary Gelman