Die zwölf Finalisten des diesjährigen Leica Oskar Barnack Award (LOBA) stehen fest. Rund 2.500 Fotografen aus insgesamt 110 Ländern haben sich 2018 für den Preis beworben.
Auch in diesem Jahr war die Jury beeindruckt von der großen Beteiligung und hohen Qualität der eingereichten Bildserien zum Thema des Wettbewerbs. „Es ist jedes Jahr aufs Neue bemerkenswert, wie intensiv und kreativ sich die Bewerber mit der Thematik des LOBA auseinandersetzen. Bewusst haben wir das Wettbewerbsthema‚ „die Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt“, welches bereits seit 1979 zur ersten Ausschreibung des LOBA festgelegt wurde, konstant beibehalten. Die Thematik ist damals wie heute aktuell – man kann sogar sagen, sie hat heutzutage noch einmal mehr an Bedeutung gewonnen“, so Karin Rehn-Kaufmann, Art Director & Chief Representative Leica Galleries International.
Zu den Jurymitgliedern des diesjährigen LOBA gehörten neben Karin Rehn-Kaufmann außerdem Mark Lubell, Executive Director ICP – International Center of Photography (USA),
Markus Hartmann, Hartmann Projects (Deutschland), Terje Abusdal, Photographer & Winner LOBA 2017 (Norwegen) und Christoph Wiesner, Artistic Director, Paris Photo (Frankreich).
Die zwölf Finalisten im Überblick:
Ernesto Benavides, Peru: „Dredges“
In Peru gehen alljährlich mehrere Hektar Wald durch illegalen Goldabbau verloren. Die Serie „Dredges“ von Ernesto Benavides zeigt in beeindruckenden Luftaufnahmen diesen Raubbau an der Natur. Neben eigenen Fotoprojekten arbeitet Benavides für Agence France-Presse und wird regelmäßig in der internationalen Presse veröffentlicht. Seit 2010 unterrichtet er Fotografie an der Universität in Lima.
Vanja Bucan, Slowenien: „Sequences of Truth and Deception”
In ihrer Serie „Sequences of Truth and Deception“ beschäftigt sich Vanja Bucan mit dem ambivalenten Verhältnis zur Natur, das, wie sie sagt, von Dominanz, Ausbeutung und Idealisierung geprägt sei. In Portraits und Stillleben versucht Bucan eine vielschichtige und dekonstruierte Vision der Natur zu erzeugen. Vanja Bucan wurde 1973 in Nova Gorica, Slowenien, geboren. Sie lebt und arbeitet derzeit in Berlin.
Turi (Salvatore) Calafato, Italien: „Amuninni ’u mari (Let’s go to the sea)”
Im Sommer verlegen die Sizilianer ihr Leben an den Strand. Mit seiner Serie „Amuninni ’u mari (Let’s go to the sea)“ dokumentiert Turi Calafato das bunte Treiben auf den Stränden und beobachtet die Menschen bei ihren täglichen Aktivitäten. Turi (Salvatore) Calafato wurde 1979 geboren und lebt als freier Fotograf in Italien.
Daniel Chatard, Deutschland: „Niemandsland“
Die Serie „Niemandsland“ von Daniel Chatard dokumentiert die angespannte und konfliktgeladene Situation zwischen Umweltaktivisten auf der einen und der Industrie im Rheinischen Braunkohlerevier auf der anderen Seite. Daniel Chatard wurde 1996 in Heidelberg geboren und hat nach dem Abitur ein Studium des Fotojournalismus und der Dokumentarfotografie aufgenommen. Für bisherige Arbeiten hat er u.a. den Deutschen Jugendfotopreis und den Förderpreis des Berufsverbandes Freier Fotografen erhalten.
Stephen Dock, Frankreich: „Architecture of Violence“
Die Angst vor Frieden und der Nachhall des Krieges in einem Land: Das war es, was Stephen Dock an Irland interessierte und zu seiner Arbeit „Architecture of Violence“ inspirierte. Stephen Dock studierte Fotografie in Lyon und arbeitet als Fotojournalist für französische Magazine. Er interessiert sich für dysfunktionale Gesellschaften und fotografiert Konfliktzonen wie die West Bank, Syrien oder Mali.
Mary Gelman, Russland: „Svetlana“
In sehr persönlichen Projekten wie „Svetlana“ hat sich Mary Gelman auf Themen wie Geschlechtsidentität, Sexualität, Gewalt und Diskriminierung spezialisiert. Mary Gelman wurde 1994 in St. Petersburg geboren, wo sie die Fotoschule DocDocDoc besucht hat. Ihre Arbeiten erschienen in verschiedenen russischen Medien wie Sobaka.ru und lenta.ru, aber auch internationalen Publikationen wie der Washington Post und Buzzfeed. 2017 belegte sie bei den Istanbul Photo Awards den ersten Platz in der Kategorie Portraits.
Samuel Gratacap, Frankreich: „Presence“
Die Arbeiten von Samuel Gratacap bewegen sich im Raum zwischen Fotojournalismus und bildender Kunst. Seit 2007 dokumentiert Gratacap das Leben von Flüchtlingen und Migranten, die das Mittelmeer überqueren. In der Serie „Presence“ verbindet er erstmals Bilder von beiden Seiten des Mittelmeers. Er fotografierte dazu in Italien, Tunesien und Libyen. Samuel Gratacap wurde 1982 geboren und studierte Kunst an der École Supérieure des Beaux-Arts in Marseille.
Stéphane Lavoué, Frankreich: „On the Edge of the World”
In „On the Edge of the World“ erzählt Lavoué die Geschichte des Fischfangs durch die Augen derer, die am Ufer bleiben: die Frauen in den Büchsenfabriken und die Arbeiter, die Tonnen von Eis für die Fischlagerung herstellen. Stéphane Lavoué wurde 1976 geboren und absolvierte zunächst ein Ingenieurstudium. Er war 2016 unter den Finalisten des Leica Oskar Barnack Award und gewann 2018 den Prix Niépce.
Max Pinckers, Belgien: „Red Ink“
Pinckers möchte in seiner Arbeit untersuchen, inwieweit Fotografie tatsächlich Realität abbilden kann. Auch sein aktuelles Projekt „Red Ink“, das er unter strenger Aufsicht in Nordkorea fotografiert hat, spielt geradezu mit der Wahrnehmung des Betrachters.
Max Pinckers bewegt sich in seinen Arbeiten zwischen visuellem Storytelling, Dokumentarfotografie und bloßer Ästhetik. Er war bereits 2016 Finalist des Leica Oskar Barnack Award.
Elsa Stubbé, Belgien: „Les extraterrestres ont mangé mon jardin“
Elsa Stubbés Arbeiten beflügeln die Vorstellungskraft des Betrachters und erzwingen neue Definitionen der eigenen Umweltwahrnehmung. Ihr aktuelles Projekt „Les extraterrestres ont mangé mon jardin“ zeigt surrealistische Naturaufnahmen voller versteckter Poesie, die die Grenze zwischen Foto- und Konzeptkunst neu ausloten. Elsa Stubbé hat an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Brüssel einen Master in Verlagswesen erworben und bereits drei Bücher im Selbstverlag veröffentlicht. Sie hat in Brüssel, Marseille und Lüttich ausgestellt.
Christian Werner, Deutschland: „Road to Ruin”
Die Reportagen von Christian Werner erzählen bewegende Geschichten über die harte Lebensrealität in Krisengebieten. „Road to Ruin“ zeigt – nach dem Fall Aleppos – Stationen einer Reise durch das Syrien Baschar al-Assads. Christian Werner wurde 1987 in Hannover geboren, er hat Bildjournalismus und Dokumentarfotografie an der FH Hannover studiert. Seine Arbeiten erschienen in Magazinen wie Spiegel, Washington Post und LFI.
Kechun Zhang, China: „Between the Mountains and Water”
Das Zusammenspiel von Mensch und Natur zählt zu den bevorzugten Themen von Kechun Zhang. In „Between the Mountains and Water“ befasst er sich mit zwei Naturphänomen, die Menschen in China besonders berühren. Mit seinen Bildern erschafft er dokumentarische Artefakte, die den rasanten Puls der Zeit für kurze Zeit anzuhalten vermögen. Kechun Zhang wurde 1980 in Sichuan geboren. Nach der Teilnahme an zahlreichen internationalen Fotofestivals wurden die Werke von Zhang in USA, Kanada und China ausgestellt. Aktuell lebt der Fotograf in der chinesischen Metropole Chengdu.
Die vollständigen Fotostrecken aus den beiden Kategorien „Leica Oskar Barnack Award“ und „Leica Oskar Barnack Award Newcomer“ sind ab sofort online zu sehen.
Link: http://www.leica-oskar-barnack-award.com
Titelbild: Christian Werner, Deutschland: „Road to Ruin”