Der Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2018 ist an Luke Willis Thompson verliehen worden. Die renommierte und mit 30.000 GBP dotierte Auszeichnung erhielt er für sein Projekt „autoportrait“.
Luke Willis Thompsons Installation zeigt auf einem einzelnen Bildschirm den 35 mm Schwarz-Weiß-Film autoportrait, ein stummes Portrait von Diamond Reynolds. Reynolds musste am 6. Juli 2016 in Minnesota, USA mitansehen, wie ihr Partner Philando Castile von einem Polizisten erschossen wurde. Reynolds hatte die Situation unmittelbar nach den tödlichen Schüssen gefilmt und über Facebook Live veröffentlicht. Ihr Video wurde daraufhin mehr als sechs Millionen Mal angeklickt. Im November 2016 nahm Thompson Kontakt zu Reynolds und ihrem Anwalt auf und schlug eine künstlerische Zusammenarbeit vor, um eine ästhetische Antwort auf die Videoaufnahme von Reynolds zu finden. Dieses Werk soll mit dem öffentlichen Bild von Reynolds brechen, welches durch die Momentaufnahme einer Frau im Angesicht von Gewalt und einem nicht versiegenden Nachrichtenfluss geprägt wurde.
Die Jury für den Deutsche Börse Photography Prize 2018 setzt sich zusammen aus Gordon MacDonald, Kurator und Editor; Penelope Umbrico, Künstlerin; Duncan Forbes, Kurator und Gastlektor an der Westminster University; Anne-Marie Beckmann, Direktorin der Deutsche Börse Photography Foundation sowie Brett Rogers, Direktorin The Photographers’ Gallery als Jury-Vorsitzende ohne Stimmrecht.
Brett Rogers, Direktorin, The Photographers’ Gallery: „Die diesjährige Entscheidung der Jury folgte langen und tiefgreifenden Diskussionen darüber, was die Fotografie heute maßgeblich auszeichnet. Dazu zählt ihre nahezu einzigartige Stärke, die öffentliche Aufmerksamkeit auf einige der dringlichsten sozialen und politischen Themen unserer Zeit zu lenken. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung für die Auszeichnung auf Luke gefallen. Mit seinem außergewöhnlichen und kompromisslosen Portrait, welches in Zusammenarbeit mit Diamond Reynolds entstanden ist, gelingt es ihm, der Protagonistin die Kontrolle über ihr eigenes Bild wieder zurückgegeben. Als Anwärter auf einen Preis, der Fotografie auszeichnet, durchdringt „autoportrait“ das Format des Bewegtbilds, das mit beeindruckender Qualität wie ein Standbild anmutet. Während es die Aufmerksamkeit auf die Materialität lenkt, fordert es die Zuschauer zugleich heraus, sich mit der persönlichen Darstellung in einer Umgebung, die sowohl intim wie auch kollektiv wirkt, auseinanderzusetzen. Thompsons Arbeit gibt einen wichtigen Impuls zu der Debatte über Urheberschaft und Verbreitung von Bildern.“
Die Arbeiten aller vier Finalisten – Mathieu Asselin, Batia Suter, Rafal Milach und Luke Willis Thompson – sind im Rahmen der Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain aktuell im MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt zu sehen.
2018 feiert der Photography Prize sein 21-jähriges Bestehen und behauptet seine Rolle als renommierte Auszeichnung von besonderer künstlerischer Begabung, herausragenden Leistungen und Innovation. Der Photography Prize wurde 1997 von der Londoner Photographers‘ Gallery ins Leben gerufen und wird gemeinsam mit der Deutsche Börse Photography Foundation vergeben. Der mit 30.000 £ dotierte Preis wird an einen lebenden Fotokünstler beliebiger Nationalität vergeben, der in Form einer Ausstellung oder Publikation in Europa einen bedeutenden Beitrag zum Medium Fotografie geleistet hat.
Weitere Informationen zu den Projekten der vier Finalisten:
thephotographersgallery.org.uk
Luke Willis Thompson
Aufmacherfoto: Rafal Milach