Dem deutschen Künstler Jochen Lempert wurde der diesjährige Camera Austria-Preises für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz zuerkannt.
Die Jury begründet die Vergabe des Preises wie folgt: „Jochen Lempert (geb. 1958) ist studierte Biologie und arbeitet seit den frühen 1990er Jahren an einem Werk, das von der Korrespondenz und Kontextualisierung einzelner Fotografien in größeren Gruppen geprägt ist. Die Wahrnehmung von Natur und Tier in Repräsentationssystemen der wissenschaftlichen Forschung trifft dabei auf die individuelle Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt innerhalb einer vom Menschen gestalteten Umwelt“, begründet die Jury die Vergabe des Preises, „über analoge schwarz-weiß-Fotografien entsteht ein ebenso faszinierendes wie komplexes, zwangsläufig unvollständig bleibendes Inventar morphologischer Studien, das der taxonomischen Katalogisierung von Tieren und Pflanzen eine sehr subjektive Dokumentation entgegenstellt. Phänomenologie und forschender Vergleich begegnen sich insbesondere in der Idee der fotografischen ›Spur‹, die Fotografie als Dokumentationsmedium von Bewegung und Veränderung sowie der Rekonstruktion, Entwicklung und Demonstration von Zusammenhängen versteht. Querverweise, Assoziationen und Korrespondenzen innerhalb der Gruppierungen von einzelnen, in ihrer Objekthaftigkeit hervorgehobenen Fotografien gewähren auch neue Perspektiven auf unseren eigenen Platz innerhalb jener Strukturen aus Ordnung und Zufall, die die Welt charakterisieren. Dabei setzt Lemperts Werk eine große visuelle Poesie frei, die sich in einer unverwechselbaren Bildsprache spiegelt. Nicht zuletzt diese verleiht seinem Œuvre eine singuläre Position innerhalb der zeitgenössischen Fotografie.“
Der Camera Austria-Preis für zeitgenössische Fotografie der Stadt Graz ist mit 14.500 Euro dotiert und wird seit 1989 von der Stadt Graz alle zwei Jahre vergeben.
Bild: Jochen Lempert, o.T. (Lachmöwe, Stockholm), 2017. © Jochen Lempert/VG Bild-Kunst, Bonn 2017. Courtesy: BQ, Berlin and ProjecteSD, Barcelona.