Ab 1. Januar beginnt die Einreichungsfrist für den Felix Schoeller Photo Award 2017. Gewinnerin des letzten Gold Awards war die in Kassel geborene Fotografin Karolin Klüppel. Damit verbunden war ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. Ein Jahr später kamen wir mit Karolin Klüppel ins Gespräch über die Frage, was ihr der Preis sonst noch gebracht hat.
PROFIFOTO: Karolin Klüppel, was war für Sie Ansporn, am Felix Schoeller Award 2015 teilzunehmen? Mit welcher Hoffnung haben Sie Ihre Arbeit in der Kategorie „Porträt“ eingereicht?
Karolin Klüppel: Meine Hoffnung war, dass die Arbeit in Deutschland noch etwas bekannter werden würde und sie in Osnabrück ausgestellt wird.
Nachdem Sie zur Siegerehrung alle Prämierten und Nominees in der Ausstellung gesehen haben: Wie ordneten Sie Ihre Arbeit im Wettbewerb ein?
Ich fand alle prämierten und nominierten Arbeiten außerordentlich stark. Viele Fotostrecken waren sehr politisch, und somit hat es mich überrascht, die Gewinnerin zu sein, denn Mädchenland beschäftigt sich nicht mit einem aktuellem politischen Thema.
Wie war Ihre Reaktion, als Sie wussten, dass Sie den Gold-Award gewonnen hatten?
Ich habe mich natürlich sehr gefreut! Vor allem, weil ich gerade mein nächstes Projekt in China begonnen hatte, für das ich dringend ein Budget brauchte.
Ihre Arbeit hat ja noch weiterhin starke Beachtung gefunden. Können Sie uns verraten, wo und wie?
Ja, die Arbeit wurde auf vielen Fotofestivals gezeigt, unter anderem auch in Delhi und Chennai, was für mich besonders viel bedeutet. „Mädchenland“ wurde auch in mehreren großen Magazinen veröffentlicht, zum Beispiel in der New York Times und der internationalen Ausgabe von National Geographic.
Es gibt ja auch ein Buchprojekt. Erzählen Sie uns doch bitte davon.
„Mädchenland“ erschien im September als Buch im Verlag Hatje Cantz, unter dem Titel „Kingdom of Girls“. Wir haben den ganzen Sommer daran gearbeitet, und ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis!
Wie schätzen Sie den Felix Schoeller Photo Award im Vergleich zu anderen Wettbewerben ein?
Der Felix Schoeller Award ist sehr hoch dotiert, und es gibt Preise für mehrere Fotografen, was auch super ist. Die Öffentlichkeitsarbeit ist sehr gut, und die Ausstellung in Osnabrück war sehr schön präsentiert.
Wie lange haben Sie für Ihre Arbeit gebraucht?
Insgesamt war ich zehn Monate vor Ort, in einem Zeitraum von über zwei Jahren verteilt. Das Buch sehe ich jetzt als Abschluss der Arbeit. Ich würde also sagen, genau drei Jahre, denn im Oktober 2013 habe ich mit dem Projekt begonnen.
Hat sich seit dem Gewinn des Awards für Sie etwas geändert?
Auf jeden Fall! Da ich fast ausschließlich an freien Projekten arbeite, hat das Preisgeld es mir ermöglicht, mich ganz auf meine neue
Arbeit konzentrieren zu können.
Welche Projekte planen Sie in nächster Zukunft? Woran arbeiten Sie gerade?
Ich arbeite gerade an einer Fotoserie über die Matriarchinnen der Mosuo in China. Die Mosuo sind ein Matriarchat von 40.000 Mitgliedern, die in Yunnan und Sichuan leben. Leider ist ihre Kultur bedroht, die Landflucht der jungen Mosuo, Zuwanderung von Han-Chinesen und wachsender Tourismus verursachen die Aushöhlung der matriarchalischen
Strukturen.
Zum Abschluss die obligatorische Frage: Werden Sie am nächsten Felix Schoeller Photo Award wieder einreichen?
Auf jeden Fall!
Felix Schoeller Photo Award
Der Felix Schoeller Photo Award ist einer der höchstdotierten Fotowettbewerbe im deutschsprachigen Raum. Der Preis ehrt Arbeiten, die Liebe zur Fotografie und höchste Ansprüche an die Qualität der Bilder erkennen lassen. Als Hersteller von Spezialpapieren für größtmögliche Ausdrucke möchte der Ausrichter mit dem Preis Fotografen auszeichnen und unterstützen, die für kompromisslos gute Bilder stehen. Der Felix Schoeller PhotoAward wird alle zwei Jahre vergeben. Weitere Informationen: http://felixschoeller-photoaward.com
Karolin Klüppel
1985 in Kassel geboren, studierte Karolin Klüppel dort an der School of Art and Design Fotografie und legte mit Ausstellungen in Arles, Genf und New York einen Senkrechtstart hin. Aufnahmen der Fotoarbeit „Mädchenland“, mit der sie den Felix Schoeller Photo Award gewonnen hat, sind Teil einer Serie für die internationale Ausgabe des National Geographic. Darüber hinaus wurde die Arbeit bereits mit dem >Canon Profifoto Förderpreis< ausgezeichnet und mittlerweile in mehreren internationalen Publikationen veröffentlicht. Für die ausgezeichnete Arbeit verbrachte die Fotografin von 2013 bis 2015 insgesamt zehn Monate in dem Khasi- Dorf Mawlynnong und fing dort magische Bilder ein. Sie sind in dem Buch „Mädchenland“ (erschienen im September im Hatje Cantz Verlag) dargestellt. Seit 2010 lebt und arbeitet die Preisträgerin in Berlin.
Dieses Interview ist in ProfiFoto 1-2/17 nachzulesen