Der tschechische Fotograf Josef Koudelka wird in diesem Jahr mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ausgezeichnet.
Joseph Koudelka wurde 1939 in Boskovice (heute Tschechien) geboren. Seine Bildgestaltung hat die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt. Während seiner Ausbildung zum Luftfahrtingenieur an der Universität Prag war Josef Koudelka in den 1960er Jahren zunächst als Reportagefotograf und anschließend als Theaterfotograf tätig. In seinen frühen Reportagen betrachtete er das Leben von Romafamilien in der ländlichen Tschechoslowakei. Seine Darstellungen beruhen stets auf seiner humanistischen Sichtweise, können jedoch durchaus humorvolle Aspekte aufweisen. Als der Prager Frühling 1968 von den Truppen des Warschauer Paktes gewaltsam beendet wurde, lichtete Koudelka Szenen der Niederwerfung ab. Diese Bildstrecke stellt den Konflikt zwischen verzweifelten Menschen, die ihre Bürgerrechte verteidigen wollen, und waffengestützten Staatsmächten bis heute gültig dar. Die Aufnahmen wurden zu Elliot Erwitt, dem seinerzeitigen Präsidenten der Agentur Magnum, geschmuggelt und zum Jahrestag der Invasion 1969 mit der Autorenschaft „P.P.“ (Photograph Prag) in der Sunday Times und dem Magazin Look veröffentlicht. 1970 blieb Koudelka bei einer Reportagereise nach Frankreich im Westen, erhielt Asyl als politischer Flüchtling und übersiedelte nach London, bevor er schließlich 1980 nach Paris zog, wo er – mittlerweile als französischer Staatsbürger – bis heute neben Prag lebt. Die Preisverleihung findet am 7. November im Museum Folkwang in Essen statt.
Foto: Josef Koudelka. Paris, France, 2015/ © Antoine D’Agata / Magnum Photos