Durch den demografischen Wandel und ein abnehmendes Interesse verzeichnen die Hochschulen einen deutlichen Rückgang an Studienbewerbern. Wie geht es weiter mit dem Fotostudium in Deutschland?
1. Wie haben sich an Ihrer Hochschule die Zahl der Studienplätze und die der Bewerber in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt?
2. Wie wirkt sich dieser Wandel auf die Qualität der Studenten und das gesamte Studium aus?
3. Was tut Ihre Hochschule, um weiterhin für Fotografiestudierende attraktiv zu bleiben?
4. Werden in Zukunft weniger Hochschulen Fotografiestudiengänge anbieten?
FH Dortmund – Dirk Gebhardt, Foto: Jens Erbeck
Hannover – Lars Bauernschmitt, Foto: Angelina Vernetti
FH Bielefeld – Adrian Sauer, Foto: Patrick Pollmeier
Ostkreuz – Jörg Brüggemann, Foto: Annette Hauschild/Ostkreuz
Fotoakademie-Koeln – Frank Dürrach, Foto: Privat

Foto: Jens Erbeck
Prof. Dirk Gebhardt, Fachhochschule Dortmund, fh-dortmund.de
1.
Für die letzten zwei Jahrzehnte liegen uns zur Zeit keine Daten vor. Für die letzten zehn Jahre ist allerdings folgendes zu beobachten: Im Jahr 2014 wurden jährlich noch ca. 350 Bewerbungsmappen physisch am Fachbereich Design zur Begutachtung abgegeben. Aus diesen Bewerbungen wurden ca. 120 Kandidat*innen für ein persönliches Gespräch ausgewählt.
Von diesen erhielten ca. 80 – 90 Bewerber*innen die künstlerisch-gestalterische Eignung für den Studiengang Bachelor Fotografie. Etwa 70% der geeigneten Personen meldeten sich daraufhin zum Studium an. 2020 wurde das Verfahren vollständig auf einen digitalen Workflow umgestellt. Bis 2022 haben jährlich ca. 120 Bewerber*innen ein Portfolio hochgeladen, von diesen erhielten ca. 60 Personen die künstlerisch-gestalterische Eignung für den Studiengang Bachelor Fotografie. Die Studienbeginner*innenzahl lag bei ungefähr 48 Erstsemesterstudierenden pro Jahrgang. Einen deutlichen Rückgang der Bewerber*innenzahlen können wir erst seit dem Jahr 2023 für den Studiengang BA Fotografie beobachten. Zur Zeit bewerben sich im Durchschnitt jährlich 50 Personen, von diesen erhalten ca. 35 die künstlerisch-gestalterische Eignung für den Studiengang Bachelor Fotografie und ca. 20 Personen beginnen das Studium. Fotografie ist der einzige Studiengang am Fachbereich Design der FH Dortmund, der rückläufige Studierendenzahlen hat. Beim Studiengang Kommunikationsdesign bewerben sich sogar leicht mehr Personen als wie vor fünf Jahren.
2.
Eine Abnahme der Qualität von studentischen Arbeiten könne wir bisher nicht feststellen, trotz der geringeren Studienanfänger*innenzahlen. Durch die geringere Anzahl von Studierenden ändert sich das Angebot von externen Lehrkräften, diese können nicht mehr im gewohnten Umfang angefragt werden.
3.
Der Studiengang Fotografie behält sein vielfältiges Lehr-Profil bei und investiert auch weiterhin erheblich in Equipment, Exkursion und die internationale Zusammenarbeit mit Partneruniversitäten. Der Fachbereich Design der FH Dortmund ist weiterhin einer der herausragenden Ausbildungsorte für Fotograf*innen in Deutschland. Dies zeigen die immer noch sehr erfolgreichen Absolvent*innen des Studiengang Fotografie auf Beste.
Die Kolleg*innen bilden zur Zeit zwar eine geringere Anzahl von Fotograf*innen aus, aber sie behalten selbstverständlich den hohen Qualitätsanspruch in der Ausbildung bei.
4.
Es ist davon auszugehen, dass viele kommerzielle Hochschulen in Zukunft Fotografiestudiengänge einstellen, da sich diese finanziell nicht mehr tragen. Der Fachbereich Design der FH Dortmund ist in der Lage den Studiengang auf einer geringeren Anzahl von Studienanfänger*innen zu konsolidieren und auch wenn notwendig wieder aufzustocken. Dem Fachbereich Design kommt hierbei seine Größe von ca. 1400 Studierenden zugute, dadurch lassen sich Rückgänge in einem Studiengang durch Zuwächse in anderen Studiengängen einfacher kompensieren.

Foto: Angelina Vernetti
Prof. Lars Bauernschmitt, Hochschule Hannover, visualjournalism.de
1.
Am Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography, der ausdrücklich kein Fotografiestudiengang ist, werden seit 20 Jahren jedes Jahr 38 Studienplätze angeboten. Gab es zunächst jedes Jahr ungefähr viermal soviele Bewerberinnen und Bewerber wie Studienplätze, kommen heute drei Bewerberinnen und Bewerber auf einen Studienplatz. Da der Lehrplan seit zwanzig Jahren ständig den Entwicklungen der Medien im Allgemeinen und dem Bildjournalismus im Speziellen angepasst wird, wissen diejenigen, die sich für das Erzählen von Geschichten in Bildern interessieren, dass sie bei uns ein zeitgemäßes Lehrangebot finden. So ist zu erklären, dass wir nach wie vor keine Probleme haben, unsere Studienplätze zu besetzen. Durch die Weiterentwicklung des Curriculums hat das Studium in Hannover nichts von seiner Attraktivität eingebüßt, auch wenn der Lehrplan heute völlig anders aussieht als in den Anfangsjahren. Ein weiterer Grund für unsere glücklicherweise sehr gute Bewerberlage ist auch unsere Öffentlichkeitsarbeit, die fest in die Lehre eingebunden ist. Während wir auf unserer Website umfassend über unser Ausbildungsangebot und den Weg in das Studium informieren, erscheint hier auch vierteljährlich ein monothematisches Magazin mit Bild- und Text-Berichten Studierender. Die dort gezeigten Arbeiten vermitteln einen guten Eindruck von der bildnerischen Kraft der Studierenden und der Tiefe ihrer gedanklichen Auseinandersetzung mit den vorgestellten Inhalten.
2.
Die fachlichen Kenntnisse der Menschen, die sich bei uns bewerben, sind bezogen auf deren Fähigkeit zur Bildfindung, der Entwicklung der Themen und im Storytelling nach wie vor sehr gut. Auf Grund unserer klaren Fokussierung auf den mit visuellen Mitteln arbeitenden Journalismus bewerben sich bei uns nur Menschen, die genau das suchen. Für diejenigen, die ganz allgemein Fotografie studieren wollen, gibt es genug andere Angebote. Ich bin immer wieder stolz zu erleben, wie motiviert und engagiert unsere Studierenden – quer durch alle Semester – sind. Die nach wie vor hohe Qualität der Studierenden wird immer wieder unterstrichen durch deren Erfolge bei nationalen und internationalen Wettbewerben und die ständigen großen Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften und Onlinemedien weltweit, zu denen wir seit Jahren einen sehr engen Kontakt pflegen.
3.
Wie bereits dargestellt sind wir kein Fotografiestudiengang. Wir wollen diejenigen ausbilden, die bildgestützt Themen und Inhalte vermitteln wollen. Fotografie ist dabei zwar eine Grundlage der Ausbildung, danach jedoch nur noch ein Mittel neben anderen. Auf Grund des medialen Wandels geschieht die Publikation von Themen heute immer in einer Verbindung von Fotos und Videos, geschriebenen und gesprochenen Texten, O-Tönen und Musik, sowie Datenvisualisierungen. Bildjournalistinnen, Bildjournalisten und diejenigen, die neudeutsch (Visual) Storytelling machen wollen, müssen Kenntnisse auf all diesen Feldern besitzen.
Ausbildungsstätten und hier insbesondere Fachhochschulen, wie es die Hochschule Hannover ist, müssen in der Lehrplangestaltung auf die Entwicklung des Marktes und die Veränderung der Erlösmodelle reagieren und deutlich machen, dass in den Studiengängen aktuelle Entwicklungen reflektiert werden und dies auch leben. Bezogen auf die Medienstudiengänge bedeutet das: Die monomediale Publikation wird ersetzt durch die transmediale Veröffentlichung von Inhalten. Während das Bildangebot steigt, sinken die Honorare. Gleichzeitig wächst die Bedeutung von Glaubwürdigkeit in den Medien. Wenn sogenannte soziale Netzwerke die Fakten-Checks abschaffen, wird es immer wichtiger, dass gut ausgebildete Autorinnen und Autoren sauber recherchierte Inhalte unabhängig veröffentlichen können. Die Entwicklungen der letzten Zeit machen deutlich, wie wichtig es ist, dass Autorinnen und Autoren nicht nur praktisch, sondern auch theoretisch gut ausgebildet sind.
Aber auch da ist der Studiengang Visual Journalism and Documentary Photography sehr gut aufgestellt. Neben der Vorbereitung auf eine konkrete Berufspraxis ist für uns die theoretische Reflexion des eigenen Schaffens eine wesentliche Grundlage für den professionellen Umgang mit visuellen Medien. So bringt die Diskursplattform „Image Matters“ Fragestellungen aus der fotografischen Bildpraxis und Diskurse der Bild- und Fototheorie sowie der Visual und Cultural Studies in einen Dialog, während die Gruppe „Image Market – Business Trends“ seit 2018 zur Entwicklung des Bildermarktes forscht und regelmäßig in Kooperation mit verschiedenen Verbänden Berichte zur Situation auf dem Bildermarkt wie auch der Fotografinnen und Fotografen veröffentlicht.
4.
Seit vielen Jahren durchlaufen die Medien im Allgemeinen und die Bildpublizistik im Besonderen einen Strukturwandel, für dessen Dimension und Dynamik sich kaum aktuelle oder historische Vergleiche, weder innerhalb der Bildmedien noch in anderen Branchen, finden lassen. Infolge der Digitalisierung verändern sich Produktion und Publikation von Bildern bis zur Unkenntlichkeit. Diejenigen, die früher nur fotografierten, erstellen mittlerweile multimediale Inhalte. Die Zahl reiner Fotografiestudiengänge wird in dem Maße weiter abnehmen, wie die Möglichkeiten nur von der Fotografie allein zu leben, geringer werden. Gleichzeitig müssen Studiengänge, die sich mit den aktuellen Entwicklungen der Bildmedien beschäftigen, überlegen, wie lange das Etikett „Fotografiestudium“ die angebotenen Inhalte noch hinreichend beschreibt.

Foto: Patrick Pollmeier
Prof. Adrian Sauer, Hochschule Bielefeld, hsbi.de/gestaltung
1.
Tatsächlich ist die Zahl der Studienplätze bei uns in der Fachrichtung Fotografie und Bildmedien in den vergangenen Jahrzehnten konstant geblieben. Darüber hinaus haben wir in Bielefeld vor fünf Jahren die neue Studienrichtung „Digital Media and Experiment“ etabliert, die uns im Bereich Motion Design und Immersive Environments verstärkt. Zusammen können wir also sogar mehr Studienplätze anbieten. Bezogen auf die vergangenen zwei Jahrzehnte beobachten auch wir den stetigen Trend, dass die Bewerberzahlen zurück gehen, wobei die Qualität der geeigneten Bewerbungen nicht nachgelassen hat.
2.
Wir bieten hier weiterhin ein zeitgemäßes Studium an, das aktuelle Entwicklungen in der Welt der Fotografie vermittelt. Unser Ansatz, Fotografie und Bildmedien in Gestaltung, Technik und Theorie zu unterrichten ist nach wie vor aktuell. Zuletzt wurde mein Lehrgebiet „Fotografie und generative Bildsysteme“ aktiviert. Mit Rafael Dernbach haben wir einen neuen Kollegen, der Medientheorie mit Zukunftsforschung verbindet.
3.
Ein wichtiger Ansatz an der Hochschule Bielefeld ist und bleibt die anwendungsbezogene Lehre. Im Moment haben wir das Glück, mit Katrin Thomas eine ausgewiesene Expertin in der Modefotografie und dem Modefilm als Lehrende im Haus zu haben. Gemeinsam mit der Studienrichtung Mode entstehen so fachübergreifende Lehre, von der die Studierenden enorm profitieren.
Unsere Struktur mit vier Fachrichtungen in einem Fachbereich erlaubt es unseren Studierenden von Beginn an auch Interdisziplinär zu studieren. Eine Möglichkeit, die nur eine logische Folge aus zeitgenössischem, medialen Handeln ist. Dennoch kann man die eigene Identität in einer der Richtungen ausprägen. Bei uns in der Fotografie bieten wir mit den Lehrenden Katharina Bosse für die inszenierte Fotografie, Roman Bezjak in der Dokumentarfotografie und mir sowie zwei Fachlehrern für die technischen Fächer ein sehr breites Gebiet an Feldern innerhalb der Fotografie an. Wir vermitteln hier eine künstlerisch-gestalterische Haltung dem Medium gegenüber, die unsere Studierenden dazu befähigt mit breitem Wissen und Selbstbewusstsein in die Welt zu gehen.
Auf technischem Gebiet entwickeln wir uns nicht nur ständig weiter, um auch neueste Entwicklungen zu berücksichtigen, sondern pflegen auch unsere Schwarzweiß- und Farb- Dunkelkammern und die analogen Kameras weiterhin. Wir denken, dass sich so ein umfangreiches, fundiertes Wissen erlangen lässt, das in postfotografischen und postdigitalen Zeiten sehr hilfreich ist. Durch unser Netzwerk von ausländischen Partnerhochschulen und durch regelmäßige Arbeitsexkursionen ins nahe und ferne Ausland legen wir Wert auf Internationalisierung.
Nicht zuletzt bietet unser Masterstudium die Möglichkeit das eigene Interesse zu einem Forschungsgebiet auszubauen und in Zusammenarbeit mit den Kolleginnen aus der Theorie ganz intensiv an einem eigenen Projekt zu arbeiten. Dabei ist uns individuelle Betreuung und Begleitung der Arbeiten sehr wichtig.
4.
Das weiß ich nicht.

Foto: Annette Hauschild/Ostkreuz
Jörg Brüggemann, Ostkreuzschule für Fotografie, ostkreuzschule.de
1.
Lia Darjes und ich haben die Ostkreuzschule erst 2023 von Werner Mahler und Thomas Sandberg übernommen, die die Schule vor 20 Jahren gegründet haben. Wir haben uns erzählen lassen, dass es in den ersten Jahren zum Bewerbungsschluss einen regelrechten Ansturm auf die Schule gab: Das Büro quoll über vor Mappen und Portfolios. Diese Zeiten sind natürlich vorbei, das hat auch viel mit steigenden Lebenshaltungskosten in Berlin zu tun, aber zum Glück sind unsere Bewerber:innenzahlen in den letzten Jahren stabil. Jedes Jahr im März nehmen wir im Studium Fotografie 30 neue Studierende in zwei Klassen à 15 Personen auf und haben sowohl qualitativ als auch quantitativ keine Bauchschmerzen bei der Auswahl.
2.
Da wir in den letzten Jahren keine Veränderung in diesem Sinne spüren, sondern Stabilität, lässt sich das so nicht beantworten. Lia unterrichtet seit 2018 und ich seit 2019 jeweils eine Basisklasse, das erste Jahr an der Ostkreuzschule, in Fotografie. Für diese Zeit können wir sagen, dass die Qualität der Studierenden im Prinzip gleich geblieben ist, wobei wir den Begriff „Qualität“ in Bezug auf die Studierenden nicht nur im Sinne von Begabung, sondern vor allem auch im Sinne von Entwicklungsfähigkeit – und -bereitschaft sehen. Das hat sich im Laufe der Jahre als ein viel entscheidenderer Faktor für ein erfolgreiches Studium herausgestellt.
3.
Wir haben eine sehr gut funktionierende Schule von Werner Mahler und Thomas Sandberg übernommen, die viele erfolgreiche Fotograf:innen hervorgebracht hat. Unsere Vorgänger haben vieles richtig gemacht und uns große Fußstapfen hinterlassen. Wir versuchen, die Schule deshalb behutsam weiterzuentwickeln und können dabei glücklicherweise auf ein bestehendes und sehr erfahrenes Kollegium zurückgreifen. Denn der entscheidende Faktor sind letztlich unsere Lehrenden. Viele Studierende kommen zu uns, weil große Persönlichkeiten der nationalen und internationalen Fotografie bei uns unterrichten und man während des Studiums viele unterschiedliche Positionen kennenlernen und von ihnen lernen kann. Bei der Weiterentwicklung des Curriculums versuchen wir, eine gute Balance zwischen freier künstlerischer Entwicklung und hohem Praxisbezug zu finden und immer wieder neue Tendenzen in der Fotowelt aufzugreifen und diese unseren Studierenden zu vermitteln, damit sie später gute Chancen haben professionell als Fotograf:innen arbeiten zu können. Als private Schule haben wir den Vorteil, dass wir uns ohne langwierige Bürokratie sehr schnell und flexibel bewegen können. Perspektivisch wollen wir versuchen, dass auch unsere Studierenden Bafög-berechtig sind, auch eine weitere Internationalisierung der Schule haben wir ins Auge gefasst, ohne dabei den einmaligen, sehr familiären Charakter der Schule aufzugeben, der für viele Studierende die Schule eben auch sehr attraktiv macht.
4.
Wir hoffen nicht, weil wir mit vielen Hochschulen in der Vergangenheit erfolgreiche Kooperationen hatten und mit vielen Kolleg:innen, die an anderen Schulen unterrichten, kollegial und freundschaftlich verbunden sind. Sicherlich wird die Entwicklung der Bewerber:innenzahlen nicht ohne Folgen bleiben. Wahrscheinlich hängt sie mit einer größeren wirtschaftlichen Unsicherheit zusammen, und Künstliche Intelligenz scheint für viele ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor zu sein. Wir glauben jedoch, dass dies ein Trugschluss ist. Unsere Kommunikation wird immer visueller und der gesellschaftliche Bedarf an Expert:innen, die die Sprache der (fotografischen) Bilder beherrschen, immer größer. Und der Bereich der journalistischen, dokumentarischen und künstlerischen Fotografie, den wir lehren, wird durch die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz mittel- bis langfristig eher gestärkt, wenn wir die Fragen nach der Glaubwürdigkeit unserer Bilder hinreichend beantworten können. Wir versuchen daher, diesen Entwicklungen in der Ausbildung an der Ostkreuzschule Rechnung zu tragen und blicken optimistisch in die Zukunft. Wir glauben, das Fotografie auch weiterhin eine wichtige gesellschaftliche Rolle spielen wird.

Foto Frank Dürrach
Frank Dürrach, Fotoakademie-Koeln, fotoakademie-koeln.de
1.
Die Fotoakademie-Koeln startete vor 17 Jahren mit ihrer ersten kleinen Gruppe von 15 Studierenden. Mittlerweile hat jeder Eingangsjahrgang gut 40 Erstsemester, was insgesamt etwa 100 Studierende in drei Jahrgängen ergibt. Diese Zahl ist seit Jahren konstant und für uns ideal, da so das familiär-persönliche erhalten bleibt und wir wirtschaftlich arbeiten können. Wir bekommen mehr Bewerbungen als Plätze zur Verfügung stehen, legen also großen Wert auf unser Auswahlverfahren. Die Studierenden durchlaufen fünf Semester.
2.
Der Wandel verlief bei uns vermutlich anders als an staatlichen Hochschulen. Die altersmäßige Zusammensetzung unserer Klassen bildet mittlerweile die gesamte Gesellschaft ab. Das heißt, wir haben etwa ein Drittel Youngster zwischen 18 und 28, für die wir die Berufsausbildung zum Fotografen/zur Fotografin sind. Das zweite Drittel ist bis Ende 40 und möchte meist beruflich zur Fotografie wechseln oder eine zusätzliche Qualifikation in einem fotonahen Beruf. Und schließlich haben wir etwa ebenso viele Studierende ab 50 bis Mitte 60. Diese Mischung tut uns sehr gut, denn so decken unsere Klassen ein breites Spektrum an Erfahrungen und fotografischen Sichtweisen ab. Die Vielfalt passt uns ins Konzept, denn bei uns stehen die kommerzielle Fotografie, journalistische und künstlerische Ansätze gleichberechtigt nebeneinander.
3.
Wir müssen ja ohne staatliche Zuschüsse auskommen; im Gegenteil: von jedem Euro Beitrag unserer Studierenden nimmt uns Vater Staat direkt die Hälfte ab. Das heißt, wir müssen seit jeher sehr kosteneffizient arbeiten, aber auch unser Angebot ständig verbessern und jedes Jahr wieder einen neuen Jahrgang von uns überzeugen. Dabei hilft uns, dass wir keine formale Qualifikation für das Studium voraussetzen, sondern eine Fotomappe und ein intensives Zulassungsgespräch über die Zulassung entscheiden. Hilfreich ist auch, dass wir unsere Ausbildung nebenberuflich anbieten. Wer uns am meisten unterstützt, sind unsere Absolventinnen und Absolventen. Wir zeigen deren vielfältigen und oft brillante Arbeiten auf unserer Website und das schafft Vertrauen in unsere Fähigkeit, unsere Studierenden zu einer professionellen und individuellen Handschrift zu bringen.
Nach der Malerei und der Fotografie existiert nunmehr ein drittes, sehr mächtiges Verfahren, Bilder zu generieren. Wir integrieren das in unseren Lehrplan; die ersten Diplomarbeiten mit KI-Bildern hatten wir im Frühjahr 2024. Wir verstehen Künstliche Intelligenz als eine einschneidende Veränderung für die Fotografie, so wie das im 19. Jahrhundert die Fotografie für die Malerei war. In unserem Fokus sind aber unter anderem Bewegtbild und das Editieren großer Fotoserien für das Fotobuch und für Ausstellungen. Zum Fotorecht und zur beruflichen Fotografie bieten wir Veranstaltungen für unsere Studierenden, um diesen den Start zu erleichtern.
4.
Ich gehe davon aus.
Foto oben: Petra Gerwers