Rund 100 von insgesamt über eintausend Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) trafen sich in den Deichtorhallen Hamburg zu ihrer Mitgliederversammlung 2024 und wählten einen neuen Vorstand.
Der DGPh drohte nach dem kurzfristig angekündigten Verzicht des zwei Jahre zuvor gewählten Vorstandsteams auf eine erneute Kandidatur die Führungslosigkeit.
Am Vorabend der Mitgliederversammlung wurden im Rahmen der zweiten DGPh Foto-Gala der Kulturpreis an Gerhard Steidl, der Dr. Erich Salomon-Preis an Andrea Diefenbach sowie der DGPh-Bildungspreis und der Otto Steinert-Preis im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg verliehen. Der Senator für Kultur und Medien der Stadt Hamburg, Dr. Carsten Brosda, schickte eine Videobotschaft. Für Irritation der anwesenden Gäste sorgte die aus dem Iran stammende, drittplatzierte Steinert-Preisträgerin Shirin Abedi, die auf dem Podium zur „Befreiung Palästinas“ aufrief. Der scheidende Vorstand distanzierte sich am Folgetag deutlich von diesem Statement.
Gegen eine Fortsetzung der Gala als – von ihnen so charakterisiertem – „Preismarathon“ in den kommenden Jahren hatten sich bereits im Vorfeld unter anderem frühere Salomon-Preisträger wie Hans Jürgen Burkhard, Jürgen und Heidi Koch sowie Rolf Nobel, die mit dem Kulturpreis Ausgezeichneten Hans-Michael Koetzle, Klaus Honnef und Gottfried Jäger, das DGPh Beiratsmitglied Reiner Fageth sowie zahlreiche, ehemalige Vorstandsmitglieder positioniert. Sie forderten in einem gemeinsam gestellten Antrag die Rückkehr zu zeitlich und räumlich separaten Preisverleihungen für die renommierten Auszeichnungen der DGPh.
Auch angesichts weiterer, größtenteils prominenter Unterstützer des Antrags, entschieden fünf von sieben Vorstandsmitglieder daraufhin ihren Rückzug aus dem Amt, was nur vier Wochen vor der Mitgliederversammlung zu einer unvorhergesehenen Vakanz führte.
Dass der Versammlung in Hamburg dennoch neun Kandidaten für die sieben zu besetzenden Vorstandspositionen zur Wahl standen, ist dem Engagement einiger langjähriger und engagierter Mitglieder zu verdanken, die gemeinsam ein Positionspapier vorstellten, in dem sie dezidiert ihre Vorstellung für eine Neuausrichtung der traditionsreichen DGPh darlegten.
Dem neuen Vorstand gehören neben der „Doppelspitze“ aus Dr. Sandra Abend und Juliane Rückriem der profilierte Leica-Manager Stephan Schulz als Schatzmeister sowie als weitere Mitglieder Teona Gogichaishvili, Ruediger Glatz, Rainer Schlautmann und Roy Hessing an.
Abgelehnt wurde – trotz der namhaften und umfangreichen Unterstützerliste – der Antrag auf Rückkehr zu separaten Preisverleihungen. Dazu beigetragen hat die Zusage des DGPh-Sponsors Manfred Heiting, seine teilweise an die Gala gebundene Förderung ggf. noch einmal deutlich zu erhöhen.
Sechs der sieben neuen Vorstandsmitglieder haben gemeinsam angekündigt, in erster Linie das Networking zwischen Mitgliedern fördern zu wollen. Außerdem soll die Zusammenarbeit zwischen dem Geschäftsführenden Vorstand und den Sektionsvorständen im Gesamtvorstand sowie mit themenbezogenen Arbeitsgruppen intensiviert werden. Ein breiter aufgestellter Beirat soll die DGPh durch Vernetzung stärken sowie eine Compliance-Leitlinie unter anderem Transparenz sicherstellen.
Trotz des neu beschlossenen „Junior-Status´“ sieht der Vorstand auch zukünftig die Exklusivität der auf Berufungen basierenden Mitgliedschaften als entscheidendes Merkmal der DGPh, will diese jedoch durch Fellowships im Sinne von Fördermitgliedschaften flankieren.
Beschlossen wurde außerdem die Schaffung einer neuen Sektion Fotoindustrie und -handel, die unter anderem beim Aufbau eines Sponsoringkonzepts helfen soll, welches die Integrität der DGPh nicht gefährdet. Durch eine breite digitale und barrierefreie Partizipation will der Vorstand zukünftig außerdem auch Mitgliedern die Ausübung ihrer Stimmrechte ermöglichen, die nicht persönlich zu Mitgliederversammlungen anreisen wollen oder können. Ein erster Schritt ist der Beschluss, Sektionsvorstände zukünftig online wählen zu lassen.
Fotos: Rüdiger Glatz