Die Veröffentlichung eines Fotobuchs kann für Fotografen eine großartige Möglichkeit sein, ihre Arbeit zu präsentieren, ein breiteres Publikum zu erreichen und ihr künstlerisches Profil zu stärken. Wir zeigen für jedes Budget die passenden Strategien.
Fotografen, die bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad und künstlerische Relevanz erreicht haben, können mit großen Verlagen wie Taschen, Aperture oder Steidl zusammenarbeiten. Diese Verlage arbeiten meist jedoch nur mit etablierten oder bereits anerkannten Fotografen zusammen, übernehmen dabei aber in der Regel die gesamten Kosten für Produktion, Marketing und Vertrieb und bieten eine große, internationale Reichweite.
Auch die Zusammenarbeit mit Kunstinstitutionen erfordert in der Regel keine oder nur geringe Eigenkosten, wenn ein Buch in Zusammenarbeit mit Museen, Galerien oder Stiftungen veröffentlicht wird, ist aber ebenfalls stark vom künstlerischen Status abhängig. Fördergelder sind mit langwierigen Antragsverfahren verbunden und es besteht eine hohe Abhängigkeit von externen Entscheidern. Es gibt daher unabhängige Berater, die bei der Suche nach passenden Förderprogrammen und Kooperationsmöglichkeiten gezielt unterstützen. Aber auch andere Wege führen zum einem Bildband.
Low-Budget
Self-Publishing bietet den preiswertesten Weg zum eigenen Fotobuch. Je nach genutzter Plattform liegt die Investition bei 0 Euro, denn Anbieter wie Blurb, Lulu oder BookBaby bieten Print-on-Demand-Dienste an. Fotografen können ihr Buch selbst gestalten und nur dann drucken lassen, wenn eine Bestellung vorliegt. Das Risiko ist also minimal, da keine große Vorabinvestition erforderlich ist.
Ohne eigene Marketingaktivitäten bleibt jedoch die Reichweite solcher Publikationen begrenzt. Außerdem können die Produktionskosten pro Exemplar so hoch sein, dass kein Spielraum für eine angemessene Marge bleibt.
Relativ neu ist das Angebot von Snap Collective, Fotobücher ohne Kostenbeteiligung des Fotografen herauszubringen, sofern sich im Rahmen einer 14-tätigen Vorverkaufsphase mindestens 25 Besteller finden. Der Fotograf erhält Freiexemplare, ist aber finanziell nicht am Verkaufserlös beteiligt. Dafür erstellt der Verlag das Layout und erledigt die komplette Produktion und das Handling der Bestellabwicklung.
Fotografen können außerdem über Plattformen wie Kickstarter, Indiegogo oder Startnext die Finanzierung für ihr Fotobuch durch Crowdfunding aufstellen. Unterstützer (Backer) finanzieren dabei das Projekt im Voraus und erhalten dafür ein Exemplar des Buches oder andere Benefits, wie etwa einen signierten Print. So lässt sich ein Fotobuch vorfinanzieren, ohne eigenes Kapital zu investieren und ganz nebenbei eine Community aufbauen. Die Erfolgschancen hängen allerdings auch hier stark von der eigenen Marketingstrategie und dem Engagement ab. Dabei sollte man nicht unterschätzen, dass die Erstellung und Durchführung einer solchen Kampagne viel Zeit erfordert.
Mittleres Budget
Wer hier Unterstützung sucht, braucht einen Verlag. Kleinere, auf Fotobildbände spezialisierte Verlage erwarten dafür in der Regel eine finanzielle Beteiligung des Fotografen an den Druckkosten. Der Verlag übernimmt Produktion, Vertrieb und Marketing, während der Fotograf ein Teil des Risikos trägt. Je nach Projekt kann es um bis zu 20.000 Euro gehen, die für Druckkosten und Marketing fällig werden. Dafür gibt es professionelle Unterstützung bei Layout, Design und Produktion sowie Zugriff auf ein etabliertes Netzwerk und Vertriebskanäle.
Eine Alternative ist DIY-Self-Publishing. Bei dieser Methode übernimmt der Fotograf den gesamten Prozess der Produktion vom Layout bis zum Druck. Mittlerweile ist der Digitaldruck dem Offsetdruck qualitativ fast gleichwertig. Letzterer bietet jedoch für größere Auflagen Vorteile, da die Druckkosten pro Exemplar bei steigender Gesamtauflage geringer ausfallen, wodurch die Gewinnmarge steigt.
Je nach Auflage und Umfang des Buches ist dafür eine Investition von 5.000 bis 10.000 EUR erforderlich. Fotografen müssen zusätzlich viel Zeit und Geld in Marketing und Vertrieb investieren. Hier kann sich die Suche nach lokalen Druckereien oder spezialisierten Anbietern für Fotobücher lohnen, wobei man eine realistische Auflage anstreben sollte, die in der Regel bei unter 1.000 Exemplaren für die Erstauflage liegen wird.
In vielen Fällen ist von vornherein eine Limited Edition von wenigen hundert Büchern ratsam, was für Fotografen mit einer bestehenden Sammlerbasis ideal ist. In limitierter Auflage produzierte Artist Books, die besonders hochwertig produziert werden, sollten auf handgefertigte oder künstlerische Details setzen (z.B. besondere Papiersorten, signierte Exemplare, spezielle Verpackungen), lassen sich aber als Collectors Item hochpreisiger vermarkten. Abhängig von Druckverfahren und Materialien reicht hier eine Investition von 3.000 bis 7.000 EUR, die durch einen höheren Verkaufspreis pro Buch auch bei kleinen Auflagen wieder eingespielt werden kann.
Fazit
Die Zusammenarbeit mit großen Verlagen oder Kunstinstitutionen steht nur Fotografen mit hohem Bekanntheitsgrad offen. Print-on-Demand und Crowdfunding bieten risikofreie Möglichkeiten, ein Fotobuch zu realisieren. Die Zusammenarbeit mit kleinen Verlagen oder der DIY-Self-Publishing erfordert dagegen einen finanziellen Einsatz vom Fotografen, bietet aber potenziell höhere Margen. Die Wahl der Strategie hängt stark von der angestrebten Auflage, dem vorhandenen Netzwerk und den finanziellen Möglichkeiten ab.
______
Workshop:
Vom Projekt zum Fotobuch
Am 23. – 24. NOVEMBER 2024 gibt die Fotobuch-Expertin Alexa Becker im Rahmen eines zweitägigen Präsenz-Workshops in Berlin einen umfassenden Überblick zum Thema Fotobuchproduktion, Fotobuchmarkt und Verlagswesen.
Alexa Becker ist Kunsthistorikerin und besitzt eine langjährige Expertise im Bereich Fotografie und Verlag. Sie arbeitete 2002-2020 für den international renommierten Kehrer Verlag, zuletzt verantwortlich für die Akquise neuer Fotografie- und Kunstprojekte. Seit 2021 berät Alexa Becker als unabhängige Beraterin Fotografen in allen Bereichen ihres Schaffens und ihrer Karriere.
In dem zweitägigen Workshop wird Alexa Becker Insiderwissen in Sachen Fotobuchmarkt und Verlagslandschaft vermitteln. In praktischen Einheiten werden mitgebrachte Serien innerhalb der Gruppe besprochen und editiert. Mitgebrachte Lieblings-Fotobücher werden bezüglich ihrer jeweiligen Produktionsverfahren auf Herz und Nieren geprüft, diskutiert und analysiert.
Welche Arbeitsprozesse in einem Verlag stattfinden, wie kalkuliert wird und welches Verlagsmodell für den Fotografen geeignet sein kann, soll ebenfalls nicht zu kurz kommen.
Weitere Informationen:
https://freelens.com/wp-content/uploads/2024/09/Workshop_Alexa_Becker_11_2024-neu.pdf
Foto: Petra Gerwers