Die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) vergibt erstmals in diesem Jahr den EMERGING PHOTOGRAPHER AWARD als Förderpreis ihrer Sektion Kunst, Markt & Recht mit Unterstützung des Fotolabors WhiteWall. Die Preisverleihung findet zur Paris Photo im November 2024 in der Leica Galerie Paris statt.
Ziel des EMERGING PHOTOGRAPHER AWARDs ist die Förderung aufstrebender Fotokünstler. Preisträgerin des ersten EMERGING PHOTOGRAPHER AWARDs ist die von Jule Schaffer nominierte Künstlerin Mika Sperling. Lobende Erwähnungen gehen an den von Candice M. Hamelin nominierten Elliott Kreyenberg und an Marco Dirr, der von Prof. Tamara Grcic vorgeschlagen wurde.
Insgesamt lagen der Jury über 70 Nominierungen durch Vertreter des internationalen Kunstmarktes (Galeristen, Sammler und Mitarbeitende an Institutionen) vor, die eingeladen waren, eine für ihr Dafürhalten preiswürdige, aufstrebende fotokünstlerische Position oder einen Fotokünstler für den EMERGING PHOTOGRAPHER AWARD vorzuschlagen, der oder die ‒ unabhängig von ihrem Alter ‒ nicht länger als drei Jahre am Fotokunstmarkt präsent ist und eine größere Aufmerksamkeit verdient.
Zu der von Thomas Gerwers (Sektionsvorsitzender Kunst, Markt und Recht der DGPh) moderierten Jury des ersten EMERGING PHOTOGRAPHER AWARDs 2024 gehörten mit Celina Lunsford (Künstlerische Leiterin Fotografie Forum Frankfurt), Ute Noll (Galeristin und Kuratorin), Sophie-Charlotte Opitz (Kuratorin Bucerius Kunstforum Hamburg), Simone Klein (Fotografie- Spezialistin und Beraterin), Michael Biedowicz (DGPh Vorsitzender, Galerist, Kurator, Dozent) und Sebastian Lux (Kurator Stiftung F.C. Gundlach) das Who-is-Who der deutschen Fotokunstszene.
Simone Klein: „Mit dem in diesem Jahr zu ersten Mal vergebenen DGPh EMERGING PHOTOGRAPHER AWARD zeichnet die Sektion Kunst, Markt und Recht eine fotografische Serie einer aufstrebenden Fotografin aus und unterstützt diese auf ihrem Weg in den Kunstmarkt. Es ist ein Preis zur Talentförderung und bietet darüber hinaus Hilfestellung bei so wichtigen Aspekten der Karriereplanung wie internationales Networking und Kontaktpflege.“
Die Preisträgerin
„Die Jury des DGPh EMERGING PHOTOGRAPHER AWARDs würdigt mit Mika Sperlings Serie „I Have Done Nothing Wrong” eine starke, persönliche, einzigartige Arbeit, die das individuelle, traumatische Erlebnis des Kindesmissbrauchs visuell komplex und anspruchsvoll darzustellen versteht und die Betrachtenden emotional und intellektuell einbezieht. Die Besonderheit des Themas und die vielschichtige materiell-visuelle Umsetzung ist sehr berührend und hat die diesjährige Jury überzeugt“, so Simone Klein.
Sebastian Lux: „Mit ihrer eindrucksvollen Werkserie „I Have Done Nothing Wrong“ hat Mika Sperling die Jury von ihrem hohen Potenzial überzeugt. Ihr einfühlsamer Umgang mit einem komplexen Thema, ihr sinnlicher Einsatz verschiedener Materialien und die Vielschichtigkeit ihrer Argumentation versprechen viele weitere spannende Arbeiten in den kommenden Jahren.“
Dr. Sophie-Charlotte Opitz: „Eine fotografische Arbeit zu gestalten, die es schafft, das Intime mit dem Diskursiven, das Unaussprechliche mit dem so dringend zu Sagenden, und nicht zuletzt das Widerfahrene mit seiner Ermächtigung zu verbinden, ist ein großes Unterfangen. Es ist diese vielschichtige, mutige und dabei sensible Qualität von „I Have Done Nothing Wrong“, die die Jury dazu bewogen hat, Mika Sperling mit dem EMERGING PHOTOGRAPHER AWARD auszuzeichnen“.
I Have Done Nothing Wrong © Mika Sperling
Lobende Erwähnungen
Die Jury des ersten DGPH EMERGING PHOTOGRAPHER AWARDs würdigt außerdem Elliott Kreyenberg und Marco Dirr mit lobenden Erwähnungen.
Der DGPh-Vorsitzende Michael Biedowicz: „Marco Dirrs prämierte Arbeit mit dem Titel Aporia ist im Original eine 6-Kanal-Slide-Projektion. Dabei scheinen die Motive kurz an mehreren Stellen des Raumes auf und verschwinden wieder. Der Begriff „Aporia“ bezeichnet das Gefühl des Staunens oder der Verwirrung, das auftritt, wenn man auf ein Problem stößt, für das es scheinbar keine Lösung gibt. Es sind in der Tat ungewöhnliche Perspektiven und fragmentierte Darstellungen von Körpern und Körperteilen, die Marco Dirr präsentiert, rätselhaft und scheinbar willkürlich zusammengestellt. Aporia ist eine intellektuelle und emotionale Herausforderung und bezieht auf magische Weise den Betrachter in den Prozess des Nachdenkens und Reflektierens mit ein. Marco Dirrs Bilder hinterfragen die Art und Weise, wie wir die Welt um uns herum sehen und interpretieren. So wie es keine einfachen oder eindeutigen Lösungen gibt, wenn man der Komplexität von unserer Welt und unserer Zeit gerecht werden will. Aporia erinnert uns daran.“
Aporia © Marco Dirr
Jurorin Ute Noll: „Elliott Kreyenberg setzt sich in seiner Serie „Something was missing within“ mit dem Stereotyp “Mann” in seiner eigenen Generation auseinander. Entgegen dem gesellschaftlichen Wandel besteht oftmals immer noch die Erwartung, dass Männer stark sein müssen und keine Schwäche oder Gefühle nach außen zeigen dürfen, wenn sie gesellschaftlich, politisch und privat dazugehören wollen. Nach diesem Verständnis dürfen sie sich nicht verletzlich, sensibel, zärtlich oder empathisch verhalten. Das beginnt schon in der Kindheit und kann später zu toxischem Verhalten in allen Lebensbereichen führen. Elliott Kreyenberg hat Männer fotografiert, die diesem Erwartungsdruck ausgesetzt sind oder sich ausgesetzt fühlen. Statt heroisch präsentiert er sie innerlich zerrissen, unsicher, bedrängt und kombiniert diese Porträts mit assoziativen und rätselhaften Bildern zu einem Tableau. Kreyenbergs Bilder sind künstlerisch-dokumentarisch, inhaltlich komplex und ästhetisch vielschichtig. Sie werfen Fragen auf – auch vor dem Hintergrund aktueller Krisen und Kriege.“
Der Award
Die Ausschreibung des mit einem von WhiteWall gesponserten Preisgeldes in Höhe von 3.000 Euro dotierten EMERGING PHOTOGRAPHER AWARDs erfolgt zukünftig alle zwei Jahre.
Sebastian Lux: „Der neue DGPh EMERGING PHOTOGRAPHER AWARD schließt eine Lücke: Neben große Fotograf*innen und verdiente Persönlichkeiten der Fotoszene treten nun auch vielversprechende Talente, die mit einem Preis der Deutschen Gesellschaft der Photographie ausgezeichnet werden. Die Preisträger*innen haben Teil am hohen Ansehen der 1951 gegründeten Institution und der vielfältigen Expertise ihrer Mitglieder, zugleich profitiert die DGPh von der Frische der Bildsprachen, der Aktualität der Themen im Schaffen der Preisträger*innen und von einem neuen Publikum für ihre Aktivitäten. Netzwerken ist somit neben dem Preisgeld ein zentraler Bestandteil des EMERGING PHOTOGRAPHER AWARD. Die Preisverleihung im Rahmen der Fotomesse Paris Photo wird die prämierten Arbeiten einem internationalen Fachpublikum vorstellen, schon zuvor machen die Mitglieder der Jury aber ein vielleicht ebenso wichtiges Angebot: sie bieten nach Wunsch Beratung und Unterstützung auf ihrem Weg in Öffentlichkeit und Kunstmarkt.“
Die Preisverleihung findet am 8. November 2024 im exklusiven Rahmen der renommierten Leica Galerie Paris mit rund 100 Gästen der internationalen Kunstszene statt. Die Paris Photo bietet ein einzigartiges Umfeld für Begegnungen und Diskussionen und ist die wichtigste Plattform für Fotokunst weltweit. Die diesjährige Ausgabe findet vom 7. bis 10. November 2024 im frisch renovierten Grand Palais unweit der Leica Galerie statt. Simone Klein: „- einen idealeren Zeitpunkt, die Auszeichnung unmittelbar zu nutzen, könnte es nicht geben!“
Prof. Celina Lunsford: „Mit dem EMERGING PHOTOGRAPHER AWARD setzt die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) ein deutliches Zeichen für ihr kontinuierliches Bestreben, herausragende fotografische Talente zu erkennen und zu würdigen. Die vielfältige Bedeutung, die ein solcher internationaler Preis mit sich bringt, ist bemerkenswert. Die Anerkennung durch die Expert*’innen gibt den Fotograf*innen mehr Vertrauen in ihre Arbeit, neue Netzwerke entstehen, wichtige Plattformen wie die Paris Photo erhöhen die öffentliche Sichtbarkeit für die Ausgezeichneten wie auch für die DGPh. Dieser Preis für aufstrebende Fotokünstler*innen wird unseren Blick dafür schärfen, was Fotografie sein kann und wie das Publikum die Themen und Bildsprachen unserer Zeit wahrnimmt.“
Die DGPh-Sektion Kunst, Markt und Recht
Die Sektion Kunst, Markt und Recht ist die jüngste, mit rund 400 Mitgliedern jedoch gleichzeitig zweitgrößte Sektion der renommierten DGPh, die 1951 vom Fotosammler L. Fritz Gruber mitbegründet wurde. In ihr konzentriert sich die gebündelte Kompetenz der DGPh in Sachen Kunstmarkt. Zu den Mitgliedern der Sektion gehören Galerist*innen, Kurator*innen, Ausstellungsmacher*innen, Vertreter*innen von Auktionshäusern und viele weitere Kunstmarkt- Expert*innen wie Publizist*innen und Art Consultants.
https://www.dgph.de/auszeichnungen/emerging-photographer-award