Die Stiftung F.C. Gundlach wird zukünftig das Archiv des Fotografen Werner Stuhler in Form von mehr als 15.000 Prints bewahren und sein Schaffen durch Ausstellungen und Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich machen.
Gemeinsam mit der Deutschen Fotothek Dresden, die das Negativ- und Diapositivarchiv von Werner Stuhler bewahrt, wird so ein bedeutendes fotografisches Lebenswerk als visuelles Kulturgut erhalten.
Werner Stuhler (1927-2018) begann 1948 in Wangen seine Ausbildung zum Fotografen. Beinahe zeitgleich gründeten damals sechs aufstrebende Fotografen die Gruppe fotoform. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren sie von der Subjektivität als individueller Welterfahrung überzeugt und setzten sich für deren Wiederbelebung in der fotografischen Gestaltung ein. Mit der fotoform und ihren Ansätzen kam Werner Stuhler bald in Kontakt, auch er entwickelte eine wiedererkennbare Bildsprache, die sich aus der Beobachtung der Welt und der Gestaltung seiner Motive speiste.
Im Austausch mit Künstlerkollegen und anderen Nachkriegsavantgardisten wie Georg Muche und Heinz Hajek-Halke entwickelte Stuhler seine eigene fotografische Position weiter. Ihre Qualität wurde bereits früh durch zahlreiche Auszeichnungen gewürdigt, darunter die Goldmedaille der Internationalen Porträt-Ausstellung in Bologna 1952 sowie die Photokina-Plakette 1954.
Ab den 1960er Jahren stellte Stuhler sein fotografisches Können Herausgebern und Zeitschriften zur Verfügung. Mehr als 40 Jahre lang bereiste er im Auftrag von Reisebuchverlagen Europa und veröffentlichte eine Vielzahl von vielfältig gestalteten Bildbänden über Landschaften, Kulturen und Lebensalltag der Menschen. Landschaftsaufnahmen, Naturstudien, Reisereportagen, Architekturen und Porträts wurden sein Kerngeschäft.
Parallel zu dieser Auftragsarbeit stellte Stuhler fotografische Experimente in seiner Dunkelkammer an. Mit Hilfe fotografischer Techniken wie Mehrfachbelichtung, Montage, Solarisation, Tontrennung, Maskierung und dem Negativdruck kreierte er Werke, die heute noch durch ihre eigenwillige Abstraktion und bildnerische Verfremdung überzeugen.
In Werner Stuhlers Schaffen lassen sich somit zwei wesentliche Komponenten ausmachen: die freie Arbeit, die seinen gestalterischen Willen und seine Experimentierfreude zum Ausdruck bringt, und die Auftragsarbeit, die den Schwerpunkt auf das dokumentarische Beobachten legt. Beide Arbeitsweisen stehen in direkter Wechselwirkung und stärken sich gegenseitig in ihrer künstlerischen Aussagekraft.
Das vielseitige Œuvre Stuhlers findet in der Stiftung F.C. Gundlach neben den Nachlässen der fotoform-Fotografen Toni Schneiders und Peter Keetman nun einen besonders passenden Aufbewahrungsort. Es steht beispielhaft für die mannigfaltigen Bemühungen im Bereich der avantgardistischen fotografischen Gestaltung in Deutschland seit den frühen 1950er Jahren.
https://fcgundlach.de/de/homepage-stiftung-fc-gundlach