Der Fotogipfel Oberstdorf 2024 widmete sich dem Thema „Leben“ in all seinen Facetten. Im Rahmen des Gipfeltalks diskutierten Fotografen mit hochkarätigen Vertretern der Politik und der Fotobranche über Chancen und Herausforderungen neuer Technologien und Entwicklungen, Fotografie als Kunstform, Nachhaltigkeit in der Fotobranche und den aktuellen Stand der Dinge in Sachen Deutsches Fotoinstitut.
Auf dem Podium
Zu Gast beim Gipfeltalk 2024: Die beiden Schirmfrauen Claudia Roth (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, BKM) und die renommierte Fotografin und Abenteurerin Ulla Lohmann. Außerdem mit dabei waren Dr. Nicole Zeddies, Verantwortliche für Bildende Kunst im BKM, Reiner Fageth (Technik-Vorstand bei CEWE), Falk Friedrich (Leica Camera Deutschland), Jan Woelfle (CEO von Hahnemühle) und Christian Popkes, Initiator und künstlerischer Leiter des Fotogipfels Oberstdorf.
ProfiFoto: Ulla Lohmann, Du fotografierst in aller Welt Reportagen über Vulkane und die Menschen, die in ihrer Umgebung leben. Warum hast Du in diesem Jahr die Schirmherrschaft beim Fotogipfel übernommen?
Ulla Lohmann: Es ist eine große Ehre, dass meine Bilder als riesige Prints auf dem Gipfel des Nebelhorns ausgestellt werden und dort so viele Menschen berühren dürfen. Vor allem darum geht es mir mit meiner Fotografie.
ProfiFoto: Christian Popkes, Gegenfrage an Dich als künstlerischer Leiter des Fotogipfels, warum hast Du Fotografien unbelebter Vulkane zum diesjährigen Motto „Leben“ ausgewählt? Ist das nicht ein Widerspruch?
Christian Popkes: Wir haben seit dem ersten Fotogipfel jedes Jahr ein anderes Thema für das Festival gewählt, in diesem Jahr das Thema „Leben“, bei dem es nicht nur um Naturfotografie geht, sondern um viele weitere Facetten. Und da das Leben ja aus der Erde kommt und im wahrsten Sinne des Wortes nichts ursprünglicher ist als Vulkane, haben wir Ulla mit ihrer Naturfotografie auf dem Gipfel präsentiert. Was ihre Bilder auszeichnet ist die Art, wie sie fotografiert, nämlich nicht einfach nur dokumentarisch, sondern es sind wirklich wundervolle, schöne Bilder, die ich mir persönlich auch gerne ins Wohnzimmer hängen würde. Es ist mir wichtig, dass wir die Brücke von der angewandten Fotografie zur Fotokunst schlagen.
ProfiFoto: Gutes Stichwort. Claudia Roth, auch Sie betonen stets, Fotografie sei Kunst. Gleichwohl fand bei der von Ihnen und Finanzminister Lindner jüngst für 2025 vorbereiteten Absenkung der Umsatzsteuer von 19 auf sieben Prozent im Handel mit Kunst die Fotografie keine Berücksichtigung. Warum?
Claudia Roth: Den reduzierten Umsatzsteuersatz für Kunst wieder einzuführen, war ein ewig langer Prozess, und der nächste Schritt wäre jetzt tatsächlich, auch die Fotografie entsprechend einzustufen. Das kann ich aber nicht von heute auf morgen versprechen. Da braucht man auf nationaler Ebene die Unterstützung des Finanzministeriums. Es geht um Zollregelungen, die auch auf europäischer Ebene reguliert werden. Ziel muss die Anerkennung von Fotografie als Kunst sein, auch was die Rahmenbedingungen angeht.
ProfiFoto: Dazu gehört ja nicht zuletzt die Gründung des Deutschen Fotoinstituts. Wie ist da aktuell der Stand der Dinge?
Claudia Roth: Nach langen, langen Auseinandersetzungen über den Standort wird seit September letzten Jahres wird von einer dafür berufenen, beratenden Gründungskommission sehr intensiv daran gearbeitet, das Konzept des Fotoinstituts zu erarbeiten und der Fotografie einen festen Standort zu geben, an dem Forschung, Archivierung und Kompetenzaustausch unter Einbeziehung neuer Technologien sowie Aspekte der Nachhaltigkeit im Fokus stehen.
ProfiFoto: Dr. Nicole Zeddies, als Verantwortliche für Bildende Kunst im BKM begleiten Sie den Gründungsprozess, der von namhaften Experten vorangetrieben wird. Wann sind konkrete Ergebnisse zu erwarten?
Dr. Nicole Zeddies: Die Gründungskommission trifft sich ein- bis zweimal im Monat. Bei der Konkretisierung des Bundestagsbeschlusses stehen viele Fragen im Raum: Muss ein Fotoinstitut rückwärtsgewandt sein, also nur bewahren? Oder kann es ein Ort sein, an dem sich Kompetenzen bündeln, die über die reine Bewahrung von Fotografie hinausgehen? Das ist, denke ich, eine ganz wichtige Frage, mit der sich momentan die Gründungskommission auseinandersetzt. Aktuell hört sie Expertinnen und Experten an. Jüngst hatten wir zum Beispiel Vertreterinnen und Vertreter von Archiven und Verbänden, aber auch Fotokünstlerinnen und Fotokünstler zu Gast. Wir rechnen mit einem Zwischenbericht im Herbst dieses Jahres.
ProfiFoto: Wann rechnen Sie konkret mit dem Start des Fotoinstituts?
Dr. Nicole Zeddies: Erst einmal brauchen wir die Empfehlung der Gründungskommission. Ohne eine solche Empfehlung kann man die Struktur des Fotoinstituts nicht planen. Bis es konkret wird, wird es leider noch ein bisschen dauern.
Claudia Roth: Gut ist, dass Düsseldorf absolut hinter dem Projekt steht. Es gab zwar große Auseinandersetzungen um die Standorte Essen und Düsseldorf, aber jetzt ist in der Gründungskommission auch jemand aus Essen dabei. Beide Städte sind ja nur ein paar Kilometer voneinander entfernt, und Düsseldorf ist eine Stadt mit einem soliden Haushalt, was nicht ganz unwichtig ist. Vom Oberbürgermeister, dem Stadtrat, genauso wie von der Landesregierung gibt es ein klares Commitment. Und der Bundestag hat den Beschluss ja ebenfalls mehrmals bestätigt. Jetzt sollen die Perspektiven der unterschiedlichen Akteure und Akteurinnen zusammenkommen, also der Fotografinnen und Fotografen, aber eben auch bestehender Institutionen und der Wissenschaft. Ich finde es total spannend, wie viele Themen und neue Entwicklungen, die die Fotografie ganz zentral betreffen, hier zusammenkommen.
ProfiFoto: Eines dieser Themen ist KI-Bildgenerierung. Viele Kreative hegen den Wunsch an die Politik, die damit für sie verbundenen Risiken zu minimieren und die Chancen trotzdem zu wahren.
Claudia Roth: Das Hauptproblem ist, dass die Entwicklung dessen, was mit KI möglich ist, schon viel weiter ist als unsere Fantasie reicht. Die Anpassung der rechtlichen Rahmenbedingungen hinkt dieser Entwicklung daher zwangläufig hinterher. Die Federführung der Verhandlungen liegt sowohl beim Bundeswirtschaftsministerium als auch beim Bundesjustizministerium. Ich habe mich bei den beiden Kollegen sehr stark für Transparenzvorgaben eingesetzt. Die Politik arbeitet aber auch sonst auf allen Ebenen an Lösungen, nicht nur in Deutschland, sondern auch auf europäischer und internationaler Ebene. Erreicht haben wir auf europäischer Ebene immerhin die KI-Verordnung.
Die Diskussion findet unter anderem auch auf der Ebene der G7 und G20, die sich im Herbst in Brasilien treffen und wo wir Themen wie digital rights, Verbindung zwischen generativer KI und Desinformation und Chancen der KI für die Erfassung von Museums- und Archivbeständen proaktiv einbringen wollen, damit der Wert von Kreativität in Zeiten von KI nicht schwindet.
Wir sind die Lobby der Kreativen, auch wenn es darum geht, ob und wie das Urheberrecht angepasst werden muss. KI braucht einen verlässlichen Rechtsrahmen. Diskutiert werden eine Vergütung von KI-Trainingsdaten, aber auch Fragen nach dem Schutz von KI-Erzeugnissen. Dies sind komplexe urheberrechtliche Fragen. Berücksichtigt werden muss aber nicht nur die Perspektive von Kreativen. Deep Fakes zum Beispiel bergen gesellschaftlich eine große Gefahr.
ProfiFoto: Die Frage der Authentizität von Fotografie ist ja deutlich älter als KI-Bildgeneratoren. Reiner Fageth, CEWE hat das im letzten Jahr im Zusammenhang mit dem gestageten Siegerbild seines Fotowettbewerbs erfahren.
Reiner Fageth: Ja, wir hatten die Herausforderung eines gestellten Siegerbildes. Staging per se ist kein Problem bei einer Fotografie. Das Problem beginnt dort, wenn die Fotografin trotz mehrfacher Nachfrage keine Angaben dazu macht, wie ein Bild entstanden ist. Wir haben erst über Dritte erfahren, dass das Siegerbild unseres Wettbewerbs tatsächlich keine authentische Momentaufnahme war. Die Fotografin hat den Preis behalten, wir zeigen das Bild jedoch nicht mehr.
Doch noch einmal: Staging ist kein grundsätzliches Problem, ebenso wenig wie der Einsatz von KI, solange die Bildrechte und die Bedingungen der Entstehungen transparent sind.
KI ist ein Tool, um mit Hilfe von Algorithmen ein Bild zu verbessern. Wir sollten aufpassen, dass wir uns da nichts verbauen, weshalb ich kein uneingeschränkter Fan der europäischen KI-Verordnung bin, denn damit handeln wir uns auch Nachteile gegenüber den USA, China und anderen ein. Ich bin der Allerletzte, der bestehendes Recht nicht respektieren will, aber es darf nicht in Richtung Technologie-Einschränkung gehen, sondern wir müssen die Chancen besser nutzen.
Claudia Roth: Ich will nicht als Maschinenstürmerin gesehen werden, wenn es darum geht, KI als Hilfsmittel, etwa für Kreative, einzusetzen. Aber es braucht Schutzmechanismen, die den kreativen Akt respektieren und belohnen. Da entsteht sicher ganz viel Neues, aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass Good Old Europe ethische oder auch rechtliche Fragen mitdenkt. Nur dann birgt KI eine echte Chance.
ProfiFoto: Reiner Fageth, CEWE hat seinen nächsten Wettbewerb gerade gestartet. Warum nutzt CEWE nicht einfach KI, um eine Situation wie zuletzt zu vermeiden?
Reiner Fageth: Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, auch nicht durch den Einsatz von KI. Die kann nur die Dinge, die schon mal irgendwie gemacht worden sind. KI-Methoden bieten aber eine super Unterstützung. So nutzen wir seit 2019 generative KI, um Bilddaten hochzurechnen, damit wir unseren Kund:innen vernünftig aufgelöste Bilder davon ausdrucken zu können. Aber die Bilder bei unserem Wettbewerb schauen wir selber an, fordern die Originale ein, um beurteilen zu können, ob diese den Wettbewerbsregeln entsprechen oder nicht.Claudia Roth: Aber wie gehen wir mit Deep Fakes um? Desinformation ist eine Waffe, sie kann Stimmungen beeinflussen, Ängste schüren und Konflikte lostreten.
ProfiFoto: Ich verlasse mal meine Rolle als Moderator, weil ich im Deutschen Fotorat zu dieser Frage einer entsprechenden Arbeitsgruppe angehöre. Der Lösungs-Ansatz, der vielleicht am sinnvollsten erscheint: Immer dann, wenn die Authentizität eines Fotos inhaltlich wirklich relevant ist, könnte es im Sinne eines Reinheitsgebots entsprechend gekennzeichnet werden, so wie ein Biosiegel bei Lebensmitteln. Außerdem gibt ja schon jetzt die Bildquelle und das Medium, das ein Bild veröffentlicht, Hinweise auf die Authentizität. Das Problem gezielter Desinformation betrifft vor allen Dingen Social Media-Kanäle, wo keine Redaktion die Inhalte verifiziert und oft auch kein Urheber erkennbar ist.
Reiner Fageth: Ich glaube, das ist zu idealistisch, im positiven Sinn des Wortes. Intel zum Beispiel analysiert in Videos die Blutzirkulation in Gesichtern, um Deep Fakes zu identifizieren. Wir laufen der Entwicklung der KI jedoch immer hinterher. Am Ende hilft nur das, wofür Claudia Roth steht: Politische Bildung. Wir müssen die Leute dazu motivieren, zu hinterfragen, was sie sehen. Und dabei sollten wir sie technologisch unterstützen.
ProfiFoto: Falk Friedrich, Leica war im letzten Jahr der erste Kamerahersteller, der dazu einen wichtigen Beitrag durch die Einbindung sogenannter Content Credentials in Bilddaten ermöglicht hat. Wie wird diese Lösung angenommen?
Falk Friedrich: Wir sind bekanntlich Mitglied der Content Authenticity Initiative. Ohne zu technisch werden zu wollen, sind Content Credentials ein digitales Wasserzeichen in den Metadaten einer Bilddatei, das deren Ursprung belegt. In unserer Research & Development-Abteilung gibt es ein Kompetenzteam, das sich mit diesem Thema beschäftigt.
Nach der Einführung der damit ausgestatteten Leica M11-P bleibt bisher festzuhalten, dass dies noch nicht zu einem unnatürlich erhöhten Absatzboom bei einer Neuvorstellung geführt hat. Dennoch bekommen wir natürlich Zuspruch dafür, dass wir uns in diesem Thema engagieren.
Ulla Lohmann: Ich als Fotografin habe gar keine Angst vor künstlicher Intelligenz. Ich mache keine Bildmanipulationen, kein Staging, alles in meinen Bildern ist authentisch. Je mehr KI eingesetzt wird, desto wichtiger wird der Fotograf als die Persönlichkeit hinter den Bildern. Wir Fotografen müssen uns zu dem bekennen, was wir machen. Und wenn einer KI nutzt, dann sollte er das entsprechend kennzeichnen. Dass eine Kamera dabei hilft, finde ich aber super.
Falk Friedrich: Leica steht für Reportagefotografie. Deshalb ist die Verpflichtung zur Authentizität entsprechender Bilder ganz tief in unserer DNA verwurzelt. Auch wenn es am Ende „a matter of trust“ ist, ist es vielleicht an der einen oder anderen Stelle trotzdem gut, mit Content Credentials zur Vermeidung von Desinformation beizutragen.
Claudia Roth: Man sieht ja aktuell, wie Kriege auch mit Bildern geführt werden. Eigentlich müsste unsere Diskussion über Maßnahmen wie Content Credentials im Verteidigungsministerium geführt werden. Es kann ja nicht Aufgabe der Fotoindustrie alleine sein, sondern da braucht es auch staatliche Unterstützung. Das, was Leica da mitentwickelt hat, ist ein ganz, ganz, ganz wichtiger Schritt, unsere Transparenzverordnung mit Leben zu füllen.
ProfiFoto: Ich würde gerne noch ein anderes, wichtiges Thema in die Runde werfen, nämlich das Thema Nachhaltigkeit. Jan Wölfle, Hahnemühle engagiert sich beim Fotogipfel als Partner. Welche Antwort hat denn ein Papierhersteller im Jahr 2024, wenn es um Nachhaltigkeit geht?
Jan Woelfle: Wir produzieren seit 440 Jahren in Deutschland Papier. Wir sind wahrscheinlich die einzigen Papier-Fabrik der Welt, die in einem Naturschutzgebiet produziert. Natürlich haben wir auch normale Zellulose-Papiere, aber erst jüngst haben wir vier neue Papiere eingeführt, die auf Naturfasern aus Bambus oder Agave basieren. Seit 2008 stellen wir fünf Prozent unserer Einnahmen für nachhaltige Social Responsibility Projekte zur Verfügung. Unsere Papierfabrik leiht sich das für die Produktion benötigte Wasser nur aus, um es nachher wieder so rein zurück in die Natur zu leiten, wie es entnommen worden ist. Wir sind strategisch sehr auf Nachhaltigkeit fokussiert.
Claudia Roth: Das könnte man aufgreifen, um die Fotografie in unser Green Culture Konzept einzubeziehen. Wir haben zum Beispiel verbindliche Fördervorgaben für Filmproduktionen: Green Shooting inkludiert, dass deutsche Filme nur dann gefördert werden, wenn Maßnahmen zur Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit getroffen werden.
Jan Woelfle: Das ist ein sehr guter Punkt. Die besten Drucksysteme, die es im Markt gibt, sind wasserbasierende Drucksysteme, deren Tinten keine chemisch negativen Substanzen verwenden und Bilder liefern, die hunderte von Jahren halten.
ProfiFoto: Reiner Fageht, wie weit ist CEWE in Sachen Green Culture?
Reiner Fageth: Das Thema haben wir bei CEWE schon länger im Fokus. Wir waren die ersten, die recycelte Chemie eingesetzt haben. Wir haben die Bildertaschen optimiert. Wir haben alle unsere Produkte auf nachhaltigere Materialien umgestellt. Wir bieten keine Wegwerfprodukte an, unsere Bilder kommen an die Wand, unsere Fotobücher bewahren langfristig Erinnerungen. Ein Bild an der Wand braucht keinen Strom, anders als die Slideshow auf dem Monitor.
Aber auch unser Ziel muss sein, immer nachhaltiger zu werden. Mit jeder neuen Investition, mit jedem neuen Produkt, mit jedem neuen Papier, mit jeder neuen Druckmaschine, mit jeder neuen Tinte wollen wir einen Schritt in die richtige Richtung gehen und dabei nicht nur auf die Kosten und die Marktpotentiale zu gucken.
ProfiFoto: Christian, wie wichtig ist Dir Talentförderung beim Fotogipfel Oberstdorf?
Christian Popkes: Ich habe F.C. Gundlach mal gefragt, was man braucht, um ein erfolgreicher Fotograf zu werden. Er hat geantwortet, man brauche drei Dinge. Erstens, man braucht Talent. Das ist natürlich auch für mich die Basis. Das zweite ist, unglaublich fleißig zu sein. Man kann nicht glauben, dass man einfach nur draufdrückt und dann sofort Internetstar, Fotografenstar oder sonst was zu sein, sondern man muss dranbleiben und man muss die Talsohle durchleben und das mitnehmen. Und dann kann man vielleicht auch auf den Gipfel. Und das Dritte: Man braucht Fortune. Man braucht Menschen, die einen fördern und seine Bilder vielleicht anders kuratieren, als man das selber macht.
Im Zeitalter der Influencer gilt, dass jeder alles werden kann, denn keiner ist im Internet unterwegs und gibt zu, etwas 20 Jahre probiert und es immer noch nicht geschafft zu haben. Deswegen ist es so wichtig, Bilder anzugucken, Bilder zu zeigen, über Bilder zu reden, denn in der Fotografie dreht sich alles ums Bild, und nur, was ich weiß, kann ich auch zeigen.
Profifoto: Ulla Lohman, die Abschlussfrage an dich als fotografische Schirmherrin des Fotogipfels – Was soll deine Community vom Fotogipfel für sich ganz persönlich mitnehmen?
Ulla Lohmann: Sich selbst trauen, sich selbst zeigen und vor allem das, was man fühlt, was man lebt. Bilder sind ja der Ausdruck eines Gefühls. Es geht nicht darum, zu zeigen, was man sieht, sondern wie man es empfindet. Das ist die Kunst. Es geht darum, einfach zu fühlen und intensiver zu leben. Mir hilft die Kamera beim intensiver leben, weil ich den Moment viel mehr in den Fokus rücke. Und diesen Moment zu leben, das ist für mich, was es ausmacht. Den Moment zu genießen. Man weiß nicht, wie lange das Leben geht, aber es geht darum, jeden Moment möglichst zu genießen, festzuhalten und dann auch zu teilen.
Foto oben: Copyright Petra Gerwers
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