Mein Einstieg ins Berufsleben begann als Grafik-Designerin. Damals war ich mit Markendesign und der Konzeption von Werbemitteln im Print Segment beschäftigt. Ich liebte Papier, das Haptische, die gedruckten Broschüren und Anzeigen, den Geruch von Druckerfarben und Papieren. Auch heute weiß ich es sehr zu schätzen, etwas in der Hand zu halten, was man blättern und riechen kann. Ob ein gut gemachtes Magazin, ein Buch und klar, Fotobücher. Das Haptische hat eine andere Qualität als das Digitale, es spricht nicht nur die Augen, sondern auch die Sinne an.
So ähnlich geht es vielen Fotografinnen und Fotografen, die sich mit einem Fotoprojekt beschäftigen und den Wunsch haben, es als Buch oder Ausstellung zu zeigen. Manche von ihnen nutzen dafür Fördermöglichkeiten, die viele Fotoprojekte einem größeren Publikum zugänglich machen können.
Das Angebot an Förderung für Fotografen und ihre Projekte ist groß. Neu hinzugekommen ist der diesjährig erstmals ausgelobte Emerging Photographer Award* der DGPh-Sektion Kunst Markt & Recht, dessen Ziel es ist, Fotografinnen und Fotografen bei ihrem Einstieg in den Fotokunstmarkt zu fördern. Oder die Verwertungsgesellschaft-Bildkunst, auf deren Website unzählige Projekt- und Publikationsförderbeispiele zu finden sind. Die Liste umfasst allein im zweiten Halbjahr 2023 rund 55 Titel und Urheber, die gefördert wurden. Titel, wie „Die vergessene Geschichte der Boat Driver“, „Demenz ist anders“ oder „The underworld – living under a highway“ und viele andere machen neugierig, jedes einzelne Projekt zu entdecken. Dabei ist die VG-Bildkunst* nur eine von vielen Möglichkeiten (in Deutschland), Förderung für das eigene Fotoprojekt zu nutzen. Und noch immer wissen nicht alle Fotografen davon, bzw. nutzen es für ihre Ziele.
Klar, nicht jedes Projekt ist förderbar und förderfähig. In meinem Gespräch mit Fördermittelberaterin Jenny Engler-Petzold über die Förderlandschaft im Kreativ- und Kulturbereich wurden einige wichtige Faktoren benannt, die Fotografen beachten sollten, wenn sie ein Fotoprojekt im Rahmen einer Förderung veröffentlichen wollen. Allen voran, die Wahl des Themas. Fotografinnen und Fotografen sollten sich zunächst fragen, inwiefern das gewählte Thema relevant ist und einen gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen oder anderen Aspekt enthält, der für eine breite Öffentlichkeit von Belang ist und sein Publikum finden wird. Oder ob sie an einem Nischenthema für eine kleinere Zielgruppe arbeiten. Bildredakteure beispielsweise wünschen sich von Fotografen mehr Themen im Portfolio, die unseren Lebensraum beleuchten und von den Dingen handeln, die uns täglich begegnen, anstatt überwiegend Geschichten aus fernen Ländern zu betrachten.
Klar, dass es auch Herzensthemen sind, die Fotografinnen und Fotografen umsetzten möchten. Trotzdem sollten Sie erläutern können, warum Ihr Projekt eine Bereicherung sein wird, was die Hintergründe, Inhalte und Ziele Ihres Projektes sind und die Idee in Konzeptform darstellen. Für Förderanträge ist dies eine wichtige Voraussetzung.
Die Kalkulation der Gesamtkosten des Projektes ist für manche der nächste Meilenstein. Dabei neigen nicht nur Fotografen dazu, ihre eigenen Leistungen zu gering einzuschätzen, bzw. ganz wegzulassen. Sie vergessen Honorare für Vorbereitung, Recherche oder Produktion festzusetzen und anzugeben, obwohl es erhebliche Summen sind, die dabei zusammenkommen und den Wert des Projektes ausmachen. Besonders, da viele Fotoprojekte über einen längeren Zeitraum produziert werden und immer wieder Reisen anfallen.
Hilfe bei der Formulierung von Förderanträgen gibt übrigens die Publikation „Leitfaden Projektförderung“ mit Tabellen-Kalkulation, zu beziehen über das Kulturmanagement Network*.
Wenn Sie auch an einem Fotoprojekt arbeiten und das Interesse der Experten ausloten möchten, rate ich Ihnen, besuchen Sie Festivals und Portfolio Reviews, um Ihr Projekt zu zeigen, Feedback zu erhalten und ein Netzwerk zu den Experten zu knüpfen. Denn der Austausch über und die Resonanz auf das persönliche Lieblingsprojekt ist schließlich essenziell, nicht nur um die Aussichten im Markt auszuloten, sondern um Ihr Herzensprojekt weiterzuentwickeln.
Und was möchten Sie fördern lassen?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihr Potenzial und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu präsentieren und zu verkaufen.
www.silkegueldner.de
* Die Förderung der VG-Bildkunst ist zurzeit ausgesetzt, da die Richtlinien überarbeitet werden
www.dgph.de/aktuelles/ausschreibung-emerging-photographer-award-2024
www.kulturmanagement.net/Downloads/Leitfaden-Projektfoerderung-inkl-Tabellen-Vorlage,35x