Vom 16. Mai bis 14. Juli 2024 soll die Biennale for Visual and Sonic Media düsseldorf photo+ stattfinden. Jetzt fordern Düsseldorfer Fotografen in einem Offenen Brief ein unabhängiges, wechselndes Kuratorium für das Festival.
Katharina Mayer, Künstlerin und Professorin für Fotografie, Horst Wackerbarth, Künstler und Fotograf, und weitere Vertreter der Düsseldorfer Kulturzene fordern von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und der Beigeordneten für Kultur, Miriam Koch, dass künftig ein unabhängiger, renommierter Kurator aus einer anderen Stadt, der nicht am Kunstmarkt tätig ist, die Biennale leitet. Für dieses Jahr fordern sie kurzfristig, dass weitere interessierte Künstler, Galerien und Kulturinstitute an der Biennale photo+ teilnehmen können und angemessen finanziell gefördert werden.
Die „Biennale for Visual and Sonic Media“ ist ein kuratiertes Festival, das mit beträchtlicher finanzieller Förderung der Stadt Düsseldorf auf Einladungsbasis arbeitet. Die Künstlerische Leitung liegt bei Pola Sieverding und Rupert Pfab, die Projektleitung bei Ljiljana Radlovic.
„Bis zum jetzigen Zeitpunkt, drei Monate vor Eröffnung, gibt die offizielle Homepage außer einer auf sehr wenigen Zeilen umrissenen Kurzdarstellung nicht bekannt, was die Kunstinteressierten zu erwarten haben. Es gibt keine Auflistung von teilnehmenden Instituten, Museen, Galerien und der freien Szene – und dies in einer Stadt, die für die künstlerische Fotografie weltweit von prägender Bedeutung ist und war. Wie kann ein Diskurs darüber stattfinden, ob nicht wichtige Vertreter*innen zeitgenössischer Fotografie-, Video- und KI-Kunst vergessen wurden?“, so die Kritik aus der lokalen Fotoszene.
„Wie kann der Anspruch einer „unabhängigen Biennale“ umgesetzt werden, wenn Künstler*innen, Kulturinstituten, Museen und der freie Szene keine Gelegenheit gegeben wird, sich zu bewerben? Wie soll ein überregionales, gar internationales Interesse an photo+ evoziert werden, wenn zum jetzigen Zeitpunkt, kurz vor der Eröffnung, nicht kommuniziert wird, was zu erwarten sein wird?“
Hubert Ostendorf, fiftyfifty-Geschäftsführer: „Es gibt auch keinen Call, weil die kuratorische Herangehensweise offenbar lediglich darin besteht, dass ein Kurator*innenteam nach völlig unklaren Kriterien Ausgewählte zur Teilnahme einlädt. Künstler*innen und Galerien, die sich bewerben, obwohl dazu nicht aufgefordert wird, werden quasi ohne Begründung abgelehnt. Ebenso klassische Positionen wie Ernst Haas und Todd Weinstein aus New York – angeboten von den Künstler*innenvereinen onomato e.V. und das Impro97. Auch die fiftyfifty-Galerie, die mit ihrem sich seit Jahren von Ausstellung zu Ausstellung wandelnden Projekt „Himmel über der Straße – Topografie der Obdachlosigkeit“, diesmal mit Arbeiten von Thomas Ruff, Boris Mikhailov, Imi Knoebel, Gerhard Richter u.v.m. um Teilnahmemöglichkeit gebeten hatte, wurde abgelehnt, so, wie viele andere auch.“
„Es ist nicht hinnehmbar, dass der leitende Kurator zugleich als Galerist tätig ist, der als solcher auch kommerzielle Interessen hat und daher nicht unabhängig ist, eine mit öffentlichen Mitteln finanzierte Biennale ausrichtet. Es ist nicht hinnehmbar, dass das Verfahren intransparent ist und bedeutende Künstler*innen, Galerien, Kulturvereine und weitestgehend auch die freie Szene ausgeschlossen werden“, so der renommierte Fotograf Horst Wackerbarth, der ebenfalls abgelehnt wurde.
Auf der Homepage der Biennale werden Begleitveranstaltungen unterschiedlicher Art zwar grundsätzlich begrüßt, das offizielle Programm steht 2024 allerdings unter dem Leitmotiv „On Reality“.
„Die kritisch-poetische Reflexion der digital und analog erzeugten audiovisuellen Wirklichkeiten durch Künstler:innen stehen im Fokus der unabhängigen Biennale for Visual and Sonic Media düsseldorf photo+“, so die Veranstalter.
Wer sich der Kritik daran anschließen will, wendet sich formlos an h.ostendorf@fiftyfifty-galerie.de
https://www.fiftyfifty-galerie.de/artikel/10627/n-a
Foto: Sreenshot vom duesseldorfphotoplus Instagram Account