Edwin Herbert Land stellte im Frühjahr 1947 einen neuartigen, Land Camera genannten Fotoapparat vor. Das Revolutionäre daran lag im dazugehörigen Film: Erstmals kam ein Schnellentwicklungsverfahren zum Einsatz, das an Ort und Stelle das belichtete Negativ auf ein Positiv übertrug. Das Sofortbild war geboren.
Seine Erfindung brachte Edwin Herbert Land unter dem Markennamen Polaroid auf den Markt, der bis heute als Gattungsbegriff für Sofortbildfotografie steht. Dabei konnte Fujifilm mit Instax zwischenzeitlich rund 90 Prozent Marktanteil für sein Sofortbildsystem erobern. Polaroid hatte 2008 die Produktion von Sofortbildfilmen eingestellt. Fujifilm war damit bis zur Gründung von „The Impossible Project“ der einzige Hersteller von Filmen für Sofortbildkameras. „Impossible“ übernahm die ehemalige Polaroid-Filmfabrik in Enschede, Niederlande, um neue Filmmaterialien für die traditionellen Sofortbildkameras zu produzieren. Da eine Reihe von ehemaligen Zulieferern notwendige Vorprodukte nicht mehr herstellten, musste die Zusammensetzung der Filme mit Unterstützung von Ilford zum Teil neu entwickelt werden, was nur bedingt gelungen ist. 2017 wurde „The Impossible Project“ in „Polaroid Originals“ umbenannt und heißt seit 2020 nur noch Polaroid.
Google findet aufgrund der langen Markengeschichte aktuell über 100 Millionen Einträge für „Polaroid“ und nur rund 20 Millionen für die vergleichsweise neue Marke „Instax“. Auf Instagram gibt es über neun Millionen „Polaroid“-Hashtags und zwei Millionen „Instax“-Hashtags.
Die tatsächliche Bedeutung und die Bekanntheit beider Sofortbildmarken stehen im krassen Gegensatz zur Realität: Fujifilm verkaufte im Weihnachtsgeschäft 2023 die dreimillionste Instax Sofortbildkamera in Deutschland,
davon übrigens rund 80 Prozent an junge Frauen. Von der Bedeutung beider Sofortbild-Anbieter abgesehen, bewahrheiten sich andere Vorurteile, denn die technische Bildqualität von Sofortbildern unterscheidet sich nach wie vor von der „normaler“ Fotos: Die Farben sind entsättigt, Detailschärfe und Kontrastumfang sind geringer und die Bilder sind klein. Das gilt insbesondere für Bilder auf dem aktuell verfügbaren Polaroid-Material, während Fujifilm Instax Fotos eingefleischten Sofortbild-Fans, die sich gerade von der technischen Unzulänglichkeit des Sofortbilds angezogen fühlen, zuweilen eher zu perfekt sind.
Die sofortige Verfügbarkeit physischer Bilder spielt durch die Allgegenwärtigkeit der Smartphone-Fotografie eigentlich kaum noch eine Rolle, doch ist der haptische Aspekt der Sofortbilder nicht zu unterschätzen. „Die im Wortsinn greifbare Präsenz des Bildes übertrumpft offenbar das virtuelle Erlebnis, eine (qualitativ viel bessere) Bilddatei via Smartphone zu teilen“, so der Fotograf Thomas Berlin in seinem Blog.
Mobile Printer für Sofortbildfilm schlagen zwar eine Brücke zwischen Smartphone- und Sofortbildfotografie, aber ein Sofortbild-Print auf Basis einer digitalen Ausgangsdatei entfaltet für den Fotografen nicht dieselbe emotionale Wirkung wie ein in der Kamera belichtetes Bild.
Sofortbild + Kunst
Das Sofortbild ist abgesehen davon ein Medium, das vor allem auch kreativ orientierte Fotografen nutzen, denen der der künstlerische Aspekt wichtig ist, wobei sie für den Verkaufserfolg eher unbedeutend sein dürften. Insbesondere der Kunstmarkt goutiert seit Jahrzehnten, dass Sofortbildern Unikat-Charakter zugeordnet wird.
Sofortbilder, etwa von Robert Mapplethorpe, Paolo Roversi, Sarah Moon, William Wegman, Ellen von Unwerth, Sibylle Bergemann und Helmut Newton erzielen regelmäßig Höchstpreise. 2010 wurde die Sofortbildsammlung der ursprünglichen Firma Polaroid von Sotheby’s für ca. 12,5 Millionen Dollar verauktioniert, was durchschnittlich 26.000 USD pro Sofortbild entsprach.
Auch Künstler wie David Hockney und Andy Warhol setzten Polaroid-Fotografien in Fotocollagen ein.
Andy Warhol ist bekannt für seine Serie von Sofortbild-Selbstporträts und Porträts von Prominenten. David Hockney gestaltete eine „Composite Polaroid“-Serie (1982), in der er Segmente einer Szene fotografierte und diese Polaroids zu einer Komposition zusammensetzte. Wim Wenders verwendete in seinen „Instant Stories“ kommentierte Sofortbilder als Reisenotizen.
Ansel Adams, der in den 60er Jahren für Polaroid tätig war, arbeitete mit Sofortbildmaterial nicht wegen der Einfachheit des Systems, sondern weil damit außergewöhnliche Aufnahmen möglich sind.
Stefanie Schneiders bevorzugtes Revier ist der amerikanische Westen, der ihr als Location für verblasste und verträumte Filmstills dient. Ihre Fotografien auf abgelaufenen Sofortbildfilmen sind von chemischen Mutationen beeinflusst.
Einzigartig
Thomas Berlin: „Eine wichtige Rolle für Kreative spielt, dass ein Sofortbild physisch im Gegensatz zu einem digitalen Bild in der Regel analog belichtet und entwickelt wird, sieht man von den Hybridkameras von Fujifilm und Leica sowie von der Möglichkeit zur Ausbelichtung mit einem Instax Printer einmal ab.
Das entstandene Bild ist Entwicklungszufällen von (evtl. abgelaufenen) Filmen, Licht- und Kälteeinflüssen ausgesetzt, aber der Entwicklungsvorgang kann kaum beeinflusst werden. Das Bild ist – von physischen Manipulationen einmal abgesehen – anschließend nicht mehr veränderbar.
Natürlich kann man ein Sofortbild scannen und eine digitale Datei davon erzeugen, aber der Scan übernimmt dabei nicht die Rolle des physischen Originals. Die direkte analoge Belichtung, gefolgt von der Signatur des Fotografen, impliziert eine physisch greifbare Einzigartigkeit der Arbeit. Die Unmöglichkeit einer nachträglichen Manipulation des Originals macht diese Art von Foto zu einem unveränderlichen Ergebnis.
Bei der Sofortbildfotografie steht nicht die exakte Abbildung eines Motivs im Vordergrund, sondern es geht vielmehr um Stimmung und Zufall. Der Überraschungseffekt der analogen Entwicklungsprozesse wird zumindest in Kauf genommen, meist sogar gewollt“, so der Fotograf, für den die Wirkung von Sofortbildern motiv- und kontextabhängig ist. „Wie andere Formen der Fotografie, ist die Sofortbildtechnik eines von mehreren Werkzeugen, aber kein Selbstzweck. Abhängig von den Zielen des Fotografen passt ein Werkzeug mal mehr und mal weniger. Der Zauber analoger Zufallsprozesse kann emotionale Stimmungen verstärken. Sofortbildfotografie eröffnet somit zusätzliche Wege neben der „normalen“ Fotografie“.
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