2024 feiert die Deutsche Fotothek an der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden ihr 100jähriges Bestehen.
Ihre Entwicklung reicht von der 1924 gegründeten Sächsischen Landesbildstelle über das universal ausgerichtete Zentrale Institut für Bilddokumente der Wissenschaft, Forschung und Lehre bis hin zur heutigen Deutschen Fotothek als digitale Informationsanbieterin und als eines der bedeutendsten Bildarchive in Europa.
1983 wurde die Deutsche Fotothek in die damalige Sächsische Landesbibliothek eingegliedert und ist heute mit ihrem Bestand von rund sieben Millionen Fotografien zentraler Ort für die Bewahrung, Erforschung und Vermittlung des fotografischen Erbes in Deutschland. In der Online-Datenbank deutschefotothek.de sind 2,3 Millionen Bilder frei recherchierbar. Sie verzeichnet jährlich rund 500.000 Besucher, acht Millionen Seitenaufrufe und knapp eine Million Downloads.
Der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer: „Die Deutsche Fotothek in Dresden ist eine der wichtigsten Institutionen zur Bewahrung des fotografischen Erbes in Deutschland. Sie sammelt heute die Vor- und Nachlässe bedeutender in Deutschland arbeitender Fotografinnen und Fotografen und macht dieses wertvolle Kulturerbe online sowie in Ausstellungen und Publikationen weltweit zugänglich. Ihre historischen Bestände sind auch das Bildgedächtnis für alle Regionen Sachsens und für Mitteldeutschland.“
Katrin Stump, die Generaldirektorin der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, betont: „Wir sind stolz, mit der Deutschen Fotothek ein wichtiges europäisches Bildarchiv an der SLUB zu beherbergen. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist das Archiv der Fotografen, wo wir das gesamte Lebenswerk bedeutender Bildautor:innen aus Deutschland bewahren. Als leistungsfähige wissenschaftliche Bibliothek betreuen wir auch die schriftlichen Nachlässe, Tondokumente und weiteren Archivalien in unseren Sammlungen – wie zum Beispiel bei Christian Borchert, Walter Hahn oder Richard Peter sen. Zudem nimmt die Deutsche Fotothek seit langem eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung und Langzeitarchivierung von Bildmedien ein.“
Der Leiter der Deutschen Fotothek, Dr. Jens Bove, sagt: „Wir können heute selbstbewusst auf 100 Jahre Bildarchivierung zurückblicken, gerade auch auf die ersten Jahrzehnte, in denen es Gründungsdirektor Fritz Schimmer gelungen ist, aus einer für schulpädagogische Zwecke eingerichteten Landesbildstelle ein Bildarchiv von nationaler Bedeutung zu formen. Ich freue mich, dass ich die Deutsche Fotothek in den vergangenen 20 Jahren zusammen mit einem wunderbaren Team von einem Präsenzarchiv zu einem weltweit genutzten digitalen Bildanbieter entwickeln und mit dem Profil Archiv der Fotografen zu einer Sammlung von internationalem Rang ausbauen durfte. Wir werden uns auch weiterhin mit voller Kraft der Aktivierung der Werke unserer Fotografinnen und Fotografen widmen.“
Anna Gripp, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) und Sprecherin des Deutschen Fotorats: „Seit Jahrzehnten wird über ein bundesdeutsches Institut für Fotografie diskutiert. Die Deutsche Fotothek gehört zu jenen Institutionen im Land, die nicht nur reden, sondern auch handeln: Wichtige Vor- und Nachlässe werden übernommen, aufgearbeitet und in Ausstellungen und Publikationen vermittelt. Und mit dem Archiv der Fotografen zeigt die Deutsche Fotothek auch virtuell den Reichtum unseres fotokulturellen Erbes.“
Zum 100jährigen Jubiläum rückt die Deutsche Fotothek ihre wechselvolle Geschichte und die Highlights der Sammlung in zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen in den Fokus.
Am 25. Januar startet das Jubiläumsjahr mit einem Festakt und der Eröffnung der Ausstellungsreihe Aus dem Archiv der Fotografen im Buchmuseum der SLUB. Über das Jahr verteilt werden dort in vier Präsentationen fotografische Positionen unter Hashtags vorgestellt, die auch die Deutsche Fotothek selbst charakterisieren: #MITTENDRIN, #BUNT, #MODERN und #INTENSIV. Die Auswahl spiegelt das breite Spektrum dessen, was Fotografie ist: Dokumentation, Kunst, Reportage, Werbung und Experiment – mit bekannten Namen wie Matthias Creutziger, Susan Lamèr oder Reinhart Wolf und solchen, die neu zu entdecken sind.
Den Auftakt macht die Ausstellung #MITTENDRIN mit Werken von Rudi Meisel (*1949), Mahmoud Dabdoub (*1958) und Christian Borchert (1942–2000). Die Präsentation folgt dem Gedanken des städtischen Flanierens. Das absichtsvoll ziellose Schlendern mit der Kamera durch Straßen, über Plätze und Brücken, entlang von Fassaden und Schaufenstern beschert die beiläufige Beobachtung, die zufällige Begegnung, die nicht kalkulierte Konstellation als Facetten der Street Photography.
Begleitet werden die vier Hauptausstellungen von der ganzjährigen Präsentation Dunkelkammer im Zentrum des Buchmuseums, die spielerisch-assoziativ eine Mediengeschichte der Fotografie erzählt. Die Ausstellung Alles fürs Auge! in der Galerie am Lesesaal widmet sich anhand von Fotografien, Objekten und Archivalien der Geschichte der Deutschen Fotothek. Begleitet werden die Ausstellungen von einem dichten Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Vorträgen, Künstlergesprächen und Konzerten.
Die Webseite der Deutschen Fotothek bietet mit 100 Jahre – 100 Positionen einen eigens kuratierten Zugang, der entlang der wichtigsten Positionen Einblick in die Sammlung bietet: Die wichtigsten 100 Fotografen und Bildverlage werden mit je 100 Motiven vorgestellt.
Auch anderenorts ist die Deutsche Fotothek 2024 präsent: Ab 15. Mai mit der Retrospektive Dirk Reinartz. Fotografieren, was ist im LVR-Landesmuseum Bonn oder ab 29. November mit der Ausstellung Moderne Gefühle. Fotografien von Ingolf Thiel 1975–1985 im Museum im Prediger in Schwäbisch Gmünd.
Im Ausstellungsraum bautzner69 in der Dresdner Neustadt ist ab 23. Mai 2024 die Installation Wohnen in niemandes Möbel zu entdecken, die der künstlerische Fellow Bastian Gehbauer in Auseinandersetzung mit einer fotografischen Position aus der Sammlung der Deutschen Fotothek entwickelt hat.