Weniger Klischees in der Bilderflut: Mehr Wahrhaftigkeit im Bildjournalismus, eine bewusstere Bilderauswahl, mehr Wertschätzung für gute Fotos, weniger aussagelose Symbolbilder und den überlegten Einsatz von KI, das waren die Wünsche und Forderungen von Journalisten, Fotografen und Wissenschaftlern bei der Fachtagung des Journalistinnenbundes (jb) zum Projekt „Bildermächtig“ am 30.11. in Frankfurt a.M..
Friederike Sittler, Vorsitzende des jb: „Wir setzen Impulse, wie eine zeitgemäße Bildsprache Frauen facettenreich und auf Augenhöhe abbilden kann, in all ihrer Vielfalt, frei von Klischees und Sexismus“, zu dem Projekt Bildermächtig, dass vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert wird.
Prof. Elke Grittmann, Leiterin des Instituts für Journalismus an der Hochschule Magdeburg-Stendal, verwies in ihrer Keynote zu „Gendern im Bild“ auf den Visualisierungszwang durch immer mehr und immer schneller zu bedienende digitale Ausspielwege. Gleichzeitig gebe es eine De-Professionalisierung in den Medienhäusern, wo Bildredaktionen und eigene Fotografen abgebaut worden sind. Dies führt zum Einsatz von immer mehr Stockfotos und Symbolbildern, die mit den erzählten Geschichten oft nichts mehr zu tun haben.
Diese Entwicklung könne beschleunigt werden durch den Einsatz von generativer KI, die eigene Bilder ohne Realitätsbezug erschafft. Da sie auf der Grundlage vorhandener Daten und Archive entstehen, werden Stereotype und Geschlechterungleichheit noch verstärkt. Ziel journalistischer Berichterstattung müsse es aber sein, die Gesellschaft zu beobachten und in ihrer Vielfalt darzustellen, so die Genderforscherin. Eine Forderung, die bei den teilnehmenden Fotografen, Agenturvertretern und Redakteuren auf einhellige Zustimmung stieß.
Dass Künstliche Intelligenz auch im Bildjournalismus nicht mehr wegzudenken ist, darauf machte Sebastian Raabe, Leiter der KI-Taskforce bei dpa, aufmerksam: „Wo KI besser ist, wird sie gewinnen“, sagte er und führte als Beispiel Food-Shooting an. Generative KI mache Fotografie aber keinesfalls überflüssig – und habe in der aktuellen Berichterstattung auch nichts zu suchen. Silke Frigge, Direktorin der renommierten Bildagentur laif erklärte, dass das genossenschaftlich organisierte Unternehmen sich verpflichtet habe, keine KI-Bilder herzustellen, anzubieten oder zu verbreiten. Denn dies würde im krassen Gegensatz zum Anspruch der von laif vertretenen Fotografen stehen, für die Wahrhaftigkeit und Authentizität das oberste Gebot sei. Denn gute Bildberichterstattung soll der Gesellschaft dienen und damit der Demokratie, so ein Fazit der Tagung.