Konrad Rufus Müller (eigentlich Konrad Reinhard Müller) ist am 25. November 2023 in Königswinter im Alter von 83 Jahren verstorben. Der Porträtfotograf hat sämtliche Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland fotografiert.
Im Jahr 1957 reiste Konrad Müller nach Rom und nutzte die Gelegenheit, sein erstes Prominenten-Foto zu schießen. Es zeigt Papst Johannes XXIII. und entstand mit der Rolleiflex seines Vaters aus dem Baujahr 1935, die er im Wäscheschrank seiner Eltern fand und reparieren ließ.
Als Autodidakt begann er seine Arbeit als Fotograf Mitte der 60er Jahre. Im September 1965 reiste er von Berlin nach Bonn, wo er Konrad Adenauer – zwei Jahre nach dessen Kanzlerschaft – zum ersten Mal auf dem Bonner Münsterplatz fotografierte.
In den Folgejahren intensivierte Müller seine Reisen an der Seite von bundesdeutschen Spitzenpolitikern. 1978 und 1993 veröffentlichte er Fotobücher über Willy Brandt.
Eine erste große Fotoausstellung hatte Müller 1972 mit Porträts der Kanzler Adenauer, Erhard, Kiesinger und Brandt. Es folgen zahlreiche weitere Einzelausstellungen im In- und Ausland. Seine fotografischen Arbeiten sicherten ihm jedoch noch nicht seinen Lebensunterhalt; so machte er in Berlin Stadtrundfahrten, hielt Vorträge und betreute Jugendliche auf Reisen.
Weitere Fotobücher entstanden unter anderem über die Staatspräsidenten Anwar el Sadat und François Mitterrand. Die publizistische Wahrnehmung Konrad R. Müllers Arbeit als Fotograf konzentrierte sich zunehmend auf seine Rolle als „Kanzlerfotograf“; ein Begriff, den er selbst nicht sonderlich mochte.
Nach Phasen der künstlerischen Beschäftigung mit Helmut Schmidt wurde Helmut Kohl ebenso über Jahre von ihm begleitet und fotografisch porträtiert. Zwei Fotobücher mit Kohls Aufnahmen sind erschienen. Im Mai 2009 entstand ein Porträt der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Seine Kanzler-Galerie hängt im Deutschen Historischen Museum zu Berlin, im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, im Bundeskanzleramt und im Außenministerium.
„Konrad Rufus Müller wollte immer der Macht nah sein und die Regierenden so fotografieren, dass hinter der offiziellen Maske auch andere Facetten zu erkennen sind: Einsamkeit, Zweifel, Nachdenklichkeit. Die Frage, „was macht dieses Amt mit den Menschen, die es ausüben?““, so der Journalist Mathias Budzinski.
Neben einer großen Zahl von Politikerfotos hat Müller über Jahrzehnte Aufnahmen von Autoren, Musikern, Schauspielern, Bergsteigern, Einsiedlern und anderen gemacht. Landschaftsaufnahmen und Reportagen für die Magazine der Süddeutschen Zeitung und der Zeit, für STERN, Profil, L’Express, und Time Magazine zeigen weitere Facetten seines Schaffens. Eine gänzlich andere thematische Arbeit Müllers zeigt fehlgebildete Föten aus der Charité.
Konrad Rufus Müller war verheiratet. Er lebte und arbeitete im rheinischen Königswinter. Müller fotografiert seine Porträts ausschließlich in schwarzweiß und ohne zusätzliche Beleuchtung. Er entwickelte seine analogen Aufnahmen selbst in der eigenen Dunkelkammer und nutzte bis 1975 ausschließlich die alte Rolleiflex aus dem Jahre 1935 und seit 1975 ein Nachfolgemodell. Sein Nachlass umfasst über 2800 Bilder.
Foto: Konrad R. Müller mit seiner Rolleiflex. Januar 2016