Die Eindrücke sind noch frisch – auf der Creative Content Conference der Photopia Messe Ende September in Hamburg konnte ich mit meiner Keynote über das Thema „Selfbranding im Foto-Business“ zum Line-up der Speakerinnen und Speaker beitragen. In der Vorbereitung zu wirksamen Möglichkeiten und Strategien, die Fotografinnen und Fotografen dabei unterstützen, ihre Arbeit sichtbar zu machen und sich selbst zu vermarkten, wurde mir klar, dass es für den Erfolg vorrangig auf eines ankommt: das Geschäftsmodell. Sonst bringt das beste Selfbranding nichts. Leider machen sich immer noch zu wenige Fotografen sinnvolle Gedanken zur künftigen Positionierung und ihrem Leistungsangebot.
Neben der Schirmherrschaft und Präsenz klassischer Ikonen der Fotografie, wie Albert Watson und Esther Haase legte die Photopia auch in ihrem dritten Jahr den Fokus auf Influencer und Content Creator. Denn neben interessanten fotografischen Positionen kommt es schließlich auf Reichweite an, um im Foto-Business aufzufallen. Reichweite und Sichtbarkeit besonders in den sozialen Medien sind auch für Berufsfotografen wichtig, denn sonst bleiben Fotografinnen und Fotografen möglicherweise auf der Strecke, was die Aufmerksamkeit für ihr Portfolio betrifft. Abgesehen davon, dass es fragwürdig ist, ob großartige Fotografie für 7 x 7 cm (Instagram Post auf einem Smartphone) gemacht ist, ist es wichtiger als je zuvor, die eigene digitale Sichtbarkeit als Fotograf voranzutreiben und zu kultivieren.
Was das digitale Selfbranding betrifft, spielen neben Schnelligkeit und Zeitgeist die Auswahl der richtigen Kanäle und Maßnahmen eine entscheidende Rolle. Welche Portfolio-Plattform und welcher Social-Media-Kanal sind die richtigen für Ihre Ziele? Welche Rolle spielt die Suchmaschine für Ihren Vertrieb und wie können Sie für mehr Empfehlungen sorgen? Diese Überlegungen haben eine Schlüsselrolle für eine sinnvolle Selfbranding Strategie. Aber auch mit dem richtigen Timing und der Abstimmung der Inhalte aufeinander sorgen Sie dafür, dass Ihr Name als Fotograf nahezu 24/7 kursieren kann. Dazu braucht es nicht nur Referenzen, sondern Bilder und Videos, die von Ihrer Arbeit und von Ihnen erzählen, Ihre Arbeitswelt zeigen und am besten auch Ihre Persönlichkeit. Denn das ist Ihre Markenwelt.
Damit die eigene Reichweite steigen kann und sie für neue Kunden attraktiv sind, müssen Freiberufler und Soloselbständige heute genauso daran arbeiten, eine inhaltlich positiv besetzte Marke zu sein, wie alle anderen. Auch wenn das bedeutet, dass Sie erst einmal Content über sich selbst konzipieren und bereitstellen, bevor Sie das für Ihre Kunden übernehmen.
Wie sieht es auf Kundenseite aus? Durch die Digitalisierung sind bei Unternehmen und Agenturen vielfältige Bedarfe entstanden, die neben Grafik- und Textinhalten besonders viel Bild- und Videomaterial erfordern, um sich am Markt zu präsentieren. Sicher werden jetzt nicht alle Fotografinnen und Fotografen Content Creator, nur weil es einen großen Markt dafür gibt. Aber sicher ist auch, dass die Zukunft der Fotografie nicht die Fotografie allein ist. Die Fotografie hat meiner Ansicht nach viel bessere Chancen, wenn sie sich mit anderen Medien und Inhalten verbindet. Kollektive gründet und Kooperationen schließt und wenn Fotografinnen und Fotografen sich gedanklich und technisch darauf einlassen, ihr Portfolio weiterzuentwickeln.
Und die Positionierung? Für die eigene Positionierung zählt nicht nur, was man als Fotograf machen möchte, im Portfolio hat oder bisher erfolgreich verkauft hat. Vielmehr geht es darum, die Zeichen der Zeit richtig zu interpretieren und sich ehrlich die Frage zu stellen, ob das eigene Angebot in Zukunft gebraucht wird.
Erfolgreiches Selfbranding in der Fotografie beginnt mit einem attraktiven Leistungsangebot und einer Positionierung, für die es einen Markt gibt. Schritt 2 ist die emotionale Aufladung Ihrer Marke und erst dann entscheiden Sie sich für die Medien, die sie und ihre Arbeit sichtbar machen und pushen. Und am Ende ist die Frage berechtigt, ob ikonische Bilder wie die von Albert Watson oder Esther Haase in Zukunft überhaupt noch produziert werden können. Wer nimmt sich die Zeit und die künstlerische Freiheit, so zu denken und zu arbeiten, wenn alle nur noch Content für wenige Sekunden Aufmerksamkeit produzieren? Aber eines ist klar, weder das eigene Selfbranding noch Ihre Kunden kommen künftig ohne Content Creation aus.
Und wen wollen Sie erreichen?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihr Potenzial und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu präsentieren und zu verkaufen.
www.silkegueldner.de