Der Centralverband Deutscher Berufsfotografen ist als Bundesinnungsverband maßgeblich daran beteiligt, das Berufsbild des Fotografenhandwerks zu gestalten. ProfiFoto sprach mit dem Vorsitzenden Hans Starosta über die Zukunftsperspektiven des CV und der gewerblichen Fotografie.
ProfiFoto: Hans Starosta, wie beurteilen Sie die aktuelle Lage der gewerblichen Fotografie in Deutschland?
Hans Starosta: Die Berufsfotografie hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Mit der Verbreitung von Smartphones und leistungsstarken Kameras haben immer mehr Menschen Zugang zur Fotografie. Dies hat zu einer Überflutung des Marktes geführt, was es für professionelle Fotografen schwieriger macht, sich abzusetzen und ein Einkommen zu generieren.
Trotzdem gibt es eine wachsende Nachfrage nach hochwertiger Fotografie, insbesondere im kommerziellen Bereich, aber auch Ereignisse wie Hochzeiten und Familienfeiern erfordern oft den Einsatz eines erfahrenen Fotografen. Um erfolgreich zu sein, müssen Berufsfotografen ihr Können kontinuierlich verbessern und ihre Fähigkeiten in den Bereichen Marketing und Geschäftsentwicklung ausbauen.
In Zukunft wird sich der Fotografenberuf weiter verändern, insbesondere durch das Aufkommen von künstlicher Intelligenz zur Bildgenerierung. Fotografen müssen sich auf diese Technologie einstellen und ihre Fähigkeiten entsprechend anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zukunft für Berufsfotografen voller Herausforderungen, aber auch Chancen ist. Um erfolgreich zu sein, müssen sie ihr Können verbessern, ihre Fähigkeiten in anderen Bereichen ausbauen und sich auf die Veränderungen einstellen. Mit harter Arbeit und Durchhaltevermögen können sie jedoch weiterhin erfolgreich sein und ein Einkommen aus ihrer Leidenschaft für die Fotografie generieren.
ProfiFoto: Wie reagiert der Centralverband auf diese Herausforderungen? Was sind aktuelle Themen für den CV?
Hans Starosta: Aktuell beschäftigt sich der Centralverband mit dem Gesetz zur Änderung der Personalausweisverordnung und seinen Folgen, dem Aufbau einer CV-Akademie, dem Umgang und Nutzen der KI, der Vorbereitung der Ausstellung „Deutschlands Bester Jungprofi 2023“ und der Planung unserer Jahreshauptversammlung am 23. September auf der PHOTOPIA in Hamburg sowie dem ganz normalen Business. Also: much to do.
ProfiFoto: Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung stehen in diesem Jahr Vorstandswahlen. Sie hatten angekündigt, nicht wieder als Bundesinnungsmeister anzutreten. Bleibt es dabei?
Hans Starosta: Stimmt, aber ich revidiere das. Einige Projekte sind nicht abgeschlossen und so wichtig, dass ich noch an der Umsetzung weiterarbeiten möchte.
ProfiFoto: Welche weiteren Pläne sind das konkret?
Hans Starosta: Es gibt immer mehr Kolleginnen und Kollegen, die mit dem Eintrag in die Handwerksrolle hadern und mit dieser Situation unzufrieden sind. Der Beruf Fotograf/Fotografin muss in die freien Berufe überführt werden.
ProfiFoto: Diese Forderung ist überraschend, denn laut seiner Satzung hat der CV die Aufgabe, die Interessen des Fotografen-Handwerks wahrzunehmen. Wie begründet sich dieser radikale Sinneswandel?
Hans Starosta: Es besteht zunehmend eine Diskriminierung der gewerblichen gegenüber den freiberuflichen Fotografen. Das ist nicht mehr hinnehmbar und muss sich ändern. Das Einkommensteuergesetz (EStG) nennt in § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG eine ganze Reihe konkreter Berufe, die als freiberufliche Tätigkeiten definiert werden, die so genannten Katalogberufe. Der Fotografenberuf wird bei dieser Auflistung explizit genannt, das Thema kommt also nicht aus einer dunklen Ecke.
ProfiFoto: Welche konkreten Schritte sind bereits erfolgt beziehungsweise sind beabsichtigt, um hier Abhilfe zu schaffen?
Hans Starosta: Ein Gespräch im Wirtschaftsministerium ist in Vorbereitung. Ich bin hier noch am Beginn des Vorgehens. Gespräche hat es mit der Handwerkskammer Dortmund, dem Geschäftsführer des Verbandes der freien Berufe in NRW und dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der freien Berufe in Berlin gegeben. Beide Verbände haben mir ihre volle Unterstützung zugesagt. Das bezieht sich nicht nur auf die Vergangenheit, sondern die Zukunft.
ProfiFoto: Sicher wird es Widerstände innerhalb des CV gegen den Abschied aus dem Handwerk geben?
Hans Starosta: Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Kolleginnen und Kollegen gegen eine Besserstellung des Berufes in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht sein werden. Merkmal der Freiberuflichkeit ist die leitende und die eigenverantwortliche Tätigkeit auf Grund eigener Fachkenntnisse. Mit dem Status als Freiberufler einher geht bekanntlich die Befreiung von der Gewerbesteuer, die Möglichkeit der KSK-Mitgliedschaft, die Veranlagung mit sieben statt mit 19 Prozent Mehrwertsteuer und die Befreiung von der Zugehörigkeit in der Handwerkskammer.
Gewerbliche und freiberuflich tätige Fotografen werden bei gleicher Tätigkeit nach aktueller Lage ganz unterschiedlich behandelt. Das nenne ich Diskriminierung, zumal es diese Unterteilung unseres Berufsstandes weltweit in dieser Form nur in Deutschland gibt.
ProfiFoto: Sie erwähnten neue Fortbildungsangebote. Was verbirgt sich konkret dahinter?
Hans Starosta: Wir fühlen uns als Centralverband gegenüber den Fotografen einer beruflich zielführenden Aus- und Weiterbildung verpflichtet. Wir möchten Module anbieten, die je nach beruflichem Schwerpunkt gebucht werden können und zu einer entsprechenden Zertifizierung führen. Es ist zu früh, die einzelnen Module zu benennen. Eine Kollegin im CV wird hierzu in Absprache mit unserem Berufsbildungsausschuss verantwortlich tätig sein.
ProfiFoto: Ist die handwerkliche Fotografenausbildung damit am Ende?
Hans Starosta: Die Politik hat uns vor drei Jahren bei dem Versuch vor das Schienbein getreten, die Meisterprüfung als Zulassungsvoraussetzung wieder einzuführen. Damals habe ich im Innenministerium bei der Anhörung die Apokalypse heraufbeschworen. Leider habe ich recht behalten: Die Zahl der Gewerbeanmeldungen als Fotograf liegt pro Jahr 35mal höher als die zur Gesellenprüfung. Da können wir uns nicht einfach in den warmen Sessel kuscheln und zusehen.
Ich bin in engem Kontakt zu Berufsschullehrern und Ausbildern, die gute Arbeit leisten. Grundsätzlich bringt das duale System viele Vorteile, aber in erster Linie bei den typischen Handwerksberufen.
ProfiFoto: In Sachen E-Pass-Verordnung tut sich wenig, aber statt Fotografen zu zertifizieren, scheint eine Zertifizierung der verwendeten Systeme im Raum zu stehen?
Hans Starosta: Die Umsetzung der Verordnung zieht sich wie Kaugummi. Das neue E-Pass-Verfahren soll im Mai 2025 starten. Dabei geht es bekanntlich um den digitalisierten Workflow der Passbilderstellung von der Aufnahme bis zum Senden des Bildes an die Pass-Behörde.
Die möglichen Übertragungsmodi per Cloud sind grundsätzlich nicht zu beanstanden. Für den Centralverband – das haben wir in dringlicher Form dem Bundesinnenministerium vermittelt – ist jedoch wichtig, die Registrierung der am System Beteiligten durchzuführen.
Stand heute müssen sich Dienstleister mit sensiblen persönlichen Daten bei einem wildfremden Cloud-Anbieter registrieren, bei dem noch nicht einmal gesichert ist, welchen Standort er hat und was bei einer Insolvenz geschieht. Der Centralverband ist dabei, in dieser Frage eine Verfassungsklage in Erwägung zu ziehen.
ProfiFoto: Vielen Dank für das Gespräch!
AKTUALISIERUNG: Wie die Handwerkskammer Dortmund mitteilt, habe das von Hans Starosta im o.g Interview erwähnte Gespräch zwar stattgefunden, jedoch mit einem anderen Inhalt und einer gegenteiligen Zielsetzung. Demnach ging es inhaltlich um das Thema der Wiedereinführung der Meisterpflicht und die Stärkung der Ausbildung und gerade nicht um einen Weg aus dem Handwerk heraus in die freien Berufe.