Die Website und das Portfolio eines Fotografen sind die wichtigsten Werkzeuge für die eigene Vermarktung. Deswegen sind Auswahl und Präsentation der Arbeiten enorm wichtig. Trotzdem sind die visuellen Inhalte nicht allein ausschlaggebend, um das Interesse eines Kunden an einer Zusammenarbeit zu wecken. Ob ein Portfolio Wirkung zeigt, hängt auch davon ab, mit welchem Projekt sich ein Kunde gerade beschäftigt und wofür eine neue visuelle Lösung gesucht wird. Und: Findet er die Inspiration dazu im jeweiligen Fotografen-Portfolio? Ein perfektes Portfolio sollte nicht nur Bilder zeigen, sondern die Positionierung des Fotografen klar rüberbringen.
Kunden suchen oft nach neuer Inspiration, nach einer Möglichkeit, Bewährtes besser oder anders zu machen. Besonders Werbekunden sind umtriebig und entdecken gerne immer wieder neue Fotografen-Portfolios. Firmenkunden dagegen setzten andere Prioritäten bei der Fotografen-Auswahl. Ein Beispiel aus der Corporate Fotografie: Der Marketingleiter eines Unternehmens ist im Kennenlerngespräch mit einer Fotografin, sie schauen sich das Portfolio an. Hier sieht er Projekte und Bilder, die in eine ähnliche Richtung gehen, wie das, was seine Firma aktuell auf der Website zeigt. Bilder in guter Qualität und moderner Corporate-Bildsprache. Vermutlich denkt er sich nun, „da liegen wir ja richtig, mit dem, wie wir unsere Mitarbeiter und Prozesse fotografieren lassen“. Und weiter, „warum sollten wir den Fotografen jetzt wechseln“?
Die Fotografin hat es durch ihr Portfolio bisher nicht geschafft, einen neuen Impuls, also Bedarf bei dem Kunden auszulösen. Das wird ihr wahrscheinlich nur gelingen, indem sie etwas zeigt, was die Neugier des Marketingleiters weckt und die Kommunikation der Firma, also beispielsweise die Website weiter voranbringen kann. Nur dann wird der Fotografen-Wechsel für den Kunden interessant.
Was sind inhaltliche Faktoren? Im Portfolio-Gespräch geht es nie nur um das Portfolio und die Bilder, sondern um eine zeitgemäße und relevante Positionierung und ein Leistungsangebot, das mit dem Markt Schritt hält oder besser, ihm voraus ist. Manche Fotografinnen und Fotografen positionieren sich mutig, fokussieren sich konsequent auf einen Markt und eine Zielgruppe und lassen damit anderes beiseite. Gar nicht leicht, aber in der Werbefotografie ist das schon lange die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg eines Portfolios.
Wenn Sie Ihr Portfolio neu zusammenstellen wollen, denken Sie bitte zuerst über Ihr Geschäftsmodell nach und machen sich klar, welche Jobs Sie haben wollen. Fokussieren Sie sich auf Ihre Expertise und Ihren Stil. Lassen Sie weg, was nicht dazu passt und wählen Sie ein modernes Erscheinungsbild, das Ihre Zielgruppe anspricht. Ob Print oder digital hängt davon ab, ob Sie persönliche Termine in Werbeagenturen oder Redaktionen planen. Viele Kunden sind mittlerweile auch im persönlichen Gespräch oder Online-Meeting an eine digitale Präsentation gewöhnt, da neben der Fotografie auch Videos gut gezeigt werden können.
Wenn es um den Inhalt Ihres Portfolios geht, zeigen Sie nur Arbeiten, hinter denen Sie hundertprozentig stehen. Serien anstatt Einzelbilder und nicht zu viele Themen in einem Portfolio. Dann besser zwei Themen-Portfolios erstellen, so kann Ihre Expertise besser wirken. Außerdem ein starker Einstieg und ein starker Abschluss, kommerzielle Arbeiten am besten ans Ende platzieren.
Kunden sind verschieden, Werbeagenturen lieben eine inspirierende gedruckte Präsentation, kreative Projekte und ein schickes Instagram Profil. Unternehmen hingegen erwarten ausschließlich Referenzen, Informationen zu Themen und Leistungsangebot und sind zufrieden mit der Fotografen-Website. Gemeinsam haben sie eines: Sie sind neugierig, wer die Person ist, mit der sie ein Shooting planen und wünschen sich Bild und Text zu Haltung und Anspruch des Fotografen.
Und was würden die meisten Fotografen am liebsten zeigen? Na klar, möglichst viele schöne Bilder, am besten besonders groß. Ein Großteil der Bildschaffenden empfindet es als lästig, sich um das Drumherum Gedanken zu machen.
So viel ist sicher, das perfekte Portfolio gibt es nicht, denn wenn wir durch die Kundenbrille schauen, liegt es im Auge des Betrachters, wie ein Portfolio ankommt und was erwartet wird.
Und wie sieht Ihr perfektes Portfolio aus?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihr Potenzial und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu präsentieren und zu verkaufen.
www.silkegueldner.de