Historische Fotoapparate und ikonische Aufnahmen, die mit ihnen entstanden sind, üben einen besonderen Reiz auf Fotografie-Enthusiasten und Sammler aus. Ein besonderes Aufgebot lieferte in dieser Hinsicht die 42. Leitz Photographica Auction.
Die Fotografie-Auktion „Modern Times“ eröffnete am Abend des 9. Juni das Leitz-Photographica-Wochenende in Hessen. 100 Fotografien standen zur Versteigerung, besonders gefragt waren unter anderem ikonische Werke wie Robert Capas „Falling Soldier“, großformatige Farbfotografien wie Massimo Vitalis Strand-Idyll „Cagliari“ (das mit 33.600 Euro inklusive Premium den Höchstpreis des Abends für sich beanspruchte) und darüber hinaus auch jene Prints, zu denen tags darauf passende Fotoapparate angeboten wurden.
Walker Evans‘ „Penny Picture“, Terry O’Neills „The Morning After” und John Bulmers „Manchester” und „Miners in Waldridge“ steigerten die Vorfreude auf die Kamera-Auktion.
Diese startete am 10. Juni mit einem Highlight der Leitz Photographica Auction 42: Los 4, eine Leica I Mod. A Anastigmat aus dem Jahr 1925, auf 80.000 bis 100.000 Euro geschätzt, fand um 132.000 Euro einen neuen Besitzer. Auch ein weiterer prognostizierter Höhepunkt übertraf kurz darauf die Erwartungen – Los 42, eine Leica 250 GG Reporter mit Leica-Motor MOOEV, geschätzt auf 300.000 bis 350.000 Euro, wurde nach einem erbitterten Bietergefecht um 900.000 inklusive Premium versteigert.
Der Andrang auf die insgesamt knapp 470 Lose war enorm. „Für einen Auktionator ist das wie ein Stabhochsprung, wenn man die erste Seite weglegt und alles ist verkauft“, bemerkte Auktionator Wolfgang Pauritsch, bekannt aus „Bares für Rares“, nach 48 verkauften Losen en suite scherzhaft. Prompt verbuchte die folgende Position kein Gebot – es sollte eine der wenigen Ausnahmen an diesem Tag bleiben.
Das nächste mit hoher Spannung erwartete Los trug die Nummer 103. Bei der „Leica M3 black paint First Batch black dial“ aus dem Jahr 1958 handelt es sich um eines der wenigen Exemplare, die vor der ersten offiziellen Leica M3 Serie in Schwarzlack produziert wurden. Eine Rarität ist der Fotoapparat unter anderem auch durch sein schwarzes Bildzählwerk, das man bei M3 Kameras in Schwarzlack nur selten findet. Besagtes Bildzählwerk zierte auch das Katalog-Cover der 42. Leitz Photographica Auction.
Der Schätzpreis der Kamera betrug 300.000 bis 350.000 Euro, ein Sammler zahlte schließlich 540.000 Euro inklusive Premium für die M3. „Passen sie auf, wenn sie sich durch die Haare fahren, da werde ich nervös, vor allem, wenn es um eine halbe Million“, hatte Wolfgang Pauritsch kurz zuvor noch in Richtung eines vermeintlichen Bieters gescherzt. Seit einigen Jahren steigen die Preise für historische Leica Kameras kontiuierlich – ein Trend, der sich am 10. Juni erneut bestätigte. Neben der „Black dial“ erzielten auch zahlreiche andere Leica black paints hohe Ergebnisse jenseits ihres geschätzten Werts. Für die enorme Beliebtheit dieser Kameras sorgt neben ihrer vergleichsweise geringen Stückzahl auch die charakteristische Patina, die sie durch langjährige Nutzung entwickeln.
Dieser besondere Look diente auch als Inspiration für das Charity Los der 42. Leitz Photographica Auction. Angestoßen von der Idee eines Fotografie-affinen Hollywoodstars, fertigte Leica 2021 eine Kamera an, deren äußere Metallteile zur Gänze aus Messing bestehen und damit deutlich schneller Nutzungserscheinungen zeigen als herkömmliche Aluminium-Fabrikate. Nur zwei Exemplare wurden hergestellt. Eines erhielt der Schauspieler selbst, das andere wurde nun für den guten Zweck versteigert.
„Das Charity Los ist ein Fixpunkt unserer Auktionsreihe, der bei Sammlern auf reges Interesse stößt. Es freut mich sehr, dass wir mit der Leica M11 ‚Brass‘ auch dieses Mal wieder eine besondere Rarität anbieten und einen Betrag von 72.000 Euro für die Wohltätigkeitsorganisation Licht ins Dunkel erzielen konnten“, erklärt Alexander Sedlak, Geschäftsführer von Leitz Photographica Auction. Die ‚Brass‘ war auf 12.000 bis 14.000 Euro geschätzt worden. Der Hammerpreis betrug 60.000 Euro, das Premium 12.000 Euro – der gesamte Erlös wird gespendet.
Außergewöhnliche Ergebnisse gab es nicht nur in den oberen Preiskategorien. Ein Thambar 2.2/9 cm Tropen Case (Los 87) – eine Objektiv-Schutzhülle aus Aluminium – wurde um 4.800 inklusive Premium Euro versteigert und lag damit 3.000 Euro über dem oberen Schätzwert. Für Furore sorgte auch eine Leica MD-22 ‚Betriebskamera‘ (Los 130). Geschätzt auf 20.000 bis 22.000 Euro war der Fotoapparat einem Bieter am Ende 132.000 Euro (inklusive Premium) wert.
Einen noch höheren Preissprung verbuchte die Leica MP ‚Terry O’Neill‘. Die Fotografie „The Morning After“ des 2019 verstorbenen Briten hatte tags zuvor bereits zu den begehrtesten Losen von „Modern Times“ gezählt und 7.800 Euro inklusive Premium eingebracht. O‘Neills MP, 2018 als eine von 35 Kameras einer Special Limited Edition herausgebracht, wurde mit einem Leica Summilux-M 50 mm f1.4 ASPH und einem limitierten Print von Audrey Hepburn (mit Vogel auf der Schulter) versteigert und auf 32.000 bis 36.000 Euro geschätzt. Nach einem intensiven Bieterduell erzielte das Los einen Preis von 240.000 Euro inklusive Premium.
Auch um die weiteren Fotoapparate aus prominentem Vorbesitz wurde eifrig gesteigert. Die „M2 black paint Walker Evans“ (Los 192, Schätzpreis 60.000 bis 70.000 Euro) erzielte einen Preis von 72.000 Euro, die „M3 black paint John Bulmer“ (Los 194, Schätzpreis 80.000 bis 100.000 Euro) war einem Sammler 102.000 Euro wert. Beide Preise inklusive Premium.
Das Team von Leica Camera Classics nimmt ab sofort Kameras und Fotografien für die nächste Versteigerung, die Leitz Photographica Auction 43 entgegen, die am 24. und 25 November in Wien stattfinden wird. Schon jetzt steht fest, dass auch diese Versteigerung einen Schwerpunkt auf die Fotografien und Kameras berühmter Fotografen legen wird. Mehr Infos unter:
Foto oben: Leica MP Terry O’Neill