Neben außergewöhnlichen Prototypen und Raritäten sind seit einigen Jahren Leica Kameras und Objektive in Schwarzlack bei Sammlern äußerst beliebt und steigen kontinuierlich im Preis. Eine hohe Nachfrage nach solchen Kameras wird auch für die bevorstehende 42. Leitz Photographica Auction erwartet, die am 10. Juni im Leitz Park in Wetzlar stattfindet.
Hemmen bei Objekten in anderen Bereichen mitunter schon kleine Gebrauchsspuren die Attraktivität für Sammler, liegt der Reiz von Vintage-Kameras oft gerade in vermeintlichen „Schönheitsfehlern“. „Eine natürlich gealterte Kamera ist Sammlern manchmal mehr wert als ein makelloser, nie benutzter Apparat“, so Alexander Sedlak, Geschäftsführer bei Leitz Photographica Auction. Wichtig sei allerdings, dass sich das Gerät zeitgleich in gutem Zustand befindet und funktionstüchtig ist. „Besonders die charakteristische Patina, die wir von den Schwarzlack-Kameras kennen und durch langjährige Nutzung entsteht, erfreut sich bei Fotografie-Enthusiasten enormer Beliebtheit. Bei der nächsten Auktion bieten wir nun auch eine Leica M11 Sonderanfertigung an, die in sehr kurzer Zeit eine solche Patina entwickelt.“
Im Gegensatz zum Gros der übrigen knapp 470 Lose handelt es sich hierbei um eine erst kürzlich produzierte Kamera. Angestoßen von der Idee eines Fotografie-affinen Hollywoodstars, fertigte Leica 2021 eine Kamera an, deren äußere Metallteile zur Gänze aus Messing bestehen und damit deutlich schneller Nutzungserscheinungen zeigen als Aluminium-Fabrikate. Nur zwei Exemplare wurden hergestellt. Eines erhielt der Schauspieler selbst, das andere wird am 10. Juni für den guten Zweck versteigert. Der vollständige Erlös geht an „Licht ins Dunkel“.
Im Rahmen der 42. Leitz Photographica Auction werden weitere Leica Kameras in Schwarzlack angeboten, Los 103, eine „Leica M3 black paint First Batch black dial“ aus dem Jahr 1958, sticht allerdings heraus.
„Obwohl es sich bei dieser schwarz lackierten M3 um eines der wenigen Exemplare handelt, die vor der ersten offiziellen Leica M3 Serie in Schwarzlack produziert wurden, befindet sie sich noch im Originalzustand, sprich keine Teile wurden im Lauf der Jahre durch neuere ersetzt. Die Kamera hat aber nicht nur dadurch Seltenheitswert. Eine Rarität ist sie auch dank ihres schwarzen Bildzählwerks, das man bei M3 Kameras in Schwarzlack kaum findet. Darüber hinaus weist sie auch die prägnanten Ösen zum Einspannen des Riemens auf, die Sammler ‚Buddha-Ohren‘ nennen und sehr beliebt sind“, erläutert Michal Kosakowski, Vintage Camera Specialist bei Leitz Photographica Auction. Der Schätzpreis für diese Kamera beträgt 300.000 bis 350.000 Euro.
Den bisher höchsten Preis bei einer Leitz Photographica Auction erzielte eine Leica 0-Serie im Juni 2022 – die 14,4 Millionen Euro, die der seltene Prototyp einem anonymen Sammler wert war, machten die knapp hundert Jahre alte Kamera zur teuersten der Welt. „Es freut uns sehr, auch dieses Mal wieder eine Leica aus den 1920ern versteigern zu dürfen – eine Leica Model A mit 5-Elemente-Anastigmat Objektiv. Die 111. Kamera, die Leitz produzierte“, so Michal Kosakowski.
Der Fotoapparat trägt die Seriennummer 211. Nur etwa 155 dieser Kameras wurden 1925 gebaut und ausgeliefert (Produktionsstart war die Nummer 126, die Kameras der 0-Serie tragen die Nummern 101-125).
Von der Leica Model A wurden mehrere Versionen hergestellt, die sich hauptsächlich durch ihre jeweils eingebauten Objektive unterschieden. Die Kamera mit einem 5-Elemente 50-mm-Anastigmat f/3,5 Objektiv ist die erste Version einer Leica Serienkamera und wurde erstmals 1925 auf der Leipziger Frühjahrsmesse der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die „Anastigmat“ bewegt sich mit einem Schätzpreis von 80.000 bis 100.000 Euro in der oberen Preiskategorie. Für die Leica 250 GG Reporter mit einem MOOEV-Motor müssen interessierte Sammler aber noch etwas mehr veranschlagen. Ihr Wert wird – ebenso wie jener der oben erwähnten M3 black paint – auf 300.000 bis 350.000 Euro geschätzt.
„1936 stellte Leitz eine Kamera für 10 Meter Film vor – die Leica 250 oder ‚Reporter‘. Wie schon aus der Bezeichnung hervorgeht, ermöglichte es die Kamera, 250 Aufnahmen ohne Filmwechsel zu machen. Zu diesem Zweck verfügt die Kamera über zwei große Kassettengehäuse, die der Leica Reporter ihr unverwechselbares Aussehen verleihen“, erklärt Kosakowski.
Zahlreiche Kameras des Typs „GG“ wurden während des Zweiten Weltkriegs ausgeliefert. Nur 92 wurden mit einem Elektromotorantrieb MOOEV ausgestattet und für die Luftaufklärung eingesetzt. Viele dieser Kameras gingen im Krieg verloren, heute sind nur noch etwa 16 erhaltene Exemplare bekannt. Bei der vorliegenden Kamera handelt es sich um die letzte „Reporter“, die im Leitz-Werk hergestellt wurde – was sie für Sammler besonders attraktiv macht.
Die 42. Leitz Photographica Auction findet an zwei Tagen im Leitz Park in Wetzlar (Hessen) statt. Am 9. Juni steht die Fotografie-Auktion „Modern Times“ auf dem Programm; am 10. Juni folgt die Versteigerung historischer Fotoapparate. Gebote können vorab online, schriftlich oder telefonisch eingereicht werden. Live-Gebote während der Auktion sind möglich. Im November 2023 kehrt die Leitz Photographica Auction nach Wien zurück.
fhttps://www.leitz-auction.com//de/