Über 60 freie Fotografen und Videografen, die für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) arbeiten, fordern mit Unterstützung des Deutschen Journalisten- Verbandes (DJV), und der Gewerkschaft ver.di unter fairehonorare.de aktuell öffentlich angemessene Honorare für ihre journalistischen Inhalte. Die bis dato gezahlten Stunden- bzw. Tagessätze entsprächen in keiner Weise ihren Anforderungen.
Die freien dpa-Fotografen hoffen, die die Deutsche Presse-Agentur (dpa), mithin die größte Nachrichtenagentur in Deutschland, an den Verhandlungstisch zu bringen, in dem sie öffentlich über ihre Situation sprechen: „Wir, die wir sonst unsichtbar hinter der Kamera stehen, wollen hier an dieser Stelle mit unserem Anliegen „sichtbar“ werden“, so die 60 freiberuflich tätigen Bildjournalisten: „Ob Pressekonferenzen von Politikern, Torjubel in Fußballstadien oder Proteste wie zuletzt in Lützerath – wir liefern Bilder zu allen wichtigen Themen, über die man in Deutschland spricht. Dabei sind wir mittlerweile weit mehr als nur Fotoreporter. Wir produzieren zusätzlich Videos oder Audiomaterial, und sind vertrauenswürdige Augen- und Ohrenzeugen vor Ort. Wir liefern zuverlässig und kontinuierlich Bilder mit hoher journalistischer Qualität, suchen ständig nach besonderen Blickwinkeln und Perspektiven – auch bei hektischen Terminen und schlechtem Wetter. Fotoberichterstattung aus dem Homeoffice ist nicht machbar“, so die Gruppe auf ihrer Homepage. „Wir möchten für unsere Arbeit angemessen bezahlt werden. Angemessen bedeutet, dass Honorare mit den steigenden Kosten für Leben und Arbeit mithalten müssen. Angemessen bedeutet auch, dass wir als Urheber an der Wertschöpfung, die mit unseren Bildern erzielt wird, beteiligt werden.“
Bereits seit 2018 nicht gestiegen seien hingegen ihre Honorare, so die Gruppe. „Als Freiberufler tragen wir unsere Sozialversicherungskosten selbst: Wir müssen Rücklagen bilden für Zeiten mit wenig Aufträgen, für die private Altersvorsorge und für betriebliche Versicherungen. Wenn wir krank werden und nicht arbeiten können, verdienen wir nichts. Und unsere Ausrüstung fürs Fotografieren und Filmen müssen wir selbst kaufen. Deswegen müssten wir bei gleicher Arbeitszeit eigentlich mehr verdienen als unsere festangestellten Kollegen, so wie es auch das Bundessozialgericht in einem Urteil im März 2017 festgestellt hat. Das Gegenteil ist der Fall. Früher geltende monatliche Auftrags- und Umsatzgarantien wurden 2015 aus unseren Verträgen ersatzlos gestrichen, die Honorare im Gegenzug aber nur minimal erhöht.“
Gleichzeitig biete die DPA die Bilder der Freien über eine wachsende Zahl von Partneragenturen im In- und Ausland an. „Längst sind dpa-Fotos nicht nur in deutschen Tageszeitungen abgedruckt, sondern auch in Online-Medien oder im Fernsehen zu sehen. Als Selbstständige bieten wir der Deutschen Presse-Agentur nicht nur unsere Arbeitszeit an, wir verkaufen auch die weltweiten Nutzungsrechte an unseren Bildern. Hierfür sehen wir uns seit langem nicht fair entlohnt. Wir wollen an der Wertschöpfung, die mit unseren Bildern verbunden ist, stärker beteiligt werden. Mit der dpa konnten wir uns über eine Anhebung des Kilometergelds einigen. Angesichts der gestiegenen Kosten für Leben und Arbeit müssen nun auch die Honorare deutlich steigen. Die Zeit drängt!“, so die Forderungen der externen Mitarbeiter an das Großunternehmen Deutsche Presse-Agentur.
Mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und dem Deutschen Journalisten- Verband (DJV) haben die Fotografen die beiden Tarifpartner der dpa und ihrer Tochterunternehmen für die rund 800 Angestellten im Newsroom und in den Landesbüros als Partner an ihrer Seite. Um ihren Verhandlungen Nachdruck zu verleihen, planen sie eine Aktionswoche, in der sie der dpa nur eine stark reduzierte Anzahl an Bildern für die aktuelle Berichterstattung zur Verfügung stellen wollen. „Der Entschluss dazu ist uns nicht leicht gefallen und wir hoffen, dass dies eine einmalige Maßnahme bleibt. Wir nehmen von unserem Recht Gebrauch, der dpa weniger anzubieten als üblich. Das fällt uns schwer, soll aber deutlich machen, wie wichtig unsere Arbeit für das gesamte dpa-Netzwerk ist“, so die Fotografen.
Michael Hirschler (DJV): „Das authentische dpa-Foto gehört zu den Kernelementen der deutschen Medien. Damit es so bleibt, braucht es nachhaltige Honorare.“ Und Matthias von Fintel von ver.di ergänzt: „Die besten dpa-Bilder entstehen durch Fotografinnen und Fotografen, die oft stundelange Geduld, lange Anfahrtswege und vor allem viel Professionalität mitbringen müssen. Das muss auch fair bezahlt werden. Im Winter dieses Jahres ist allen klar, dass es deutliche Honorarerhöhungen und angepasste Aufwandsentschädigungen geben muss. Danach freuen sich alle wieder über die besonderen Augenblicke, die fotografisch festgehalten für die dpa ihr Geld mehr als wert sein werden.“