Die Ausschreibung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz Ende November sorgte für Wirbel. Für ein Honorar von 400.000 Euro sucht Minister Habeck einen Promi-Fotografen zur Image-Pflege titelte Bild. Beim Spiegel hieß es, die Stellenanzeige würde sich auf einen Gesamtwert von maximal 350.000 Euro über vier Jahre belaufen, was der Ausschreibung entsprach. Also bis zu 87.500 Euro pro Jahr als Rahmenvereinbarung für einen selbständigen Fotografen. Viel oder wenig? Was nach Abzug von Steuern und anderen Kosten davon übrigbleibt, kann man sich ausrechnen. Man bekommt den Eindruck, dass es nach Ansicht der berichtenden Medien Spiegel und Bild, unerhört viel ist für ein Fotografenhonorar. Medienhäuser bezahlen ihre Fotografen schon seit langem nicht gut, das ist bekannt. Aber tatsächlich gibt es auch Fotografinnen und Fotografen, die glauben, dass sie so viel nicht „verdienen“ würden und diesen Betrag für utopisch halten.
Die Entwicklung der fotografischen Honorare wird ständig diskutiert und fortwährend wird beklagt, dass es keine Tarife gibt, die Fotografinnen und Fotografen Sicherheit geben und davor bewahren, schlecht zu verhandeln oder von Kunden über den Tisch gezogen zu werden. Das ist so, leider. Trotzdem kann man die Schuld nicht nur auf andere oder die Umstände schieben. Es lohnt der Blick auf die eigene Einstellung zum Geld. Denn gelegentlich kommt es mir so vor, als ob so mancher Fotograf sich fast dafür geniert, ein scheinbar so materialistisches, banales Ziel wie einen höheren Umsatz anzustreben. Als ob es nicht attraktiv ist, mit der eigenen Arbeit nicht nur Anerkennung zu ernten, sondern auch wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Eine Auftraggeberin beteiligte sich an der Diskussion zur Ausschreibung auf LinkedIn und schilderte ihre Erfahrungen mit verschiedenen Fotografen, die sie seit fünf Jahren regelmäßig beauftragt. Die meisten ihrer rund zehn Auftragnehmer wären mit ein bis zwei Tagen pro Woche zum Tagessatz von ein bis zwei K zufrieden und würden sich auch nicht um mehr bemühen. Keine Akquise machen, auf Marketing verzichten, nichts tun, um ihren Umsatz zu steigern. Wenn diese Fotografen aktiv werden würden, könnten sie einen ordentlichen Jahresumsatz erzielen, stellte sie in Aussicht.
Es ist wohl auch eine Frage der Perspektive, was ein ordentlicher Jahresumsatz ist. Für mache sind 87.500 Euro brutto viel und für andere gar nicht. Dabei spielt das eigene Verhältnis zu Geld eine Rolle. Und auch die Frage, ob es in Ordnung ist, Erfolg zu haben und „viel“ Geld zu verdienen. So mancher Glaubenssatz stolpert einem dazwischen und muss erst mal mühsam aus dem Weg geschoben werden. Wenn Sie Ihre Glaubenssätze identifizieren und das Thema Geld angehen wollen, möchte ich Ihnen einige Tipps geben, die aus meiner Sicht die Grundlage für einen guten Umsatz und Erfolg bilden.
Beginnen Sie mit der Klarheit über Ihre Ziele, setzen Sie Fokuspunkte für Ihre Arbeit. Was soll neben Ihrem Tagesgeschäft ein weiterer Fokus sein, wie beispielsweise interessantere Kunden gewinnen oder Ihr Angebot erweitern. Lassen Sie sich nicht ständig von den Dringlichkeiten des Alltags ablenken und reservieren Sie sich Zeiten für Aufgaben, die Sie erfüllen, weiterbringen und die sinnstiftend sind. Als nächstes, Klarheit über Ihre Kunden. Ein guter Kunde ist jemand, der Ihr Angebot zu einem angemessenen, für Sie profitablen Preis erwirbt. Banal gesagt, welche Kunden zahlen Ihre Rechnungen und verdienen Ihre Aufmerksamkeit? Steuern Sie Ihre Akquise- und Kundenpflegemaßnahmen in diese Richtung, so können Sie mehr für diese Kunden leisten und andere loslassen, die diesen Kriterien nicht entsprechen oder diese Geschäftsbeziehungen wenigstens eingrenzen. Verschaffen Sie sich Klarheit darüber, welche Leistungen Kunden wirklich benötigen und erwarten von ihrem Fotografen. Seien Sie ehrlich zu sich selbst, ist Ihr Angebot attraktiv? Kreieren Sie interessante Angebote und passen Sie Ihre Preise an. Auch Klarheit über ihren Finanzbedarf und wieviel Sie verdienen müssen, hilft Ihnen, Honorare festzulegen und zu verhandeln, die Ihnen Rücklagen und Investitionen ermöglichen.
Besonders jetzt, der Jahreswechsel steht an, Pläne und Wünsche für das kommende Jahr werden geschmiedet und mancher von Ihnen fragt sich bestimmt, wie 2023 in beruflicher Hinsicht wird. Ein guter Anlass, sich Klarheit zu verschaffen, innerlich aufzuräumen und sich den eigenen Lebensentwurf nochmal genauer anzuschauen. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg und alles Gute für 2023!
Und wie ist Ihr Verhältnis zu Geld?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihr Potenzial und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu präsentieren und zu verkaufen.