Ob DGPh, Freelens, DFA, BFF, Female Photoclub, bpp oder PIC: Es gibt zahlreiche Fotografieverbände- und vereinigungen in Deutschland, doch nicht immer ist klar, für welche Inhalte sie stehen, welche Vorteile sie Fotografen eigentlich bieten und ob sie im Zeiten von Social Media und Gratis-Tutorials überhaupt noch zeitgemäß sind.
1. In welchen Vereinen und Verbänden sind Sie Mitglied und warum?
2. Welche Vorteile bringen Ihnen diese Mitgliedschaften konkret?
3. Welche Angebote, Dienstleistungen und Services vermissen Sie?
4. Würden Sie dem Fotografie-Nachwuchs die Mitgliedschaft in „Ihren“ Vereinen/Verbänden empfehlen oder denken Sie selbst über einen Austritt nach?
Karsten Pfeifer, Porträt- und Produktfotograf, erfolgsphoto.de
1.
Die beruflichen Herausforderungen haben mich vor über 20 Jahren zum PIC-Verband geführt.
Hier fand ich ganz konkrete Lösungen für den professionellen Umgang mit der seinerzeit nicht ausgereiften Digitaltechnik.
2.
Seit Beginn an besuche ich jährlich vier PIC-Workshops und Seminare im deutschsprachigen Bereich. Hierdurch bleibe ich auf dem Laufenden, welche Trends und Entwicklungen die Fotobranche umtreibt und bekomme Einblick in die Arbeitsumgebung anderer Fotobetriebe.
3. Welche Angebote, Dienstleistungen und Services vermissen Sie?
Das breit gestreute Informationsangebot führt mich auch an relevante Themen heran,
die mir auf den ersten Blick nicht interessant erscheinen. Berufliche Fragen werden meist schnell beantwortet. Erfolge anderer geben mir Motivation und Berichte über Fehler machen teure Experimente regelmäßig überflüssig.
4.
Freundschaften, die diesem neidfreien Netzwerk von Routiniers und Berufseinsteigern entstammen, möchte ich nicht mehr missen. Einsteiger können sich durch die bereitwillige Unterstützung der etablierten Kollegen das Leben deutlich vereinfachen. Fachliche und betriebswirtschaftliche Informationen, Geräteverleih, Tests und nicht zuletzt die Option von Betriebsübergängen von alt nach jung sind ein unschätzbarer Vorteil, der den Mitgliedsbeitrag schnell vergessen macht.
Guenay Ulutuncok, Fotojournalist, ulutuncok.com
1.
Für eine Mitgliedschaft bei einem Verein oder Verband würde ich immer die Frage stellen, welchen Nutzen ich davon habe. Für mich als Fotojournalist, der international tätig war, war es wichtig auch entsprechend in internationalen Verbänden wie IFJ (International Federation of Journalist) für westliche Staaten, IOJ (International Organisation of Journalist) für Ostblockstaaten sowie bei ROG (Reporter ohne Grenzen) Mitglied zu sein. Darüber hinaus war ich aber auch Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), Freelens und der Industriegewerkschaft Medien.
2.
Über die Mitgliedschaften hinaus war es wichtig ein gutes Verhältnis zu den Regierungsorganisationen, den Nicht-Regierungsorganisationen und der UNO zu haben und meine guten Kontakte zu pflegen. So bekommt man beispielsweise als Reporter mit einem NGO-Ausweis in einem UNO-Flugzeug schneller einen Sitz. Klare berufliche Vorteile waren für mich waren z.B. mit einem IFJ-Presseausweis in westlichen Ländern und mit einem IOJ-Ausweis in sozialistischen Ländern zu arbeiten. Mit einem NGO-Ausweis kann ich zudem mit der UNO aus einem Kriegsgebiet herausfliegen, um Filme nach Europa zu schicken und wieder zurückzufliegen, etc.
3.
Förderprogramme und die Beendigung der „Klüngel-Verhältnisse“ in den Vereinen.
4.
Offen gesagt nicht unbedingt!
Holger Hahn, Produktfotograf, hahnfoto.de
1.
Ich bin in der Fotografen-Innung und im PIC-Verband Mitglied. Ja, beides kostet Geld, aber für mich überwiegen die Vorteile. Meine Mitgliedschaft in der Innung ist in der Tradition begründet. Als ich meine Ausbildung gemacht habe, waren alle Fotografen in den jeweiligen Innungen organisiert. Der persönliche Austausch untereinander war und ist befruchtend. Eine weitere Aufgabe war und ist die Durchführung aller Regularien rund um die Ausbildung und die dazu gehörigen Prüfungen. Ohne sie gäbe es keine fachlich besetzten Prüfungskommissionen. Die kostenlose rechtliche Beratung/Vertretung für die Mitglieder ist ein Vorteil, der nicht zu unterschätzen ist. Ich weiß sehr wohl um die Vorbehalte gegen die Innungen als verstaubte und verkrustete Institutionen ohne Mehrwert. Meine Erfahrung ist anders! Mein Wunsch wäre es, dass sich mehr Fotoschaffende ansprechen lassen, um regional zu einem guten Miteinander zu kommen.
Im Gegensatz zur Innung ist der PIC überregional organisiert. Beim PIC-Verband ist der fachliche Austausch, das sehr kollegiale Miteinander, das mitunter freundschaftliche Verhältnis ein ganz prägender Inhalt. Vier Mal im Jahr gibt es Workshops mit verschiedenen Themen und Vorträgen, die am Freitagmittag beginnen und am Samstagnachmittag enden. Oft finden diese Treffen in den Studios von Kollegen statt und/oder werden durch die Regionalgruppen organisiert. Um das Ganze abzurunden, gibt es oft auch ein (kulturelles) Rahmenprogramm. Diese persönlichen Treffen sind immer wieder sehr motivierend und inspirierend. Neben den persönlichen Kontakten wird der individuelle Nutzen durch einen rege genutzten Mailverteiler ergänzt. Zu fachlichen und/oder organisatorischen Fragen erhält man hier oft innerhalb weniger Stunden sinnvolle und fundierte Aussagen oder Erfahrungsberichte. Zusätzlich gibt es kompetente Beratung in rechtlichen und steuerlichen Fragen durch entsprechende Fachleute, die dem Verband angeschlossen
sind.
2.
Siehe Antwort 1
3.
Mit diesen beiden Mitgliedschaften bin ich gut versorgt.
4.
Wer sich für unseren Beruf entscheidet, tut das oft mit Herzblut. Was kann es Schöneres im beruflichen Umfeld geben, als sich mit Gleichgesinnten auszutauschen? Insofern sehe ich keinen Grund für einen Austritt aus einer der beiden Organisationen. Ganz klare Empfehlung an den Nachwuchs: Lasst euch die Chancen, die die Verbände euch bieten, nicht durch die Lappen gehen!
Christian Klant, Spezialist für handgemachte, analoge Fotografie, christian-klant.com
1.
Ich bin Professional im BFF. Der Austausch im Verband unter Kollegen auf Augenhöhe ist für mich im BFF besonders wichtig. Auch die Möglichkeit, eine Beratung durch die BFF-Justiziarin in Anspruch nehmen zu können ist sehr praktisch. Und zu guter Letzt ist es wunderbar mit Gleichgesinnten Ausstellungen und andere Veranstaltungen zu gestalten und zu realisieren.
In der DGPh geht es mir um den fachlichen Austausch in ganz unterschiedlichen Belangen der Fotografie. Dafür gibt es die Möglichkeit sich in den fünf Sektionen zu engagieren.
Darüber hinaus bin ich einer der vier Sprecher des Deutschen Fotorates. Wir sind der noch junge Dachverband für die Fotografie in Deutschland und setzen uns mit einer starken Stimme für die Belange der Fotografie in Politik und Gesellschaft ein.
2.
Für mich ganz persönlich ist es so, dass ich als Quereinsteiger und Autodidakt kein Netzwerk aus Studien- oder Assistenz-Zeiten habe. Bis ich Mitglied im BFF geworden bin hat mir der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen gefehlt. Im BFF gibt es immer jemanden, der schon eine Lösung für eine eigene Frage für sich selbst gefunden hat und bereit ist diese auch zu teilen. Es ist sehr erfreulich, dass dieser Austausch ohne das Gefühl von Konkurrenz stattfindet.
Das Netzwerk der DGPh spannt sich über alle Spektren der Fotografie: Kunst, Markt, Wissenschaft und Archive. Die Auseinandersetzung ist hier viel breiter aufgestellt.
Beim Deutsche Fotorat geht es weniger um mich persönlich, sondern um eine Interessenvertretung für die Fotografie selbst.
3.
Im BFF habe ich eine intensivere Auseinandersetzung mit freier/künstlerischer Fotografie vermisst. Deswegen habe ich das BFF-Art-Lab gegründet und so selbst die Initiative ergriffen. Es ist entscheidend nicht darauf zu warten bis etwas von alleine passiert, sondern selbst aktiv zu werden. Die Vorstände engagieren sich ehrenamtlich. Es wäre respektlos hier nur zu fordern. Wenn ich bisweilen also etwas vermisse, dann ist es genau dieser Respekt denen gegenüber, die sich engagieren – egal in welchem Verband.
4.
Da man in die DGPh berufen wird und der Deutsche Fotorat ein Dachverband ist, bedeutet das Thema Mitgliedschaft hier etwas anderes. Allen (jungen) Fotografinnen und Fotografen kann ich jedoch sehr empfehlen, den BFF genauer kennenzulernen. Die Student-, Junior- und Member-Mitgliedschaften bieten jedem eine Möglichkeit dazu. Einfacher kommt man an die „alten Hasen“ nicht heran. Es lohnt aber auch ein Blick auf die anderen Verbände. Insbesondere für alle Fotografinnen auf den Female Photoclub.
Iona Dutz, Dokumentar- und Porträtfotografin, ionadutz.de
1.
Ich bin Mitglied im Female Photoclub sowie bei Freelens. In den Female Photoclub bin ich eingetreten, weil ich die Werte und Ziele des Vereins sehr wichtig finde: Mehr Sichtbarkeit für weiblich gelesene Fotografinnen und mehr Gleichberechtigung in der kommerziellen Fotografie.
Darüber hinaus haben wir hier in Leipzig eine aktive Regionalgruppe, die sich regelmäßig trifft und sich zu beruflichen Themen austauscht. Das gegenseitige voneinander Lernen und Unterstützen schätze ich an der Gruppe des Female Photoclub OST sehr. Durch die Mitgliedschaft bei Freelens erhoffe ich mir als freie Fotografin – u.a. journalistisch arbeitend – eine gute Vertretung der Rechte von Fotografinnen und Fotografn in der Politik sowie gegebenenfalls persönliche Beratung zu rechtlichen Themen.
2.
Der Female Photoclub bietet neben dem persönlichen Austausch eine gute Repräsentanz auf der Vereins-Website an. D.h Bildredakteure oder Agenturen können über die Such-Funktion auf der Website schnell fündig werden, wenn sie explizit nach weiblichen Positionen schauen. Ich wurde darüber schon des Öfteren gebucht. Auch die Teilnahme an Diskussions-Panels und die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit – insbesondere auf Social-Media-Kanälen und Podcasts – ist hier sehr zeitgemäß und bringt mehr Sichtbarkeit für die vertretenen Fotografinnen. Bei Freelens fehlt mir diese Komponente zurzeit und ich hoffe, dass sich durch die Vorstandswahlen in diesem Jahr einiges in Bewegung setzen wird, um auch hier wieder aktiver und wirkungsvoll für die Rechte von Fotografen einzutreten.
3.
All das, was ich im Female Photoclub als Vorteile sehe, fehlt mir bei Freelens. Der FPC als recht junger Verein hat bereits in wenigen Jahren sehr viel für die weibliche Perspektive in unserer Branche erreicht. Bei Freelens fehlt es mir an jungen Mitgliedern und auch an einem zeitgemäßem Austausch. Die Email-Verteiler als Basis für den Austausch funktioniert für mich in der Praxis absolut nicht. Zudem fehlt mir die Zeit und Muße mich in die langwierigen Diskussionen einzubringen, die vor allem von älteren Herren dominiert werden. Deren Sicht ist oftmals nicht verkehrt, aber eben auch sehr einseitig und festgefahren. Eine Regionalgruppe im Osten (außer Berlin) gibt es zudem gar nicht.
4.
Ich würde allen weiblich gelesenen Nachwuchs-Fotografinnen empfehlen, sich einer Regionalgruppe des Female Photoclubs anzuschließen. Der Austausch wird hier gelebt und man kann erfahrene Mitglieder zu beruflichen Themen befragen. Freelens muss sich meiner Meinung nach dringend einer Verjüngungskur unterziehen, ist aber mit seiner Ausrichtung auf die Vertretung rechtlicher Themen ebenso ein wichtiger Verein, den ich freien Fotografen an’s Herz legen würde, die journalistisch tätig sind.
Alexander Hagmann, Podcaster, Fotograf und Herausgeber von dieMotive, diemotive.de
1.
Ich bin Mitglied der DGPh sowie der DFA. Beide Vereine stehen für mich durch ihre inhaltliche Ausrichtung, ihr sichtbares sowie ihr unsichtbares Engagement für das fotografische Medium mit Abstand an der Spitze der diversen Fotografieverbände und -vereine. Der Mitgliedschaft in der DGPh liegt immer eine Berufung aufgrund besonderer Verdienste um die Fotografie und deren Förderung zugrunde, während man für die DFA von einem Mitglied vorgeschlagen wird, um dann (während einer der Tagungen) in einer Präsentation die gewachsene künstlerische oder fotorelevante Tätigkeit zu untermauern. Man darf somit in beiden Fällen auch ein wenig Stolz auf die Mitgliedschaft sein.
2.
Eine klassische Gretchenfrage. Wirkliche Vorteile bringt mir keine der Mitgliedschaften.
Nur nach Vorteilen für die eigene Person oder das eigene Berufsleben zu suchen ist, zumindest im Kulturbereich, keine gute Motivation. Wer in einen Verband oder einen Verein eintritt, um vorrangig einen Vorteil daraus zu ziehen, dürfte (zumindest in DGPh und DFA) eher fehl am Platz sein.
Die eigentliche Frage müsste lauten: In welcher Form kann und möchte ich mich innerhalb des Vereins für die Mitglieder und das fotografische Medium einsetzen? Wer das vorab nicht für sich geklärt hat, sollte über eine Vereinsmitgliedschaft noch einmal eine Nacht schlafen.
3.
Absolut keine. Die Frage suggeriert auch, dass es die Aufgabe von Vereinen sein sollte, Dienstleistungen und Services anzubieten. Vereine leben vom Engagement der Mitglieder. Die DFA stellt sich mittlerweile nach außen immer offener auf und auch die DGPh kommt langsam wieder in Fahrt. Das mögliche Engagement für die Mitglieder innerhalb beider Vereine könnte unterschiedlicher nicht sein. Innerhalb der DFA bin ich selbst mittlerweile gut eingespannt. Leider fehlte mir bisher die Zeit selbiges für die DGPh zu leisten. Aber ich bin guter Dinge, dass in Zukunft noch ändern zu können. Sich in den unterschiedlichen Sektionen der DGPh zu engagieren, sollte als Angebot eigentlich schon ausreichen. Und wer etwas genauer hinschaut, dem wird auch das weitere Engagement der DGPh nicht verborgen bleiben.
4.
Ja, wenn der Nachwuchs genau weiß, weshalb er in einen der unzähligen Vereine eintreten möchte. Die Gründe dafür sind unzählig. Nein, wenn der Nachwuchs glaubt, damit die eigene Position zukünftig auf monetäre oder imagefördernde Weise aufwerten zu können. Ich denke selbstredend nicht über einen Austritt nach. Dafür bin ich noch zu idealistisch. 😉
Julia Laatsch, Fotografin, Sprecherin des Deutschen Fotorats und Beirätin Freelens e.V., julia-laatsch.de
1.
Eines direkt vorweg: Den einzig wahren Berufsverband gibt es für mich nicht. Am liebsten wäre ich in allen Verbänden gleichzeitig Mitglied, da sie sich in ihren Schwerpunkten einfach klasse ergänzen. Ich selbst bin Mitglied bei Freelens, in der DGPh und im Female Photoclub. Freelens schätze ich am meisten für den Austausch untereinander, das soziale Engagement und die vielfältigen Workshop- und Vortrags-Angebote. Besonders an der Mitgliedschaft als berufenes Mitglied in der DGPh ist der Austausch zwischen künstlerisch tätigen oder angewandten Fotografen mit Wissenschaftlern, Kuratoren oder auch Galeristen, die Vergabe einer Reihe von renommierten Preisen sowie ein sehr guter Informationsfluss über die sozialen Medien.
An der Mitgliedschaft im Female Photoclub gefällt mir besonders, dass der noch recht junge Verein es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Selbstbewusstsein von Fotografinnen zu stärken, sie sichtbarer zu machen und sich für gleichberechtigte Arbeitsbedingungen einzusetzen. Den Austausch untereinander empfinde ich hier als besonders respektvoll, wertschätzend und unterstützenswert.
2.
Als Fotografin verbringe ich meine Zeit primär am allerliebsten mit der Fotografie. Zu meinen persönlichen Leidenschaften zählt es dabei eher nicht mich permanent mit steuerrechtlichen und juristischen Fragen auseinanderzusetzen oder oft langatmige berufspolitische Debatten zu verfolgen. Ein guter Berufsverband nimmt mir das ab, indem er alles Wichtige herausfiltert und mich darüber informiert. Dadurch kann ich mehr Zeit in fotografische Projekte, in mehr Aufträge oder einfach in wertvolle Freizeit stecken. Darüber hinaus genieße ich den Austausch mit anderen Fotografinnen und Fotografen. Es gibt mit Sicherheit für jede erdenkliche Problematik einen Ansprechpartner im Verband, der rechtssichere und verbindliche Antworten geben kann. Das mag auf einige altbacken wirken, ist mir ganz persönlich aber wesentlich wichtiger als ein zeitgemäß wirkendes Video von irgendwelchen Youtubern, dessen Inhalte eventuell längst überholt und nicht geprüft sind. Ebenfalls sehr wichtig sind mir Angebote in Form von Workshops und Vorträgen, die meinen Horizont erweitern. Hier lohnt es sich bei den Verbänden genauer hinzuschauen, welche Leistungen bereits im Mitgliedsbeitrag enthalten sind. Weitere Vorteile können sein: mehr Sichtbarkeit, ein starkes Netzwerk, eine gegenseitige Vermittlung von Aufträgen, Rabatte, Rechtsberatung, Vertragsberatung, sowie bessere Versicherungsangebote als Einzelkämpfer. Kurz gesagt: eine aktive Mitgliedschaft spart Zeit, Geld und macht Spaß!
3.
Es gibt vier Dinge, die mir bei Fotografieverbänden fehlen oder gefehlt haben: Zum einen eine gezielte Förderung bzw. ein Ansprechen der jüngeren Generation, eine noch stärkere Präsenz auf Festivals und Messen für Berufsfotografinnen und -fotografen und viel mehr mediale Präsenz und Engagement für die Wertschätzung der Fotografie in der gesamten Gesellschaft. Zum anderen fehlte mir bis zum letzten Jahr aber auch eine aktivere Lobbyarbeit in allen Verbänden und eine lautere, gemeinsame Stimme für die Fotografie in Deutschland gegenüber der Politik, Kultur und Gesellschaft – ein Zusammenschluss als Dachverband, wie er auch in anderen Branchen üblich ist. Seit 2021 gibt es dafür nun den Deutschen Fotorat, den Dachverband der Fotografieverbände in Deutschland. Das begrüße ich sehr und bringe mich dort selbst aktiv als Sprecherin mit ein.
4.
Unbedingt würde ich fotografischem Nachwuchs eine oder mehrere Mitgliedschaften wärmstens ans Herz legen. Einige Verbände, wie zum Beispiel Freelens, bieten Berufsanfängern vergünstigte Beiträge. Gerade am Anfang ist es wichtig an qualitativ hochwertige Assistenzen zu kommen, über Wettbewerbe und Stipendien informiert zu sein, bei Mitgliedschaftsanträgen für die KSK, die VG-BildKunst, Berufsunfähigkeitsversicherungen, Equipmentversicherungen, dem Schreiben von Angeboten und Rechnungen keine Fehler zu machen. Das kostet unnötig Zeit und Nerven und ist unter Umständen nur schwer revidierbar. Mir hat es gerade zu Anfang sehr geholfen bei Angebotsgestaltungen und der angemessenen bzw. marktüblichen Kalkulation von Nutzungsrechten von erfahrenen Fotografen zu lernen. Das ist ein weites Feld und ist gerade als Berufsanfänger häufig nicht ohne Hilfe vollumfänglich zu erschließen. Sich hier von Anfang an in allen Belangen mit den richtigen Menschen zu unterhalten, kann eine enorme Abkürzung sein. Ein Austritt steht für mich nicht zur Debatte. Allein schon aus Solidarität allen anderen gegenüber möchte ich jetzt und in Zukunft meinen Teil dazu beitragen, gemeinsam für alle etwas zu bewirken.
Christian Ahrens, Industriefotograf, ahrens-steinbach-projekte.de
1.
Ich bin seit vielen Jahren Mitglied bei Freelens und seit einigen Jahren sogenanntes „berufenes Mitglied“ bei der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). Die Gründe sind dafür unterschiedlich und haben sich im Laufe der Zeit auch verändert. Bei Freelens z.B. bin ich Mitglied geworden, weil ich als Berufsanfänger die Nähe zu Kollegen und Kolleginnen gesucht habe, den Austausch und die Möglichkeit, Fragen des Berufsalltags zu diskutieren. Diese Gründe gelten immer noch, aber es sind auch neue dazugekommen. So finde ich es grundsätzlich wichtig, dass sich ein mitgliederstarker Verband für die Interessen der Fotografen einsetzt, auch auf politischer Ebene. Hier gibt es viele Themenfelder, um die man sich kümmern muss.
Bei der Deutschen Gesellschaft für Photographie zählen andere Themen, die Gesellschaft setzt sich auf sehr breiter Front für die Förderung der Fotografie insgesamt ein, zeichnet herausragende Akteure aus, ist aber traditionell thematisch auch viel breiter aufgestellt als ein klassischer Berufsverband. Hier interessiert mich vor allem die Begegnung mit spannenden Menschen, die auf ganz unterschiedlichen Feldern aktiv sind.
2.
Bei Freelens gibt es ganz konkrete Unterstützung in berufsalltäglichen oder rechtlichen Fragen, und ich schätze die persönlichen Begegnungen, die z.B. über die Regionalgruppentreffen möglich sind. Auch die überregional gestreamten Fortbildungsangebote finde ich großartig. Nicht zuletzt schätze ich auch die Mailingliste zur Kommunikation der Mitglieder untereinander, die bei technischen, inhaltlichen oder finanziellen Fragen sehr hilfreich sein kann – zumindest dann, wenn man die Nervenstärke besitzt, die gelegentlichen verbalen Entgleisungen einzelner Mitglieder souverän zu ignorieren. Mir persönlich am wichtigsten sind aber die persönlichen Begegnungen und die Kommunikation unter Berufskollegen und darüber hinaus.
3.
Eigentlich gar keine. Was ich mir aber bei beiden Verbänden wünsche, sind noch vitalere und häufigere Begegnungen der Mitglieder untereinander. Hier besteht Entwicklungspotenzial.
Ich finde aber auch, dass es nicht nur darum gehen sollte, was man als Mitglied „davon hat“, sondern spannend ist vielmehr die Frage, welche Impulse man selber geben kann. Der Wert einer Mitgliedsschaft ergibt sich eben auch aus dem Engagement jedes Einzelnen: Nehme ich die Fortbildungsangebote wahr? Fahre ich zu den Regionalgruppentreffen? Nehme ich an den Mitgliederversammlungen teil? Treffe ich dort aktiv Entscheidungen und nehme mein Wahlrecht wahr? Bin ich vielleicht sogar bereit, im Vorstand oder in der Region Verantwortung zu übernehmen?
4.
Ja, ich empfehle eine Mitgliedschaft auf jeden Fall – und das gilt auch für die anderen Verbände, die ja alle gute und wichtige Ziele verfolgen. Ich bin der Meinung, dass die Vernetzung von kreativen Menschen immer eine gute Sache ist und dass gemeinsam viel mehr erreicht (erlebt, erfahren) werden kann, als wenn man nur als Einzelkämpfer unterwegs ist. Die Zeit, in der Fotografen ihre kleinen Geheimnisse eifersüchtig gehütet haben, ist defintiv vorbei. Wissenstransfer, das Teilen von Erfahrungen und Know-how ist viel konstruktiver und gewinnbringender und sollte noch viel mehr gelebt werden.
Ruediger Glatz, Kuenstler & Fotograf, ruedigerglatz.com
1.
Ich bin seit 2006 berufenes Mitglied der DGPh und Mitglied bei Freelens. Als ich mit 30 Jahren in die DGPh berufen wurde, war es offensichtlich eine perspektivische Berufung, da ich mich zu dem Zeitpunkt ganz sicher nicht um das Medium der Fotografie verdient gemacht hatte. Also empfand ich die Mitgliedschaft in erster Linie als Ehre und bin bis heute der Gesellschaft emotional sehr verbunden. Der Grund warum ich noch heute aktives Mitglied bin, ist, dass ich zum einen das Netzwerk der DGPh schätze und die Perspektive habe, dass wir als Gesellschaft mit etwas struktureller Veränderung, für die ich mich seit Jahren einsetze, eine relevante Institution werden können.
Bei Freelens wurde ich eigentlich nur Mitglied, da es mir mein damaliger Mentor riet und es zu dem Zeitpunkt ein Gedanke war, mich auf den journalistischen Bereich zu fokussieren. Dies kam jedoch anders und seit vielen Jahren empfinde ich meinen Mitgliedsbeitrag als Soli. Gerade wurde mir jedoch von Plänen zur Veränderung von Freelens berichtet, die sich durchaus spannend anhörten. Diese könnten ein Grund sein weiterhin Mitglied zu bleiben.
2.
In der DGPh setzte ich mich dafür ein, dass der Nutzen für die Mitglieder gesteigert wird. Aktuell ist es in erster Linie das Renommee, das mit einer Berufung einher geht. Den möglichen Vorteil sehe ich vor allem in der Vernetzung mit spannenden Personen und in dem Nutzen von eigenen Bühnen, die wir noch errichten müssen. Darüber hinaus sehe ich uns als eine Institution, die sich aktiv für die Vermittlung des Mediums einsetzt und Teil davon zu sein auch als etwas Spannendes.
Bei Freelens hatte ich in den letzten 16 Jahren keinen Nutzen durch meine Mitgliedschaft und bin sehr gespannt ob sich dies unter einer neuen Leitung ändern wird.
3.
Ein schwierige Frage, deren Antwort viel Internes beinhalten würde.
4.
Ich würde dem Nachwuchs absolut dazu raten sich zu involvieren, da ein gutes Netzwerk etwas sehr Wichtiges in den Berufsständen im Kontext der Fotografie ist. Auch werden sich Vereine und Gesellschaften durch das Involvieren von jüngeren Generationen an deren Bedürfnisse anpassen, wenn sie sich darauf einlassen.