An der diesjährigen Jubiläumsausgabe der internationalen Fotokunstmesse Paris Photo, die vom 10. bis 13. November im Grand Palais Ephémère stattfand, nahmen 184 Galerien und Verlage aus der ganzen Welt sowie 61.000 Besucher teil.
Die 25. Ausgabe der Paris Photo bestätigte die Bedeutung der Messe als wichtige Plattform für die internationale Fotokunstszene.
Florence Bourgeois, Direktorin von Paris Photo: „Ich bin sehr zufrieden mit dieser 25. Ausgabe, die durch die massive Rückkehr der internationalen Besucher gekennzeichnet war, sowohl der Institutionen als auch der Sammler, für die die Paris Photo ein Schlüsselereignis ist. Es gab regen Austausch und zahlreiche Entdeckungen. Die Verkäufe unserer Aussteller, Galerien und Verleger waren enorm.“ Der Zuwachs der Besucherzahlen um fünf Prozent im Vergleich zu 2021 sei ein Zeichen für die Rückkehr des amerikanischen und asiatischen Marktes.
Schon zur Eröffnung am Mittwoch, dem 9. November, kamen Fachleute, Sammler und Liebhaber aus der ganzen Welt, darunter hochkarätige Museumsdirektoren und Kuratoren von 146 Institutionen.
Die Angebote der Galerien, die Werke von rund 1600 Künstlern präsentierten, waren wie von der Paris Photo gewohnt hochkarätig und vielfältig und boten Fotografie in all ihren Facetten. Dabei reichte die Preisspanne von 500 bis zu mehreren hunderttausend Euro.
Gute Verkäufe
Während der Messe gab es etliche sehr gute Verkäufe. Pace (New York) verkaufte Werke mehrerer Künstler, darunter Irving Penn und Richard Misrach (beide ab 65.000 US-Dollar), Richard Learoyd für 50.000 US-Dollar und mehrere Paolo Roversi’s zwischen 30 und 35.000 US-Dollar. Die Londoner Galerie Hamiltons platzierte Werke von Helmut Newton (100.000 britische Pfund) und Erwin Olaf (50.000 britische Pfund).
Die Fraenkel Gallery aus San Francisco fand Käufer für Werke von Hiroshi Sugimoto und Richard Learoyd für 250.000 bzw. 75.000 US-Dollar, während sich die Hans P. Kraus Gallery (New York) von mehreren Werken von William Henry Fox Talbot für jeweils 75.000 Euro und Dora Maar (10-25.000 Euro) trennte. Howard Greenberg (New York) verkaufte mehrere Dutzend Werke von Saul Leiter für 6.500 bis 8.000 US-Dollar. Sehr erfolgreich war außerdem Ceysson & Bénétière, Paris, die ein halbes Dutzend Werke zu Preisen zwischen 22.000 bis 80.000 Euro an eine belgische Privatsammlung und weitere Institutionen veräußern konnte. Arbeiten aus der Serie Initium Maris von Nicolas Floc’h (Galerie Maubert, Paris) erzielten Preise zwischen 10.000 und 30.000 Euro, während die Galerie Baudouin Lebon (Paris) Bilder von Robert Mapplethorpe für 15.000 bis 20.000 Euro verkaufte. Auch die Galerie Persons Projects verzeichnete mit über 45 Verkäufen während der Messe einen starken Umsatz.
Samantha Coy (Magnum Photo, Paris) und die Stephen Bulger Gallery in Toronto bestätigen eine besonders zufriedenstellende Ausgabe mit zahlreichen Kontakten zu Institutionen wie dem Musée d’Orsay, der Henri Cartier Bresson Foundation und dem Getty. Die Pariser Galerie Esther Woerdehoff zeigte sich ebenfalls zufrieden mit den Ergebnissen der Verkäufe an ausländische Institutionen und Privatpersonen und bestätigte, dass die diesjährige Ausgabe „viel internationaler als im letzten Jahr“ war.
Seit 2015 unterstützt die Paris Photo jedes Jahr junge internationale Galerien, um ihnen die Teilnahme zu ermöglichen. Der von Holly Roussell (UCCA Center for Contemporary Art, Peking) kuratierte Bereich Curiosa mit 16 Galerien aus neun Ländern verdeutlichte einmal mehr die Dynamik der jungen internationalen Fotoszene. Die Galerie A thousand plateaus verkaufte mehrere Werke von Chen Xiaoyi ab 500 Euro, die Galerie C fünf Fotografien von Matthieu Gafsou und die Mailänder Galerie NContemporary mehrere Werke von Silvia Rosi zu Preisen zwischen fünf und 12 000 Euro.
Fotobücher
Vor allem der Buchbereich, in dem 34 französische und internationale Verlage vertreten waren, zog zahlreiche Besucher an und unterstrich die Bedeutung von Fotobüchern und Verlagen für die Fotografie. Während der vier Messetage fanden 373 Signierstunden statt, an denen große Namen der Fotowelt teilnahmen, so unter anderem Alex Webb, Alfredo Jaar, Barbara Probst, Bruce Gilden, Harry Gruyaert, Joel Meyerowitz, Laia Abril, Martin Parr, Michael Kenna, Nick Brandt, Paolo Roversi, Raymond Depardon, Rebecca Norris Webb, Richard Misrach, Roger Ballen, Rosalind Fox Solomon, Sarah Moon, Sophie Calle, Susan Meiselas und Viviane Sassen.
In diesem Jahr feierten Paris Photo und Aperture außerdem das zehnjährige Bestehen des Buchpreises und gaben auf der Messe die Gewinner bekannt. Bestes Fotobuch wurde HAFIZ von Sabiha Çimen ( Red Hook Editions, New York), als Fotobuch des Jahres wurde Mohamed Bourouissas Périphérique ausgezeichnet (Loose Joints, Marseille, Frankreich).
Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak ehrte im Rahmen der Messe Michael Kenna mit seiner Berufung in den Ordre des Arts et des Lettres. Der Fotograf kündigte die Schenkung seines gesamten fotografischen Werks an den französischen Staat an.
Programm
In Zusammenarbeit mit dem französischen Kulturministerium setzte Elles x Paris Photo sein Engagement für Künstlerinnen fort, das mit Unterstützung von Kering/Women In Motion ins Leben gerufen wurde. Der Anteil der Künstlerinnen auf der Paris Photo ist innerhalb von fünf Jahren von 20 auf 32 Prozent gestiegen.
Podiumsdiskussionen mit mehr als 70 Persönlichkeiten der Kunstwelt wie Rosalind Fox Solomon und Sarah Meister oder Alfredo Jaar und François Hébel wurden zu verschiedenen Themen wie Frauen in der Fotografie, Performance, aufstrebende Kunst, die neue Landschaft der Fotografie, NFT und Metaverse kostenlos angeboten und sind online unter parisphoto.com verfügbar. Außerdem fanden 35 von The Eyes organisierte Gespräche mit Fotografen rund um das Thema Fotobuch statt.
Während der Messetage bot Paris über 50 weitere Ausstellungen und Events, darunter Colonial Decadence im Centre Pompidou, von Gisèle Freund im Maison de l’Amérique Latine, Irland von Martin Parr im Centre Culturel Irlandais und Boris Mikhaïlovs Ukrainisches Tagebuch im Maison Européenne de la Photographie.
Um junge Talente zu fördern, haben Paris Photo, die Stiftung Picto und SNCF vier Studenten europäischer Kunstschulen die Möglichkeit gegeben, ihre Portfolios auf der Messe zu präsentieren. Deren Projekte sind noch bis zum 10. Dezember 2022 im Pariser Gare de Lyon zu sehen.
Der New Yorker Galerist Howard Greenberg: „Die Paris Photo war in mehrfacher Hinsicht hervorragend – eine ausgezeichnete Repräsentation der internationalen Fotografie mit qualitativ hochwertigen Präsentationen, eine große Besucherzahl trotz des U-Bahn-Streiks, robuste Verkäufe bei allen, mit denen ich gesprochen habe, und, was vielleicht am wichtigsten ist, eine durchweg positive und hohe Energie auf der Messe. Alles in allem war dieses Jahr ein großer Erfolg.“
Fotos: Thomas Gerwers