Der gordische Knoten rund um die Standortentscheidung des geplanten Deutschen Foto-Instituts (aka Bundesinstitut für Fotografie) ist gelöst: Am Freitag, den 11. November, fiel die Entscheidung für Düsseldorf und gegen Essen.
Zuerst berichtete die Rheinische Post um 08:54 Uhr unter der Schlagzeile „Nach langem Streit mit Essen: Foto-Institut kommt doch nach Düsseldorf“ über die gefallene Standortentscheidung, dann folgten am selben Tag weitere Meldungen auf Basis einer DPA-Meldung.
Gefallen war die Entscheidung im Haushaltsausschuss des Bundestags bei der Erstellung des Bundeshaushalts 2023, über den vom 22. bis 25. November im Bundestag abschließend beraten wird. Finanziert wird das Projekt allerdings nur zur Hälfte aus dem Budget von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), dass sich im Etat des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Einzelplan 04) verbirgt.
Bereits 2019 hatte der Haushaltsausschuss des Bundestages 41,5 Millionen Euro für ein Deutsches Foto-Institut freigegeben, die klar an den Standort am Ehrenhof in Düsseldorf gebunden waren. Die damals regierende Koalition aus CDU/CSU und SPD hatte sich mit der seinerzeit von CDU und FDP gebildeten Landesregierung von NRW darauf verständigt, dass Nordrhein-Westfalen sich mit derselben Summe beteiligt.
Erst nach dieser Übereinkunft von Bund und Land trat die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters eine Standortdebatte los, in deren Verlauf sich eine von ihr einberufene Expertenkommission und eine Machbarkeitsstudie für das UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen als Standort des Foto-Institus aussprachen. Der Essener CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer: „Es drängt sich der Verdacht auf, dass bei der Entscheidung allein eine Präferenz der Ampelregierung für den Standort Düsseldorf ausschlaggebend war und die klare Empfehlung der Experten leider in den Hintergrund rückte“.
Dabei hatte der DFI e.V., ein Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts, und die Landeshauptstadt Düsseldorf sich bereits seit Jahren für die Gründung einer solchen Einrichtung am Rhein engagiert. Prominentestes Mitglied des DFI e.V. ist der international renommierte Fotokünstler Andreas Gursky. Der Düsseldorfer Ratsherr Marcus Münter (CDU), Mitglied im städtischen Beirat Foto: „Inhaltlich und planerisch hatten wir in der Landeshauptstadt bereits wichtige Weichen gestellt. Der Stadtrat hatte schon in der vergangenen Wahlperiode einstimmig ein Grundstück am Ehrenhof bereitgestellt.“
Jetzt stocken Bund und Land die Finanzierung dafür um jeweils 1,5 Millionen Euro auf zweimal 43 Millionen Euro auf. „Der nächste entscheidende Schritt muss die Ausfinanzierung dieses bedeutenden Projekts sein“, so eine Stellungnahme der CDU Fraktionen in Bund und Land. Ein Sprecher der aktuellen Kulturstaatsministerin Claudia Roth verwies in dem Zusammenhang auf viele, nach wie vor offene Fragen, etwa die der konkreten Bau- und Betriebskosten. Für deren Klärung ist das Land NRW zuständig, dass derzeit von einer Koalition von CDU und Grünen regiert wird. Der Grünen-Politikerin Roth ist dabei das Thema Nachhaltigkeit besonders wichtig, denn es handele sich schließlich um „ein technisch und energetisch sehr aufwendiges Vorhaben“.
Als nationales Kompetenzzentrum für den Erhalt des fotografischen Kulturerbes soll das Institut nach dem Vorbild des Marbacher Literaturarchivs bekanntlich Nachlässe von Fotografen sammeln, Forschung zu Restaurierung und Konservierung vorantreiben sowie Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen organisieren.
Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Düsseldorf sieht die Standortentscheidung als Beleg für die „herausragende Expertise, die in Nordrhein-Westfalen auf dem Feld der Fotografie vorhanden ist“, so ein Sprecher. „Damit es ein Erfolg wird, braucht es das Engagement und das Know-how von Fachleuten aus ganz Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus“. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) wird mit den Worten zitiert, es gäbe zwar „eine große Enttäuschung in Essen und der Region“, denn „Düsseldorf ist der maximal zweitbeste Standort…“ Aber, so Kufen weiter: „Auch wenn das Fotoinstitut nicht in Essen angesiedelt wird, haben wir gleichwohl ein Interesse, dass das angedachte Institut in Düsseldorf ein Erfolg wird. Auch im Interesse unserer eigenen Arbeit.“
Düsseldorfs Bürgermeisterin Clara Gerlach (GRÜNE), Vorsitzende des Beirats Foto: „Zentral für den Düsseldorfer Ansatz sind das Engagement und das Konzept der Künstlerinnen und Künstler um Moritz Wegwerth und Andreas Gursky. Mit dem Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts (DFI e. V.) haben sie die inhaltliche Grundlage gelegt, die nun überzeugt hat. Auch die Kooperation zwischen dem DFI e. V., der Photographischen Sammlung der SK-Stiftung Kultur in Köln und der Düsseldorfer Kunstakademie ist ein wichtiger Aspekt und eine gute Basis für die weitere Arbeit und weitere Kooperationen.“
http://deutschesfotoinstitut.org