Die STAUD STUDIOS in Leonberg bei Stuttgart sind seit Jahrzehnten so etwas wie der Laufsteg der Autoindustrie. René Staud selbst lebt heute jedoch nicht mehr 24/7 fürs Business, kann aber als Grandseigneur der Automobilfotografie nicht davon lassen.
ProfiFoto: René Staud, wer rastet der rostet, sagt man. Was macht René Staud nach dem Verkauf seines Studios eigentlich?
René Staud: Zunächst, um klarzustellen: Es gibt die STAUD STUDIOS, das ist das Unternehmen und eine Immobilie, in der ich fotografiere. Mein Markenlabel ist RENÉ STAUD PHOTOGRAPHY, das gibt es seit 1966 bis heute, denn ich arbeite ja weiterhin, wenn auch nur noch als freier Fotograf und nicht mehr in der Doppelrolle als Unternehmer.
Die STAUD STUDIOS GmbH hat sich seit 1988 immer mehr zum digitalen Dienstleister entwickelt. Schon 1990 haben zirka 20 Mitarbeiter nur digital produziert, retuschiert, Composings erstellt, das Bildarchiv geführt und die Druckvorstufe angeboten. Das hat sich ab 2005 mit CGI rasant beschleunigt, sowohl unter meinem Sohn Patrick, und vor allem auch nach dem Einstig von Pascal mit dem Aufbau einer Bewegtbildabteilung und später einer Agenturdienstleistung. Schnell entwickelten sich diese Bereiche dann auf 100 Mitarbeiter. 2019 entschlossen sich unsere Söhne zum nächsten Schritt, dazu dass Größe in der Autoindustrie entscheidend sein würde. Mit dem Gewinn des BMW-Etats in Partnerschaft mit media.monks war die STAUD STUDIOS GmbH reif für eine Fusion, denn alleine wäre das nicht zu stemmen gewesen. Im Rahmen der Fusion mit media.monks stieg die Zahl der Mitarbeiter allein auf BMW auf heute über 300 Mitarbeiter and mehreren Standorten in Europa, und wir sind als Unternehmer nun indirekt in Form von Aktien an der S4 CAPITAL mit Sitz in London beteiligt. Wir sprechen daher immer von einem Merger, statt einem Verkauf.
Nun habe ich die Zeit, mein Archiv zu ordnen und in Form von Büchern zu verewigen. Und mit jedem Buch entstehen Shootings der noch fehlenden Fahrzeuge, eine wunderbare Aufgabe als Fotograf und Autoliebhaber, so habe ich mir das immer gewünscht.
ProfiFoto: Erzähl uns bitte mehr von Deinen aktuellen Buchprojekten.
René Staud: Das Jaguar Buch war kurz nach Veröffentlichung vergriffen, jetzt gibt es schon die zweite Auflage. Das 300 SL Buch erfreut sich großer Nachfrage, im Herbst kommt die überarbeitete Version des legendären Aston Martin Buches, für das ich gerade in Europa herumreise, um noch weitere wichtige Modelle zu finden.
Und parallel arbeite ich an einem Buch über die Siegerfahrzeuge aus Zuffenhausen. Im Verlag Delius Klasing erscheint im Herbst das opulente Werk „Legenden – die Sportwagenikonen von Porsche“. Alle lieferbaren Bücher sind auch auf meiner neuen Webseite www.renestaud.com zu haben.
ProfiFoto: Fotografisch standen die STAUD STUDIOS schon frühzeitig für den umfassenden Einsatz von CGI. Als Fotograf gehst Du wieder andere Wege?
René Staud: Ich bin Bildgestalter, für mich entstehen Bilder im Kopf und durch handwerkliche und eigenständige Arrangements. Ich drücke selbst fast nie auf den Auslöser, ich gestalte das Setting, und dann ist alles nur noch Routine. Und Routine ist skalierbar, deshalb war die Expansion in einem künstlerisch handwerklichen Beruf erst möglich. Und deshalb sind meine Bilder auch meist einzigartig, weil ich sie selbst inszeniert habe. Das Studio ist eine Immobilie und seit Anfang an Raum für große Ideen, die Untermieter sind neben meiner Wenigkeit verschiedene GmbHs, die bekannteste die STAUD STUDIOS GmbH, die Dank ihrer Spezialisierung auf die Autoindustrie und dem hohen Fokus auf digitales Marketing ein respektables Umsatz- und Kundenportfolio hat.
Deine Leidenschaft gehört klassischen Automobilen. Warum kommst Du davon nicht los?
Wer mit Autos aufwächst, so wie ich in Stuttgart, und sein Hobby Auto und Fotografie zum Beruf macht, findet in Zeiten der Wertschätzung für klassische Automobile und der handwerklichen Fotografie ein schier unerschöpfliches Aufgabengebiet.
ProfiFoto: Das von Dir am intensivsten fotografierte Auto ist zweifellos der Mercedes 300 SL, von dem Du selbst einige besessen hast. Kann man diesem Auto noch neue Perspektiven abgewinnen?
René Staud: Ja scheinbar doch, nach der Präsentation des ersten 300 SL Kalender Ende 1988 wurde ich das bereits auch schon gefragt und doch sind die Ideen seither nie ausgegangen, alleine für die 25 Kalender nach 1988 fand ich jedes Jahr 13 neue großartige Bildideen und das geht so weiter, im neuen 300 SL Buch sieht man wieder einige davon und ich habe noch viele.
ProfiFoto: Dein neues 300 SL Buch erscheint pünktlich zur Vorstellung des modernen Nachfolgers. Was ist aus rein fotografischer Sicht der größte Unterschied moderner und klassischer Automobile?
René Staud: Die neuen Autos sind vielfältiger in der Designsprache und damit auch nicht so einfach zu fotografieren wie Klassiker aus den 50er und den 60 er Jahren. Aber mit der Vielfalt der Beleuchtungsmöglichkeiten kommt man heute mit der aktuellen Überfrachtung der Designelemente gut zurecht. Dank Mehrfachbelichtung und Bildcomposing via Photoshop hat man als Fotograf heutzutage viel mehr Werkzeuge als früher in der Hand. Das Kapitel über den neuen SL und der Buchttitel zeigen da schon einiges, von der klassischen Lichtführung vom Meister des Blitzlichts und der kreativen Umsetzung des Hintergrundes durch Langzeitbelichtung und Farbmanipulation mittels Photoshop. Das Studiosetting sieht man auf den Arbeitsfotos am Buchende, und dann lässt sich erahnen, wieviel Kreativität und Zeit in jedem einzelnen Bild und vor allem im Titelcomposing stecken.
ProfiFoto: Auf Social Media bietest Du Privatkunden an, ihre Autos zu fotografieren. Was genau steckt dahinter?
René Staud: Ein privates Shooting im Studio oder on Location. Der Einstieg ist ein Fahrzeugporträt mit Standardlicht. Das geht bis hin zur künstlerischen Umsetzung ganzer Fahrzeugsammlungen und geht bei rund 5.000 Euro los. Je nach Anzahl der Fahrzeuge wird das für den Auftraggeber schon zu einer Investition, aber das rechnet sich in der Regel durch die Wertsteigerung der Fahrzeuge und die Möglichkeit, mit den Bildern dann in meine Bücher zu kommen und die Pretiosen bekannter zu machen.
Zur Person
René Staud hat die Art seiner Fotografie zu einer Marke gemacht: indirekt, aber optimal beleuchtet durch seine Erfindung, den Magic Flash, der den Himmel ersetzt.
Geboren 1951 in Stuttgart, gewann René Staud schon mit 14 Jahren erste Auszeichnungen bei Fotowettbewerben. Aufgewachsen in der Stuttgarter City, in direkter Nähe zum Rotlichtviertel der Schwabenmetropole, faszinieren den jungen René am Abend die dicken Autos und Sportwagen, die langsam durch die engen Gassen rollen und vor den Bars und Clubs parken. Da sieht der Sohn eines recht armen Holzbildhauers echte Ferraris, zuweilen Maseratis, Iso Rivoltas, Mercedes SL und natürlich auch den einen oder anderen Porsche. Ein Defilee der automobilen Jugendträume.
Zu den Meilensteinen seiner Vita gehört im Jahr 1973 der Schritt in die Selbständigkeit als Werbefotograf und 1983 die Entwicklung von Magicflash, einem Lichtsystem, das den charakteristischen Staud-Stil erst möglich gemacht hat. 1986 eröffnete René Staud sein Großraumstudio in Leonberg. Über die Jahre hat er die Modelle aller wichtigen Automarken vor seiner Kamera gehabt. Made in Leonberg wurde zu einem fotografischen Gütesiegel. Mit seinen bei teNeues erscheinenden Bildbänden ist René Staud mehrfacher Bestseller-Autor.