Der Berliner Dokumentarfotograf Karsten Hein möchte mit einer Plakataktion, die seit Anfang Juli bis in den September hinein in Berlin und Brandenburg auf Plakatflächen der Firma Ströer zu sehen ist, das Bewusstsein für die menschlichen Schicksale der aus der Ukraine Fliehenden und bereits Geflüchteten wachhalten.
Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind innerhalb des Landes nach Angabe des Internal Displacement Report des IOM über acht Millionen Menschen auf der Flucht (Stand 3. Mai), über 6,5 Millionen Menschen sind laut UNHCR (25. Mai) inzwischen aus ihrer Heimat ausgereist, vor allem nach Polen, Rumänien, Ungarn, Moldau, Slowakei und auch Russland. Viele treibt es weiter in andere Staaten der EU, so unter anderem nach Deutschland, wo bis zum 1. Mai 727.000 Flüchtlinge registriert wurden. Europa erlebt die größten Flüchtlingsströme seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Karsten Hein: „Das mediale Interesse ist riesig, die Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort groß. Zumindest bisher. Aber so wie sich früher oder später eine Kriegsmüdigkeit einstellen wird, besteht auch die Gefahr eines Verebbens der Hilfsbereitschaft den ukrainischen Flüchtlingen gegenüber.“ Hier setzt seine Plakataktion an, mit der Hein das Bewusstsein für die menschlichen Schicksale der aus der Ukraine Fliehenden und bereits Geflüchteten wachhalten möchte. Dabei setzt er auf Bilder von hohem Wiedererkennungswert, die dem Bereich der Straßenfotografie zugeordnet werden können. Keine Schreckensszenen aus dem Krieg, keine verzweifelten Gesichter, sondern Menschen aus dem Osten der Ukraine, die – oftmals erschöpft – eine Bahnhofstreppe in der westukrainischen Stadt Lviv heruntergehen, bepackt mit dem Nötigsten, auf dem Weg zu uns unbekannten Zufluchtszielen. Zu sehen ist immer wieder der mehr oder weniger gleiche Bildausschnitt, aber mit jeweils anderen Menschen, die symbolisch stehen für den anhaltenden Exodus aus dem schwer vom Krieg gebeutelten Land.
Sieben Motive sind für die Plakataktion ausgewählt worden und werden nacheinander an immer wieder neuen Standorten zu sehen sein, versehen mit einem Spendenaufruf der Caritas, die – wie andere Hilfsorganisationen in Deutschland auch – Ukrainekriegsflüchtlingen Unterstützung bietet und mit der Hein bereits seit 2003 immer wieder projektbezogen zusammenarbeitet.