Am 27. und 28. Juni 2022 würdigt Artcurial das fotografische Werk von Dora Maar (1907-1997) mit dem Verkauf von 750 Aufnahmen, aufgeteilt in 400 Lose. Die größtenteils unveröffentlichten und intimen Fotografien zeichnen ihre Jahre an der Seite von Pablo Picasso nach, zeigen ihre Vorliebe für den Surrealismus und die Avantgarde, aber auch für Porträts und Straßenszenen mit gesellschaftlichem Charakter.
Die Artcurial Auktion unveröffentlichter Fotografien aus dem Nachlass von Dora Maar umfasst 400 Originale, die die Karriere der Künstlerin von den späten 1920er bis zu den späten 1940er Jahren umfassen. Alle angebotenen Fotografien stammen aus dem Nachlass von Dora Maar und waren jahrelang unzugänglich: nun werden sie zum allerersten Mal ausgestellt und der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Jedes Los besteht aus einem Originalnegativ, seinem Kontaktabzug aus der Zeit und einem modernen Abzug im Format 40 x 30 cm. In ihren Fotografien behandelt Dora Maar für sie bedeutende Themen wie den Surrealismus, als Momentaufnahmen eingefangene Aktszenen oder auch Stillleben, die sie für ihre imaginären Collagen verwendete.
Die Sammlung veranschaulicht anhand zahlreicher, bis heute größtenteils unbekannter Porträts zugleich ihre Bewunderung für Pablo Picasso. „Obwohl Dora Maar neun Jahre ihres Lebens an der Seite von Picasso verbrachte, gelang es ihr auf meisterhafte Weise, ein eigenes und vollkommen unabhängiges Werk in einem Medium zu schaffen, mit dem sich Picasso nie auseinandergesetzt hatte: der Fotografie. Dora Maar ist eine der originellsten Fotografinnen ihrer Zeit und eine echte Pionierin in der Mitte des 20. Jahrhunderts“, so Bruno Jaubert, Direktor Department für Impressionismus und Moderne Kunst Artcurial.
„Die Wiederentdeckung eines so umfangreichen Ensembles von Negativen und Kontaktabzügen aus dieser Zeit stellt einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis von Dora Maars fotografischem Werk dar. Einige bisher unveröffentlichte Motive werden Lücken schließen und neue Puzzleteile in die Erforschung ihres fotografischen Schaffens einbringen“.
Dora Maar, bürgerlich Henriette Theodora Markovitch, wurde 1907 in Paris geboren, wuchs aber in Buenos Aires auf. Am Ende der Roaring Twenties kehrte sie in die französische Hauptstadt zurück, um Kunst und Fotografie zu studieren. Zur gleichen Zeit wählte sie das Pseudonym Dora Maar. Sie lernte an der Union Centrale des Arts Décoratifs, der École de Photographie, der Académie Julian und der École des Beaux-Arts.
Im Atelier von André Lhote näherte sie sich der surrealistischen Bewegung an. Dort traf sie Henri Cartier-Bresson, Emmanuel Sougez und Brassaï und wurde eine enge Freundin von André Breton. Als aufstrebende Figur der künstlerischen Avantgarde hatte sie bei ihren surrealistischen Kollegen großen Erfolg und nahm an mehreren Ausstellungen der Bewegung teil. Mitte der 1930er Jahre, im Herzen von Saint-Germain- des-Prés in der Brasserie Deux Magots, stellte Paul Éluard ihr Pablo Picasso vor. Sie waren sich jedoch bereits bei den Dreharbeiten zu Jean Renoirs „Le Crime de Monsieur Lange” begegnet. Von da an wurde sie zu seiner Muse. Vom Beginn des Spanischen Bürgerkriegs bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs lebten sie Seite an Seite und beeinflussten gegenseitig ihre Kunst. Picasso malte immer wieder Bilder von Dora Maar, die er auch
„Die weinende Frau” nannte. Ihre Arbeiten werden in der ganzen Welt ausgestellt: Paris, New York, Barcelona, Chicago… Als sie sich im Lubéron niederließ, widmete sie sich verstärkt der Malerei und beschränkte die Einsicht in ihr Schaffen fortan auf ihren engsten Kreis von Vertrauten. 1997 endet das Leben einer Frau, die alle Umwälzungen des 20. Jahrhunderts durchlebt und dokumentiert hat.