Zum 40-jährigen Bestehen der Kölner Fotoagentur laif kommt es möglicherweise erneut zu einem Wechsel der Gesellschafter. Eine Genossenschaft strebt die Übernahme der Anteile vom aktuellen Eigentümer ddp images an.
Eine Fotografen-Gruppe, zu der unter anderem der laif-Mitbegründer Manfred Linke gehört, ist dabei, eine Genossenschaft zu gründen, die die Kölner Agentur übernehmen will. Dazu wurde eine Kauf-Option mit der laif Muttergesellschaft ddp images beziehungsweise action press vereinbart.
Gegründet wurde laif 1981 von den vier Fotografen Günter Beer, Jürgen Bindrim, Manfred Linke und Guenay Ulutuncok und vertritt heute mehr als 400 Fotografen weltweit, darunter zahlreiche World Press- und Pulitzer-Preisträger. Mit dem Vertrieb von Bildlizenzen hochwertiger Fotoproduktionen und der Vermittlung von Editorial und Corporate Shootings, besonders im internationalen Kontext, gehört laif zu den Premium-Bildagenturen Deutschlands.
Die Gründer von laif hatten ihre Anteile im Juli 2015 an ddp images verkauft. Ddp images wiederum wurde Anfang September 2021 für einen mittleren einstelligen Millionenbetrag von action press übernommen. Mit 110 Millionen Fotos im Bestand gehört diese größte deutsche Bildagentur mit Shutterstock, Getty Images oder Adobe Stock zu den Key Playern im internationalen Bildergeschäft.
Ulf Schmidt-Funke von ddp images betonte im Gespräch mit ProfiFoto die Wirtschaftlichkeit von laif, sieht die Kaufabsicht der Genossenschaft aber positiv, da das Geschäftsmodell eine andere Strategie verfolge. Manfred Linke hatte 2015 noch gehofft, mit ddp images „das große Potenzial von laif in einem schwieriger werdenden Marktumfeld … zukunftsfest gestalten können, um so die Erfolgsgeschichte der Agentur weiter zu schreiben“.
Jetzt heißt es in der Präambel der laif Genossenschaft eG: „Die laif Genossenschaft der Fotograf:innen versteht sich, durch die Sicherung, Förderung und die Weiterentwicklung der Agentur und Marke laif, als Institution zur Wahrung und Förderung eines unabhängigen Fotojournalismus, hochqualitativer Fotografie und der Pressevielfalt – einem Grundpfeiler der Demokratie“.
Offenbar aus Sorge darum, dass dies gefährdet sein könnte, wurde das Projekt laif Genossenschaft ins Leben gerufen – mit dem Ziel die Bildagentur wieder in die Unabhängigkeit zu führen. „Dieser Schritt soll jetzt und vor allem langfristig ermöglichen, dass die Fotoagentur laif eigenständig wird und wir als Fotograf:innen eine bessere Kontrolle über die Nutzung unsere Bilder haben. Wir denken, dass wir der Verantwortung für unsere Bilder nur nachkommen können, wenn wir unabhängig von äußeren Interessen auch die Kontrolle darüber haben“, so die Initiative.
„Mit Sorge sehen wir die zunehmende Pressekonzentration einhergehend mit einem click-gesteuerten Journalismus, der Bilder nur noch zu möglichst billigen Konditionen nutzt. Daher bitten wir alle Fotograf:innen, die bislang von laif vertreten werden, Mitglieder der Genossenschaft zu werden und ihre Anteile bei der laif Genossenschaft zu zeichnen“, so der aktuelle Aufruf.
Zum Vorstand der laif Genossenschaft eG i.G. gehören neben Manfred Linke die Fotografen Christoph Bangert und Andreas Herzau, zum Aufsichtsrat Bettina Flitner (Vorsitzende), Ingmar Björn Nolting (stellvertr. Vorsitzender), Jörg Gläscher, Dagmar Schwelle und Berthold Steinhilber.
Um Teil der laif Genossenschaft zu werden, können Interessenten einmalig eine Einlage von mindestens 1.000 Euro leisten.
Eine eG ist eine Gesellschaftsform, bei der unabhängig von der Höhe der Einlage jedes Mitglied eine Stimme hat. Dies schützt vor der Dominanz Einzelner und sichert die Unabhängigkeit von externen Interessen und vor Spekulationen. Mitglieder haften nur mit ihrer Kapitalbeteiligung. Ein- und Austritt von Mitgliedern sind problemlos ohne notarielle Mitwirkung oder Unternehmensbewertungen möglich.
In diesem Fall besteht ein Anspruch auf Rückzahlung des Geschäftsguthabens. Die Einlagen der Mitglieder sollen dazu dienen, die Entwicklung der Agentur voranzubringen und nachhaltig die Unabhängigkeit und Existenz zu sichern. Über wichtige Vorhaben stimmt die Generalversammlung der Mitglieder ab. Die Geschäftsführung der laif GmbH wird darüber hinaus vom Vorstand der Genossenschaft kontrolliert.
Aktuell haben bereits 194 Mitglieder Anteile gezeichnet. Damit ist ausdrücklich keine Mitgliedschaft im Fotografenpool der laif GmbH verbunden, die weiterhin die Geschäfte der Agentur führen soll, bei der lediglich die Gesellschafter wechseln.
Um die vereinbarte Kaufpreissumme, über die beide Seiten Stillschweigen vereinbart haben, zusammen zu bekommen, bleibt der Initiative noch Zeit bis Mai 2022. Mehr Informationen:
https://laif-genossenschaft.de