Instagram Live, Stories, Reels und IGTV: Instagram wandelt sich von einer Fotografie- zunehmend zu einer Video-Plattform – mit weitreichenden Folgen für Fotografen.
1. Wie hat sich dein aktives wie passives Nutzen von Instagram in den vergangenen Jahren verändert?
2. Ist Instagram noch attraktiv genug, um deine Fotos zu präsentieren und dich selbst zu promoten?
3. Welche Alternativ-Plattformen siehst du aktuell oder würdest dir wünschen?
Amélie Mittelmann, Bildredakteurin, IG: @amelie_mittelmann
1.
Ich habe Instagram erst 2015 angefangen und es eher privat genutzt. Doch seit ein paar Jahren benutze ich es vor allem als Bildredakteurin für berufliche Zwecke. Dabei kuratiere ich meinen eigenen Feed mit einer Mischung aus meinen Arbeiten und denen von Fotografinnen und Fotografen, die ich toll finde und bewundere. In den Stories „reposte“ ich meist Beiträge z. B. aktuelle Nachrichten, Print Sales für einen guten Zweck oder auch einfach Bilder, die mich ansprechen. Manchmal sind es Eindrücke aus meinem alltäglichen Leben oder ich kommuniziere via Direktnachricht über die unterschiedlichsten Fotothemen. Außerdem ermöglicht mir Instagram, spannende und herausragende Bilderwelten zu entdecken. Viele Entdeckungen kommen mittels „Tags“ oder auch über die Empfehlung des Algorithmus.
2.
Instagram kann ein tolles Medium werden, wenn der Mechanismus richtig genutzt wird. Eine hohe Reichweite wird durch „Community Building“ und den Austausch erzielt. Sehr effektiv ist es, wenn eine Sache oder Anliegen beworben wird, wie z. B. durch den Fotokünstler Adam Broomberg (@adambroomberg) und seinem visuellen Aktivismus gegen den Zionismus in Israel – irgendwann überließ er seinen Feed („Takeover“) palästinensischen Künstlern und Aktivisten, um den Ungehörten eine Stimme zu geben.
Ein anderes Beispiel ist die Fotojournalistin und Filmemacherin Ami Vitale (@amivitale), die über Instagram Tierschützer in aller Welt erreicht.
Die Grenze von Foto und Bewegtbild wird durch die Nutzung der Stories/IGTV/Reels immer fließender und das ermöglicht besseres Storytelling/Dramaturgie. So gewinnt man Einblicke in die Entstehung oder Arbeitsprozesse und bekommt wichtige Hintergrundinformationen in den Journalismus – da ist z. B. Paula Bronstein (@pbbphoto) oder Marcus Yam (@yamphoto). Beide sind bei den Taliban unterwegs und geben intensive Einblicke in das afghanische Leben derzeit. Durch ihre Stories ist man mittendrin – nichts ist inszeniert.
Auch Paolo Verzone (@paoloverzone), der einen durch die Stories auf seine Reisen mitnimmt – aktuell ist er in Moskau. Wenn Hunderttausende jeden Tag bei der täglichen Arbeit folgen ist das die beste Promotion überhaupt.
3.
Für Fotografinnen und Fotografen ist die eigene Website oder die Repräsentanz eigentlich eine gute Möglichkeit, die eigene Arbeit zu zeigen, da man nicht auf den mobile screen limitiert ist. Die Zuführung dorthin gelingt aber über Instagram am besten. Über den „Link in Bio“ sollte man auf jeden Fall auf eine Website verweisen. So kann man eine große Reichweite generieren, die man über klassische Kanäle niemals schaffen würde.
Abgesehen von nervigen Werbeformaten wie „Bumper Ads“ oder den manchmal eher unerwünschten „Follower“ bleibt es eine wertvolle visuelle Plattform, um möglichst viele Leute zu erreichen. Zudem wird mittlerweile auch TikTok vermehrt fotojournalistisch genutzt – siehe z. B. Tagesschau, Le Monde, Washington Post, etc.
Boris Eldagsen, Künstler und Digitalmarketing-Experte, smmmi.de
1.
Ich benutze Instagram in zweifacher Hinsicht. Als Foto- und Videokünstler, der seine Arbeiten
promotet – und als Experte für Digitales Marketing, der als Freelancer große Werbeagenturen und
Akteure der internationalen Fotografieszene (wie z.B. Deutsche Fotografische Akademie, Roger Ballen u.a.) berät. Dass sich Social Media Plattformen verwandeln, ist normal. Bestehende Plattformen müssen Features neuer Anbieter kopieren, um weiterhin interessant zu bleiben. Wer dies vernachlässigt, wird auf der Strecke bleiben (wie seinerzeit MySpace). In den letzten 20 Jahren entwickelte sich die Kommunikation in Social Media von vielen Worten erst zu wenigen Worten und schließlich zu Bildern. Die Phase, in der sich alles um das Foto drehte, ist vorbei. Mittlerweile sind wir beim Bewegtbild angekommen – und das wird nicht das Ende der Entwicklung sein. Ich glaube, dass Video auch schon früher das begehrteste Kommunikationsmittel gewesen wäre, hätte es die Übertragungsraten und simplen Produktionsmittel von heute (Handy und Apps) gegeben.
Ich mag es, neue Features auszuprobieren und auf ihr Potential auszuloten. Insofern hat sich mein Nutzerverhalten strukturell nicht verändert. Momentan teste ich aus, was mit Instagram Live möglich ist und wie ich die dafür zu verwendende Technik ausbauen kann.
Für die Deutsche Fotografische Akademie habe ich in den letzten Monaten einige neue Instagram-Live-Formate mit Alexander Hagmann (@dieMotive) entwickelt. Mein Lieblingsformat ist „Durch die Ausstellung mit […]“, für das ich mit meiner DFA-Kollegin Ursula Kelm die Ausstellung von Peter Miller „Dear Photography“ im C/O Berlin besuchte. Wir streamten diesen Besuch mit zwei
Smartphones auf Instagram. Alexander Hagmann (@dieMotive) war aus Hamburg dazugeschaltet, so dass wir zu dritt diskutieren konnten, was wir da sahen. Für die Kuratorin Kathrin Schönegg und alle Zuschauenden war es ein großer Spaß, uns beim „laut denken“ zuzuhören.
Auf meinem eigenen Account startete ich „Who are you?“, ein Blind-Date-Format mit ausgewählten Instagram Followern. Ich lade außergewöhnliche Persönlichkeiten auf einen Livestream ein, in dem wir uns abwechselnd Fragen stellen. Alle Fragen sind erlaubt, wenn man eine Frage nicht beantworten möchte, sagt man „weiter“. Mein erstes Blind-Date hatte ich mit einer australischen Künstlerin, die Fotografie als rituelle Magie betreibt und seit Jahren für große Fotoinstitutionen und Festivals arbeitet.
2.
Die Anziehungskraft hat für viele nachgelassen. Das Überangebot an Posts führt dazu, dass einzelne
Beiträge immer weniger Reichweite und Interaktion erzielen. Da sich die meisten Kuratoren auf
persönliche Empfehlungen verlassen und keine Hashtags für ihre Recherche benutzen, ist es eher
unwahrscheinlich, durch Zufall gefunden zu werden. Wenn man sich aber offline kennenlernt, ist
Instagram ein idealer Kanal, um in Kontakt zu bleiben.
3.
Neue Plattformen werden meist durch Teens und Twens groß gemacht (WhatsApp, Instagram, Twitch, TikTok, Jodel). Ob sie auch für weitere Kreise interessant werden, hängt von ihren Verwendungsmöglichkeiten ab. Die breite Masse der Nutzer ist jedoch träge – und geht dorthin, wo ihre Freunde sind. Ich sehe momentan keine Alternative zu Instagram. Der Clubhouse-Hype war Pandemie-bedingt und schnell wieder vorbei. Was ich mir wünsche? Mehr „Augmented Reality“: Seit Jahren in den Startlöchern, durch Facefiltern vielen bekannt, aber noch lässt der Urknall auf sich warten. Ich freue mich, wenn die Zeit dafür reif geworden ist.
Marc Peschke, Kunsthistoriker, Kulturjournalist und Künstler, marcpeschke.de
1.
Ich habe Instagram erst relativ spät kennengelernt und nutze diese Plattform nun seit etwa drei Jahren. Eine befreundete Künstlerin hat mich dazu ermuntert. Seitdem schaue ich alle zwei, drei Tage rein und poste auch recht regelmäßig – stets aber über mein Notebook, nicht via Smartphone. Wenn ich auf Reisen bin, dann mache ich deutlich mehr. Gerade bin ich mit meiner Frau in Ligurien unterwegs und fotografiere viel – derzeit poste ich deshalb mehr Bilder. Aber grundlegend hat sich mein Nutzerverhalten in diesen drei Jahren wenig verändert.
2.
Ich mag die Plattform weiterhin. Ihren einfachen Aufbau, auch das Design. Was den PR-Effekt angeht, hatte ich mir mehr erhofft. Es war schon die Anfangs-Idee, Instagram zu nutzen, um auf meine künstlerischen oder auch kulturjournalistischen Projekte hinzuweisen und vielleicht auch mal über diesen Kanal Bilder zu verkaufen. Das funktioniert aber bei mir eher über meinen Newsletter oder natürlich Ausstellungen. Ich finde Instagram aber weiterhin attraktiv als eine Art alternative Bilder-Webseite, die man täglich und sehr einfach aktualisieren kann. Das Sortieren und Zusammenstellen der Bilder auf Instagram macht Spaß – und es freut mich auch, wenn manche Bilder besonderen Zuspruch erfahren. Wenn mich jemand fragt, was ich gerade so mache, dann verweise ich gerne auf Instagram. Das ist ein schönes visuelles Notizbuch – es muss keineswegs alles perfekt und ausgereift sein.
3.
Ich nutze weiterhin auch Facebook, dort findet man auch immer meine aktuellen Texte. Doch wegen der Diskussionskultur und immer redundanterer Inhalte bin ich von Facebook zunehmend genervter – und immer wieder kurz davor, da alles hinzuschmeißen. Bei Facebook habe ich oft das Gefühl, meine Zeit zu vergeuden. Das habe ich bei Instagram gar nicht. Ich wünsche mir eigentlich keine weitere Plattform – und möchte in Zukunft auch keinesfalls mehr Zeit auf digitalen Plattformen verbringen.
Martin Volman, Fotograf und Soziologe, martinvolman.com
1.
Die Pandemie hat eine sehr wichtige Rolle bei meiner Nutzung von Instagram gespielt – vor allem im Bezug auf IGTV, weil ich an zahlreichen Gesprächen, Rundgängen und Online-Ausstellungseröffnungen mit Kuratoren und Künstlern teilgenommen habe. Wichtig zu erwähnen ist, dass es für mich, neben anderen Vorteilen, wichtig ist, mich mit der Deutsche Fotografie- und Kunstszene zu verbinden und Kuratoren und Künstler kennenzulernen, also nicht nur ihre Werke zu sehen, sondern auch mit ihnen direkt in den Dialog zu gehen. Ich bin erst seit knapp zwei Wochen in Deutschland. Als ich in Buenos Aires gewohnt habe, hat mir Instagram sehr geholfen, um mehr von der hiesigen Kunstszene kennenzulernen.
Als Künstler steht man vor einigen wichtigen Entscheidungen, wenn man seine Bilder auf Instagram zeigt, beispielsweise, ob man Filter und welches Format man benutzt und ob man mit dem Bild auch Texte, Überschriften und Hashtags verwendet. Stories finde ich das wichtigste Format, wenn ich meine künstlerische Arbeit auf Instagram teile. Zu den Reels habe ich überhaupt keine Beziehung – meiner Meinung nach haben sie mehr mit Fashion als mit Kunst zu tun.
2.
Ja, Instagram ist für mich noch attraktiv genug. Nicht nur, um Ausstellungsflyer zu „verteilen“, sondern auch um inhaltlich zu zeigen, in welche Richtung meine Forschung und meine eigene künstlerische Arbeit sowie meine Neugierde geht.
Andere Kanäle wie Flickr oder Facebook finde ich schon sehr „altmodisch“, um meine Arbeit zu präsentieren. Natürlich gibt es andere trendige soziale Netzerke wie TikTok, aber das passt nicht zu meinem künstlerischen Werk. Auch fehlt mir die Zeit, noch ein weiteres Konto zu verwalten.😊
Wichtig zu erwähnen ist mir außerdem: Es handelt sich um Soziale Netzwerke und um Digitale Fotografie und wir leben in einer Zeit der Bilderflut. Für mich als Künstler ist es deshalb auch herausfordernd, damit entsprechend umzugehen. Last but not least dürfen wir nicht vergessen, dass Algorithmen bei Instagram eine sehr wichtige Rolle spielen und darüber entscheiden, wer was zu sehen bekommt.
3.
Ich glaube, dass ich in den nächsten Jahren nicht mehr so viel Zeit online verbringen werde und dass in der nahen Zukunft (ein bis zwei Jahre?) neue und bessere Online-Angebote für Fotografie-Verkäufe und Galerien entstehen werden. Damit würde sich zudem die Rolle der traditionellen künstlerische Galerien und Foto-Messen stark ändern. Außerdem vermute ich, obwohl ich mich selbst nicht dafür interessiere, dass die Rolle von NFT in der Kunstszene immer wichtiger werden.
Luise Flügge, Kunst-Studentin, IG: @luise_fluegge
1.
Meine Nutzung hat sich über die Jahre sehr verändert. Ich habe Instagram 2016 angefangen zu nutzen und damals überwiegend private Fotos hochgeladen. Mein Account hatte einen starken Fokus auf mein soziales Umfeld und war, glaube ich, sogar noch auf „Privat“ geschaltet. Dann hatte ich eine Phase, wo ich überwiegend lustige Handyfotos hochgeladen habe von Dingen, die mir so im Stadtraum untergekommen sind, sowie eine ganze Reihe von Spiegelselfies vor unterschiedlichen Spiegeln. Meine Stories beschränkten sich dort überwiegend auf mein Sozialleben und Ausstellungsbesuche, die aus meiner Perspektive für viele Menschen wohl eher kryptisch gewesen sein müssten. Über die Jahre hinweg hatte ich dann den Eindruck, dass sich auf Instagram alles etwas „professionalisiert“. Ich habe meinen Account dann in meinen Klarnamen umbenannt, alle alten Beiträge gelöscht und angefangen, nur noch Dinge aus meinem Studium zu posten beziehungsweise Ausschnitte künstlerischer Projekte und Ausstellungsansichten.
In den Stories habe ich dann häufig Teaser für anstehende Ausstellungen oder Events, die ich besuchen wollte, geposted. Bis heute habe ich die Reel-Funktion nur äußerst selten genutzt und sie kam eher zum Einsatz, wenn ich ein Buch oder eine Ausstellung im Videoformat präsentieren wollte. Meine Instagram-Nutzung hat sich seit diesem Jahr deutlich abgeschwächt, was auch damit zu tun hat, dass ich aktuell kaum künstlerisch tätig bin, sondern viel Zeit mit Lernen und Arbeiten verbringe. Lernen heißt, dass ich mich gerade etwas umorientiere und versuche, mein Wissen über Fotografie mit Computer Generated Images zu erweitern. Da lasse ich mich vor allem von Plattformen wie Youtube, Discord, Steam und Twitch inspirieren.
Außerdem empfinde ich es als sehr nervig, dass Instagram nur als Handy-App vollständig nutzbar ist und nicht auf dem Rechner. Ich verbringe sehr viel Zeit vor meinem Desktop-Computer und habe keine Lust für Instagram auf mein Smartphone umzuswitchen. Für viele Anwendungen wie etwa Messenger-Dienste nutze ich mittlerweile auch die Desktop-Versionen der Apps – warum geht Instagram diesen Weg nicht auch?
Ein anderer Faktor ist für mich sicherlich auch das Thema „Psychische Gesundheit“, denn ich hab festgestellt, dass eine lange Nutzungszeit von Instagram, also überwiegend das Anschauen von Beiträgen anderer, bei mir sehr dazu führt, dass ich mich vergleiche und mir selbst weniger Spielraum für das Ausprobieren neuer Projektformen gebe. Ich sehe Ausstellungen von Kolleginnen und Kollegen und fühle mich unproduktiv, weil ich lange nicht mehr ausgestellt habe etc. Das wirkt auf mich häufig demotivierend und ist eben ein weiterer Grund, weshalb ich die App immer seltener nutze.
2.
Ja, ist es, allerdings habe ich den Eindruck, dass sich die Nutzung auch bei anderen Usern abschwächt beziehungsweise ich habe den Eindruck, dass die künstlerische Szene immer noch stark mit den Corona-Folgen zu kämpfen hat und auch bei mir hat sich eine Art Müdigkeit eingestellt, wenn es darum geht, wieder auf vier verschiedene Ausstellungen pro Woche zu gehen oder mir drei Performances anzusehen. Ich verbringe einfach viel lieber Zeit zu Hause für mich und ohne viele Menschen um mich herum. Vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass ich jetzt in Köln wohne, alles dauert hier viel länger und die spannenden Ausstellungen finden dann vielleicht ganz woanders statt und man hat eine Stunde Fahrzeit oder mehr …
3.
Aktuell empfinde ich an dieser Stelle ein großes Fragezeichen. Was Bildproduktion angeht und generell Fotografie gibt es derzeit keine attraktiven Alternativen für mich. Die meisten Plattformen, auf die Instagram-User migrieren wie etwa TikTok, basieren auf Videos und sind nicht für die Präsentation von „stillen“ Bildern geeignet. Andere Plattformen wie etwa Twitter sind eher auf Textnachrichten ausgelegt. Ob es so eine Art Rückkehr zu Plattformen wie Flickr geben wird? Ich glaube eher nicht, monomedial scheint gerade absolut nicht angesagt zu sein. Fakt ist, dass sich Instagram gerade durch die sehr einseitigen Pushs von bestimmten Bildsujets selbst immer unattraktiver und uninteressanter macht für Menschen, die Lust auf unterschiedliche und diverse Bildwelten haben. An sich müsste es für Fotografen und Künstler die Option „randomize my feed“ geben, so dass man beim Scrollen wirklich wieder ins Entdecken kommt.
Katja Kemnitz, Herausgeberin von Kwerfeldein, kwerfeldein.de
1.
In den letzten Monaten nutze ich Instagram weniger als die Jahre zuvor. Das liegt zum einen an der starken Zunahme an Werbung, die mich wirklich nervt, aber auch an der generellen Zunahme neuer Plattformen. Früher hat es gereicht, wenn man vielleicht auf Facebook und Twitter unterwegs war. Heute gibt es viel mehr. Und Kreative probieren all diese Möglichkeiten mit großer Experimentierfreude aus. Nun ist es leider unmöglich, immer überall dabei zu sein und meine Zeit ist leider begrenzt.
Ich nutze Instagram aber dadurch nicht nur weniger, sondern auch anders als früher. Den Feed schaue ich mir meist nur einmal an, wenn ich einen neuen Account finde. Danach bin ich hauptsächlich in den Stories unterwegs.
2.
Instagram ist weiterhin eine der wichtigsten Plattformen für meinen Job und ich finde hier viele neue Künstler und Projekte. Wenn ich junge Kreative treffe, verbinden sie sich zur Kontaktaufnahme auch meist über Instagram mit mir – Visitenkarten waren gestern. Wenn man dann am nächsten Tag die Plattform öffnet, erscheinen direkt die Erinnerungen des vergangenen Tages und die Personen. Ich finde das eine schöne Möglichkeit, um in Kontakt zu bleiben.
Mit meinem Magazin bin ich auf Instagram auf jeden Fall weiter vertreten. Instagram bietet mit den Stories tolle Möglichkeiten wie die Umfragen und Fragesticker, um die Community einzubeziehen und direkt Feedback zu bekommen.
Was sich aber ändert ist, dass man die Plattform nicht mehr einfach als Portfolio-Ersatz nutzen kann. Wenn man nur Fotos zeigt, wird man niemanden mehr erreichen. Dafür sorgt nicht nur der berühmte Algorithmus, sondern auch das veränderte Nutzungsverhalten und die Erwartungshaltung der Menschen. Die Leute wollen unterhalten werden, wollen die Geschichten hinter den Bildern erfahren und am besten noch in die Entstehungsprozesse mit einbezogen werden.
Ich finde diese Entwicklung sehr spannend und bin neugierig, welche Plattform sich am Ende durchsetzt.
3.
Meine Screentime verrät mir, dass ich in den vergangenen Wochen mehr Zeit auf TikTok als auf Instagram verbracht habe. Das hat mich zuerst selbst überrascht, lässt sich aber damit erklären, dass ich die Plattform noch entdecke, was mehr Zeit beansprucht. Ich bin jetzt kein riesiger TikTok-Fan, dafür gibt es doch zu viele kritische Punkte (Datenschutz, Jugendschutz, Verbreitung von Falschinformationen, etc) aber die Plattform macht auch einiges besser als Instagram: Ich empfinde sie als intuitiver und sie bietet mehr Möglichkeiten kreativ zu werden.
Es ist natürlich leicht über die Jugend und alberne Videos zu schimpfen. Ich bin dann eher dafür, einfach selbst Inhalte anzubieten und mitzugestalten. TikTok ist viel mehr als nur Tanzvideos und Porno. Sobald man einigen guten Accounts folgt, lernt der Algorithmus, was einem gefällt und dann wird der Feed auch immer besser. Ich kann wirklich nur empfehlen, sich nicht direkt abschrecken zu lassen und es einfach mal zu versuchen.
Ich kann mir ansonsten vorstellen, dass YouTube mit seinen Shorts in Zukunft noch eine Konkurrenz bieten könnte. Leider kommt der Angriff von Youtube fast ein wenig zu spät. Ich habe sogar gelesen, dass Google mittlerweile Influencern Geld bietet, wenn sie statt TikTok die Shorts nutzen. Hinter den Kulissen herrscht ein unglaublicher Kampf. Wünschen würde ich mir persönlich eine europäische Alternative. Aber das bleibt wohl leider Utopie.
Nora Tabel, Fotografin, braetalon.net
1.
Ich gehöre wohl zu den Fotografinnen und Fotografen, die mit einer sehr kleinen Reichweite eher so dahin dümpeln. Ich hatte durch Verlinkungen bei Kunden oder auch Hashtags Kundenaufträge generieren können, aber hatte nie eine große Followerschaft, die sich intensiv für meine Inhalte interessierte. Ich nutze Instagram aber eigentlich eher nur noch als kleines Showcase meiner Arbeiten, um dort vertreten zu sein, denn der Hype um Reels und Co, die für die Reichweite ja auch das A und O sind, spricht mich einfach überhaupt nicht an.
2.
Für mich persönlich nicht, nein. Mir ist das zu viel Arbeit, die zu wenig mit meiner eigentlichen Arbeit zu tun hat. Das Social Media Management bedarf einer guten, stringenten Strategie und schnell wechselndes Know-how und am Ende bringt es mir für den Aufwand nicht den Erfolg, den ich mir persönlich für mich Wünsche. Aber es gibt genug erfolgreiche Fotografinnen und Fotografen, für die das ganz hervorragend funktioniert.
3.
Eigentlich fallen mir nur Webseiten wie Women Photograph oder Cherry Deck ein, wo sehr spezifisch Portfolios oder Arbeiten präsentiert werden. Ich denke, das hängt aber auch sehr damit zusammen, von wem man gebucht werden und wie man arbeiten möchte. Am Ende darf man aber die gute, alte Mundpropaganda nicht vergessen und dass man die Mappe, die man zum Gespräch beim Bildredakteur dabei hat, immer aktuell halten sollte.