Aus ganz unterschiedlichen Gründen wählen Fotografen die Fotografie als Beruf. Für manche von ihnen spielt dabei sicher eine Rolle, dass sie eigenverantwortlich arbeiten und entscheiden wollen. Niemand sagt ihnen, was zu tun ist oder schreibt die Arbeitszeit vor und auch der Kaffee schmeckt besser, weil selbstgekocht. Es gibt viele Vorteile als Soloselbständiger oder Freiberuflerin.
Die Abwägung, welche Ziele und Kunden Sie für Ihr Business ansteuern wollen, wie Sie Ihre Honorare gestalten oder wann Sie Urlaub machen, liegt allein bei Ihnen. Aber ebenfalls im Alleingang treffen Sie Ihre Entscheidungen zur Portfolio Ausrichtung oder zur nächsten Marketingidee. Dabei ist es enorm bereichernd für das eigene Foto-Business, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und auch zu branchenfremden Unternehmern Kontakt zu pflegen.
Im Gespräch mit einer Fotografin über die Fotografen-Community, die Verbände und das eigene Netzwerk stellte sich heraus, dass sie persönlich nichts davon nutzt. In keinem Verband Mitglied ist, keinen Kontakt zu Kollegen pflegt und sich auch nicht mit anderen Kreativen oder Unternehmern austauscht. Bis vor kurzem war sie ganz zufrieden mit der Auftragssituation und hatte kaum Zeit, sich über Akquise oder Marketing Gedanken zu machen. Aber jetzt hatte sich das geändert. Wie bei ihr entwickelt sich auch bei anderen Fotografen plötzlich ein Bedarf und die Erkenntnis, mir fehlt es an interessanten Jobs und neuen Kunden. Sie müssen etwas verändern, sich vielleicht neu positionieren und Akquise machen, wenn sie weiter am Markt teilnehmen wollen.
Ich bin immer wieder erstaunt, dass nur wenige Fotografen sich im Laufe ihres Berufslebens gut vernetzt haben und den Kontakt zu Kollegen aber auch zu branchenfremden Selbständigen pflegen. Damit meine ich keine „Vereinsmeierei“, sondern fachlichen Austausch. Ist es etwa eine Charakterfrage, ob und wie man auf Menschen zugeht, Offenheit und Neugier zeigt? Introvertiert versus extrovertiert – oder besser gesagt, im Alleingang oder gut vernetzt? Immer schauen, was die Kollegen machen, ist sicher kontraproduktiv, kann enorm blockieren. Aber eine regelmäßige Dosis Feld- und Konkurrenzanalyse ist informativ. Dazu zählt auch, Netzwerkpartner bewusst zu suchen und Kontaktmöglichkeiten aktiv zu schaffen.
Welche Netzwerkmöglichkeiten für Fotografen neben den Berufsverbänden sind empfehlenswert? Das ist immer abhängig von den persönlichen beruflichen Zielen. Ein Business-Fotograf sucht Kontakt zu Unternehmen. Unternehmer trifft man auf Events in der örtlichen Handelskammer, auf Xing-Treffen, auf Messen, im örtlichen Marketing-Club oder speziellen Business-Clubs. Ein Werbefotograf orientiert sich besser an den Fotografen-Plattfomen, die neben digitaler Vernetzung auch Events mit Kontakt zu Werbern und Entscheidern anbieten. Auch auf Portfolio-Sichtungen können wichtige Kontakte geknüpft werden. Im gesamten Bundesgebiet agieren die verschiedenen Regionalstellen der örtlichen Kultur- und Kreativbranche. Sie bieten zahlreiche Events, Austauschformate und Weiterbildungen an. Eine hervorragende Möglichkeit, mit anderen Kreativen und Unternehmern ins Gespräch zu kommen.
In meinen Workshops sind oft Fotografen, die neben dem fachlichen Input neue Kollegen kennenlernen wollen, um nicht nur ihren Horizont zu erweitern, sondern auch ihr Netzwerk. Es ist nicht zu unterschätzen, welche spannenden beruflichen Verbindungen sich daraus ergeben können. Aber nur ein kleiner Teil der Fotografen in meinen Workshops und Coachings sind in Berufsverbänden. Von ihnen wiederum nutzen nur wenige die Vorteile und Möglichkeiten innerhalb des Verbandes für Ihre Ziele. Ich denke, Fotografen sind oft Einzelgänger, die den Wert von aktiver Vernetzung noch nicht erkennen. Zudem haftet den Verbänden das negative Image an, sie seien nur eine Plattform für Nörgler und Zeitfresser. Produktives käme selten dabei raus. Das ist schade.
Einmal gut vernetzt bringen Kontakte auf Dauer Empfehlungen, Job-Kooperationen und neue Anfragen. Immerhin, rund 80 % der Jobs sind auf Empfehlungsmarketing aus dem eigenen Netzwerk zurückzuführen. Sparen Sie sich die Kaltakquise! Machen Sie sich klar, welche guten Kontakte Sie haben und überlegen Sie bei jedem einzelnen, wie Sie mit der Person in Verbindung bleiben können. Denn daraus entstehen nachhaltige Empfehlungen und tragfähige berufliche Beziehungen.
Und wie allein sind Sie?
Silke Güldner coacht Fotografinnen und Fotografen dabei, ihr Potenzial und ihre Kompetenz im Foto-Business zu entwickeln, zu präsentieren und zu verkaufen.
www.silkegueldner.de