Mit einem, auch nach internationalen Maßstäben beeindruckenden Angebot präsentiert sich OstLicht am 19. November 2021 in seiner 24. Foto-Auktion einmal mehr als Drehscheibe für arrivierte Sammler. Darüber hinaus bietet Galeriebesitzer Peter Coeln mit attraktiven Losen aus dem mittleren und unteren Preissegment auch Neueinsteigern die Chance, in die Welt der Fotokunst einzutauchen.
Es ist ein Bild, das jeder kennt und dass seinen Reiz trotz vielfacher Reproduktion nie verloren hat: Derrière la Gare Saint-Lazare (Hinter dem Bahnhof Saint-Lazare) ist Henri Cartier-Bresson 1932 das geniale Bild seines inzwischen legendären „Pfützenspringers“ gelungen. Die meisterhafte Aufnahme steht wie keine andere für seine, erst zwanzig Jahre später im Fotobuch Images à la Sauvette (engl. The Decisive Moment) erläuterte fotografische Herangehensweise. Der springende Mann ist einen Sekundenbruchteil vor jenem Augenblick erfasst, wo er mit dem Fuß die glatte Wasserfläche berührt und die perfekte Spiegelung zerstört hätte. Dieses Motiv der Verdopplung findet sich mehrere Male und in komplexen Verschränkungen in dieser Ikone der Fotografie, die in einem exzellenten, sehr seltenen großformatigen Ausstellungsprint aus dem Jahr 1960 zur Versteigerung kommt und mit Sicherheit zu den begehrtesten Losen der 24. OstLicht Photo Auction zählen wird (Schätzpreis: 30.000 – 35.000 €).
Unter Sammlern nicht weniger begehrt dürfte Robert Franks Aufnahme aus dem Candy Store, 86th Street sein, die er 1958 für sein bahnbrechendes Buch The Americans aufgenommen hat. Für den vor zwei Jahren verstorbenen Fotografen war die Ansammlung von Teenagern, die sich um eine Jukebox drängen eines der paradigmatischen Motive, mit denen er den US-amerikanischen Lebensstil der 1950er Jahre treffend, wie kein anderer beschrieb. OstLicht versteigert den rund 60 Jahre alten, gut erhaltenen Vintage Print dieser Aufnahme, die u.a. auch zu den Highlights der der Sammlung des Art Institute of Chicago zählt (Schätzpreis: 35.000 – 40.000 €).
Daneben bilden die zahlreichen Exponate aus der österreichischen Fotografiegeschichte einen Schwerpunkt des insgesamt 181 Lose umfassenden, von Galeriebesitzer Peter Coeln persönlich kuratierten Auktionsportfolios. Darunter herausragend ist eine rare Editionsbox mit 15 Fotografien von Ferdinand Schmutzer, die unter anderem Porträts von Albert Einstein, Sigmund Freud und die letzte Aufnahme von Thronfolger Franz Ferdinand enthält. Die hochwertigen Abzüge wurden von Original-Glasnegativen aus dem seit dem Tode von Schmutzer im Jahre 1928 unbeachteten und vor mehr als 20 Jahren von Peter Coeln wiederentdeckten Archiv angefertigt und zählen zu den beeindruckendsten Arbeiten heimischer Provenienz (Schätzpreis: 7.000 – 9.000 €).
Außerdem im Angebot:
• Mario Giacomelli, »Pretini«, 1961
Die tanzenden Priester, im Originaltitel Pretini, die Mario Giacomelli 1961 für seine eindringliche Fotoserie Lo non ho mani che mi accarezzino il volto (Ich habe keine Hände, die mein Gesicht streicheln) im Priesterseminar von Senigallia fotografiert hat. Die unverwechselbare Aufnahme voll poetischer Intensität hat einen Schätzpreis von 8.000 – 10.000 € und wird mit einem Startpreis von 4.600 € ausgerufen.
• Ein Stillleben mit Tomaten von Heinrich Kühn aus 1911, das zu den gelungensten Motiven dieses Genres zählt und den in Innsbruck lebenden Fotografen endgültig zu einem der bedeutendsten Vertreter des Piktorialismus machte (Schätzpreis: 8.000 – 10.000 €).
• Gustav Klimt, der mit gleich zwei Porträts in der Auktion vertreten ist. Eines stammt aus einer 1904 aufgenommen Porträtserie, von der sich vier Kontaktabzüge in der Österreichischen Nationalbibliothek befinden. In dem äußerst seltenen Print auf Bromsilberpapier wird der konzentrierte Blick des damals 42-jährigen Malers durch die Aussilberungen in den Randzonen reizvoll gesteigert. Von wem die Aufnahme gemacht wurde, konnte die Forschung noch nicht endgültig klären, doch Moriz Nährs Urheberschaft steht zumindest in Diskussion (Schätzpreis: 10.000 – 12.000 €).
• Moriz Nähr ist auch der Fotograf des deutlich bekannteren Porträts von Gustav Klimt aus dem Jahr 1917, das den Maler vor seinem Atelier in der Hietzinger Feldmühlgasse zeigt. Ein Jahr vor Klimts Tod aufgenommen, gilt es als die letzte Porträtaufnahme des Ausnahmekünstlers (Schätzpreis: 8.000 – 10.000 €).
• Der von August Sander 1929 in seinem legendären Werk Antlitz der Zeit veröffentlichte Lackarbeiter. Die Aufnahme zählt zu den bekanntesten Motiven dieser bahnbrechenden fotografischen Gesellschaftsanalyse der Weimarer Republik, mit der Sander zum Wegbereiter der konzeptionellen Fotografie wurde (Schätzpreis: 10.000 – 12.000 €).
• Elf Lose aus drei Werkgruppen von Franz Hubmann, in denen der österreichische Vorreiter des modernen Bildjournalismus das »ungeschminkte Leben« der Künstler, der Stadt und im Café Hawelka eingefangen hat. Mit der Rückenansicht einer beleibten Einkäuferin am Brunnenmarkt nahm er Kompositionsprinzipien vorweg, die er später als stilbildender Fotograf des Magazins magnum perfektionieren sollte (Schätzpreis: 4.000 – 5.000 €).
• Fünf herausragende Beispiele der Aktionsfotografie von Rudolf Schwarzkogler, die zu den bedeutendsten Exponaten der Neoavantgarde der 1960er Jahre zählen. Besonders der aus seiner wichtigen 3. Aktion aus 1965, von Ludwig Hoffenreich fotografierte und 1970 geprintete, großformatige Abzug und gilt als besondere Rarität (Schätzpreis: 15.000 – 17.000 €).
• Eine von VALIE EXPORT fotografierte Konfigurationsstudie aus 1973, in der sich die österreichische Künstlerin im landschaftlichen Raum positioniert und damit patriarchale Sichtweisen auf den weiblichen Körper aufbrechen wollte (Schätzpreis: 16.000 – 18.000 €).
• Chicago Demo, Tear Gas, fotografiert von Alfons Schilling bei den Straßenunruhen anlässlich des Parteikonvents der US-Demokraten Ende August 1968. Der in Wien lebende (Aktions)Künstler visualisierte die bis heute umstrittene Ereignisse in einem komplexen Gemenge von Bildräumen, in dem sich mehrere Aufnahmen überlagern. Schillings Linsenrasterbilder sind gesuchte Unikate und kommen im angebotenen Format äußerst selten auf den Markt (Schätzpreis: 30.000 – 35.000 €).
• Das von Lennart Nilsson 1965 unter dem Titel Foetus 18 weeks am Cover des Life Magazin veröffentlichte Bild eines Ungeborenen, das zerbrechlich und fast transparent vor einem dunklen Hintergrund zu schweben scheint. Die bis dahin unbekannte Ansicht und die Ästhetik des Bildes trafen den Nerv der von Umbrüchen zerrissenen 1960er Jahre und sorgten dafür, dass die 8 Millionen-Auflage von Life schneller ausverkauft war als die Ausgaben über die Mondlandung oder das Kennedy-Attentat. Diese Ikone der Fotografie wird als großformatiger, signierter Platinum Print angeboten (Schätzpreis: 7.000 – 9.000 €).
Der 140 Seiten starke Auktionskatalog enthält neben hochwertigen Reproduktionen detaillierte Beschreibungen über Inhalt und Geschichte der angebotenen Fotografien. Der unter Sammlern inzwischen selbst als Kultobjekt gehandelte Band kann ab sofort bestellt werden (Schutzgebühr: 25 € inklusive Versand und MwSt.).
https://www.ostlicht-auction.com